NS-Quellen

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zum Begriff

Dieser Überblicksartikel behandelt Quellen zur NS-Zeit, die im Wiener Stadt- und Landesarchiv verwahrt werden und unterteilt sich dabei in Quellen, die während der NS-Zeit und in Quellen, die nach Ende der NS-Zeit entstanden sind. Es handelt sich dabei um eine nicht vollständige Liste, die sich derzeit im Aufbau befindet.[1]

Für die Recherche und die Suche nach personenbezogenen Akten ist in der Regel die Kenntnis von Name und Geburtsdatum der gesuchten Person notwendig. Akten, die der erweiterten Schutzfrist für personenbezogene Daten nach dem Wiener Archivgesetz unterstehen, können unter bestimmten Voraussetzungen eingesehen werden.[2]

Quellen, die während der NS-Zeit entstanden sind

Dazu gehören beispielsweise Akten des Sondergerichts, die Gestapo-Kartei, Unterlagen des Gauamts für Sippenforschung und des Rassenpolitischen Amts.

Quellen, die nach der NS-Zeit entstanden sind

Zu diesen zählen Quellen, die etwa in Folge des Verbotsgesetzes, der Rückstellungsgesetze, oder der Vermögensentziehungsanmeldungsverordnung (VEAV) entstanden sind. Diese können beispielsweise über eine Mitgliedschaft in der NSDAP oder eine Ihrer Vor- bzw. Umfeldorganisationen Auskunft geben, zum Beispiel: Akten zur NS-Registrierung, Gauakten, Kartei zu den 'Gauakten', Strafakten des Volksgerichts Wien bzw. des Landesgerichts für Strafsachen Wien. Oder zu entzogenem Vermögen, wie VEAV-Akten oder Akten der Rückstellungskommissionen. Weiters Quellen zur Entschädigung von Opfern des Nationalsozialismus, wie Opferfürsorgeakten.

Zu den wichtigsten Quellen für Recherchen zur NSDAP-Mitgliedschaft einer Person zählen die Akten der NS-Registrierung, die Gauakten sowie die Akten des Volksgerichts Wien.

NS-Registrierung

Die Registrierung von ehemaligen Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten wurde durch das Verbotsgesetz vom Mai 1945 festgelegt. Um die Erfassung und Registrierung von Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten durchzuführen, wurde am 11. Juli 1945 die NS-Registrierungs-Verordnung erlassen. Infolgedessen wurden Menschen, die zwischen 1933 und 1945 Mitglied der NSDAP oder einem ihrer Wehrverbände, wie der SS oder der SA gewesen waren, aufgefordert, sich zur Registrierung zu melden. In Wien begann die NS-Registrierung bereits im Juli 1945. Die Akten zur NS-Registrierung werden über eine alphabetische Kartei erschlossen. Für die Bestellung der Akten ist die Kenntnis von Name und Geburtsdatum der gesuchten Person notwendig. Siehe NS-Registrierungsakten.

Quelle: Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A42 - NS-Registrierung - Registrierungs- und Einspruchsakten

Gauakten und Kartei zu den Gauakten

Die im Wiener Stadt- und Landesarchiv verwahrten Gauakten sind verschiedene Unterlagen aus dem Bereich der Kreisleitungen und Ortsgruppen der NSDAP des Gaues Groß-Wien.[3] Sie wurden nach kurz nach Kriegsende 1945 von der Bundespolizeidirektion Wien eingezogen und in den folgenden Monaten und Jahren durch zusätzliche Quellen ergänzt. Die Gauakten stellen eine wesentliche Quelle für die Biografien von NSDAP-Mitgliedern dar.

Die Gauakten werden durch eine phonetische Namenskartei erschlossen. Die Karteikarten enthalten teilweise mehr Information als die Akten selbst. Für die Anlegung der Kartei wurden verschiedene Materialien aus der NS-Zeit herangezogen und zitiert, etwa SS-Karteikarten, SS-Stammkarten oder Mitgliederlisten. Manche Karteikarten geben den Schriftwechsel der Bundespolizeidirektion Wien mit anderen Entnazifizierungsbehörden oder den Bezirkspolizeikommissariaten wieder, manche enthalten Hinweise auf Volksgerichtsverfahren. Siehe Gauakten, Kartei zu den 'Gauakten'

Quellen:

Volksgerichtsakten

Der Kabinettsrat der Österreichischen Provisorischen Regierung beschloss am 8. Mai 1945 die Einrichtung von Volksgerichten zur Ahndung von Verbrechen nach dem Gesetz zum Verbot der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) („Verbotsgesetz") und dem Kriegsverbrechergesetz. Die Zuständigkeit des Volksgerichts Wien erstreckte sich auf den gesamten Sprengel des Oberlandesgerichts Wien. Die vom Volksgericht Wien angelegten Strafakten ("Vg Vr-Strafakten") werden im Wiener Stadt- und Landesarchiv verwahrt. Prozesse zum Verbots- und Kriegsverbrechergesetz wurden nach der Abschaffung des Volksgerichts vor dem Landesgericht für Strafsachen Wien verhandelt.

