Otto Kerry
Otto Kerry, * 11. Dezember 1913 Czernowitz, Bukowina, † 30. November 1981 Wien, Schauspieler, Verleger.
Biografie
Otto Kerry wurde im Dezember 1913 in Czernowitz geboren. Seine Familie - die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Kohn hieß - kam aus Mähren und ihr entstammen auch Fritz Kerry (1916-1990), Ottos Bruder und erster Geiger bei den Wiener Philharmonikern, der Wiener Arzt und Chemiker Richard Kerry, die Malerin Christl Kerry (1889-1978) sowie der amerikanische Politiker John F. Kerry.
In Wien besuchte er in den 1930ern die Schauspielschule von Rudolf Beer und machte seine ersten Bühnenerfahrungen 1937/38 am Theater an der Wien. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs unterbrach dieses erste Engagement und er wurde zum Wehrdienst eingezogen. Noch während des Krieges gelang es ihm aber zur Bühne zurückzukehren und er spielte 1941 bis 1942 an verschiedenen kleinen deutschen Theatern - etwa dem Stadttheater Mährisch Ostrau, aber auch Theater in Gera und Metz.
Nach 1945 hatte er vorerst Engagements an verschiedenen Wiener Bühnen wie dem Kabarett Wiener Werkel oder dem Theater in der Josefstadt. Schon 1947 wurde er Mitglied des Ensembles am Wiener Burgtheater. Dort gehörte er zwar nicht zur ersten Reihe der Stars, wurde aber in zahlreichen Nebenrollen in wichtigen Inszenierungen von Schiller, Shakespeare und Ibsen besetzt - wenige Wochen vor seinem Tod stand er dort am 27. September 1981 zuletzt auf der Bühne. Zudem spielte er in Film- und Fernsehproduktionen - etwa dem Heimatfilm "Der Wallnerbub" mit Kolleginnen und Kollegen wie Ewald Balser, Josef Meinrad und Käthe Gold. Eine "Liliom"-Aufführung des Burgtheaters wurde 1963 fürs Fernsehen aufgezeichnet - hier spielte Kerry mit Josef Meinrad, Susi Nicoletti und Hans Moser. Auch in der österreichischen Fernsehserie "Oberinspektor Marek" spielte er 1970 in der Folge "Perfekter Mord" neben Fritz Eckhardt in der Titelrolle den Dr. Wöltz. Kerry war außerdem als Schauspiellehrer tätig und unterrichtete etwa die Schauspielerin Emmy Werner.
Schon 1954 brachte er im eigenen Kleinverlag eine erste kleine Karl-Kraus-Bibliographie heraus, aus der dann 1970 das bibliographische Standardwerk der Kraus-Forschung hervorging - Nachträge folgten 1973 und 1975. Sigurd Paul Scheichl hielt in seinem Nachruf auf Kerry in den "Kraus-Heften" fest, dass Kerrys Leistung als Bibliograph umso mehr imponiert, als er sie nur als Sammler und ohne Hilfe eine Bibliotheksapparats zustande brachte. Öffentliche Bibliotheken wandten sich übrigens auch an Kerry, wenn Wünsche nach entlegener Kraus-Literatur an sie herangetragen wurden. Kerry verlegte zudem die Werke von Bernhard Scheichelbauer und auch ein Reprint der bekannten Musikzeitschrift 23 erschien in seinem Verlag.
Ab 1952 war er Mitglied der Freimaurerloge Lessing zu den 3 Ringen und 1960 Gründungsmitglied der Loge Libertas.
Die Wienbibliothek im Rathaus bewahrt eine Sammlung Otto Kerry (ZPH 977), die Korrespondenzen mit Krausianern in aller Welt - Ludwig von Ficker, Michael Guttenbrunner, Werner Kraft, Ernst Krenek und Harry Zohn - enthält.
Quellen
- Wienbibliothek im Rathaus: Partezettel und Todesanzeigen : Otto Kerry : Professor, Kammerschauspieler gest. 30.11.1981 Hietzinger Friedhof, E-74842
- Wienbibliothek im Rathaus: Dokumentation zu Otto Kerry, TP-025043
Literatur
- Sigurd Paul Scheichl: Zur Erinnerung an Otto Kerry, in: Kraus-Hefte 22/23, April/Juli 1982 München: edition text+kritik 1982, S. 31-32.
- Otto Kerry: Karl-Kraus-Bibliographie. Mit einem Register der Aphorismen, Gedichte, Glossen und Satiren. München: Kösel 1970.
- Johann Caspar Glenzdorf: Glenzdorfs internationales Film-Lexikon. Biographisches Handbuch für das gesamte Filmwesen. Band 2, Bad Münder: Hed–Peis. Prominent-Filmverlag 1961, S. 816.
- Herbert A. Frenzel, Hans Joachim Moser [Hg.]: Kürschners biographisches Theater-Handbuch. Schauspiel, Oper, Film, Rundfunk. Deutschland, Österreich, Schweiz. Berlin: De Gruyter 1956, S. 349–350.
Otto Kerry im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.