Quelle: Wiener Stadt- und Landesarchiv, Volksgericht, A1 - Vg Vr-Strafakten

Opferfürsorgeakten

Die Akten nach dem Opferfürsorgegesetz wurden in zwei Gruppen angelegt: Entschädigungen (E) und Renten (R). E-Akten betreffen Anträge und Bescheide zu einmaligen Entschädigungszahlungen. R-Akten beinhalten Antrag, ärztliche Befunde und Bescheide zu dauernden Rentenzahlungen. Renten können auch von Hinterbliebenen (Ehegatten oder Kindern der Opfer) beantragt werden.

Die Akten enthalten Anträge und Bewilligungen bzw. Ablehnungen der Entschädigung oder Anträge auf Opferausweise, Anträge auf Amtsbescheinigungen oder Ersuchen um Informationen über Entschädigungsmöglichkeiten. Weiters, in unterschiedlichem Umfang, Unterlagen, die zur Bezeugung des Opferstatus vorgelegt werden mussten. Darunter sind: Meldebestätigungen, Staatsbürgerschaftsnachweise, ärztliche Gutachten über Spätfolgen, Zeugenaussagen zu Flucht oder Haft, in geringem Umfang auch persönliche Dokumente und Briefe.

Quellen:

Quellen mit indirektem NS-Bezug

Neben den historischen Quellen, die innerhalb der NS-Zeit entstanden sind oder in der Nachkriegszeit über jene Zeit erstellt wurden, gibt es auch eine Reihe von Quellen, die für die Aufarbeitung von Ereignissen innerhalb der NS-Zeit relevant sind, aber nicht mit dem expliziten Ziel geschaffen wurden, diese Zeit zu dokumentieren.

  • Historische Meldeunterlagen: Sie belegen Wohn- und Verwandtschaftsverhältnisse, Beruf und teilweise auch politische Funktionen in der NS-Zeit sowie Flucht oder Deportation von Opfern des NS-Regimes.
  • Grundbücher: Grundbücher belegen die Besitzverhältnisse in der NS-Zeit und sind damit eine wichtige Quelle für Arisierungen.

Gedruckte Quellen

Literatur

  • Walter Schuster, Wolfgang Weber: Entnazifizierung im regionalen Vergleich: Der Versuch einer Bilanz. In: Entnazifizierung im regionalen Vergleich. Hg. von Walter Schuster, Wolfgang Weber. Linz: Archiv der Stadt Linz 2004
  • Brigitte Rigele: Entnazifizierung in Wien. In: Entnazifizierung im regionalen Vergleich. Hg. von Walter Schuster, Wolfgang Weber. Linz: Archiv der Stadt Linz 2004, S. 321-335
  • Karin Berger / Nikolaus Dimmel / David Forster / Claudia Spring / Heinrich Berger: Vollzugspraxis des „Opferfürsorgegesetzes“. Analyse der praktischen Vollziehung des einschlägigen Sozialrechts (Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission, 29/2). Wien-München: Oldenbourg 2004


Weblinks

Einzelnachweise

  1. Informationen zu weiteren Quellen für Wien und Österreich finden sich unter https://www.ns-quellen.at
  2. Siehe § 10 (2) Wr.ArchG: Archivgut, das schutzwürdige personenbezogene Daten im Sinne des § 1 Abs. 1 Datenschutzgesetz 2000 enthält, unterliegt einer verlängerten Schutzfrist, die erst mit dem Tod der betroffenen Person endet, es sei denn, die betroffene Person hat einer Einsichtnahme schon zu Lebzeiten ausdrücklich zugestimmt. Ist der Todestag nicht feststellbar, endet die Schutzfrist 110 Jahre nach der Geburt der betreffenden Person (Wiener Archivgesetz, LGBl. Nr. 55/2000).
  3. Die im Wiener Stadt- und Landesarchiv verwahrten Gauakten der Staatspolizeilichen Abteilung der Bundespolizeidirektion Wien dürfen nicht mit den im Österreichischen Staatsarchiv, Archiv der Republik, befindlichen Gauakten verwechselt werden. Siehe dazu: Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik: Bestand Gaupersonalamt des Reichsgaues Wien ("Gauakten")