Pallavicinipalais

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Das Palais gegen den Josefsplatz, 1823
Daten zum Bauwerk
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48° 12' 23.79" N, 16° 22' 3.27" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Pallavicinipalais (1, Josefsplatz 5; Pallavicini-Fries-Palais).

Hier stand das Majoratshaus der Grafen Salm, das im 16. Jahrhundert Niklas Graf Salm († 1530) gehörte. Hektor Graf Salm verkaufte es 1559 an Ferdinand I., danach wurde es Eigentum Erzherzog Carls und kam von diesem 1582 an Erzherzogin Elisabeth (Witwe nach König Karl IX. von Frankreich), die das Gebäude mit anderen Liegenschaften zur Gründung des Königinklosters verwendete. Nach dessen Aufhebung durch Joseph II. (1782) kam es zu einer Aufteilung seiner Trakte. Noch 1782 kam der Besitz an Johann Graf Fries, der durch Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg 1783/1784 das Pallavicinipalais erbauen ließ (nachdem er den östlichen Teil des Klosters, das ehemalige Salm-Hofkirchnersche Haus, dazugekauft hatte). 1789 vererbte er das Palais an seinen Sohn Moritz Graf Fries, der es großartig ausstattete und im ersten Stock seine umfangreichen Sammlungen (300 Gemälde, 100.000 Graphiken, 16.000 Bücher) unterbrachte. Als Fries 1826 in Konkurs ging, wurde der Besitz noch im selben Jahr von Georg Simon von Sina erworben, von dem er 1842 durch Kauf an Alphons Marchese Pallavicini kam.

1873 erbte sein Sohn Alexander Marchese Pallavicini, der das Stiegenhaus und die Festräume umgestalten ließ, 1933 dessen Sohn Karl Pallavicini. Die vier weiblichen Portalfiguren (Karyatiden) sind Schöpfungen Franz Anton Zauners (1786; sie verursachten einen Skandal). Vier große steinerne Vasen (mit Darstellung der vier Erdteile [ohne Australien]), ebenfalls von Zauner, standen ursprünglich vor dem Palais, wurden jedoch von Moritz Graf Fries in seinen Schlosspark in Vöslau gebracht. Im Hof des Pallavicinipalais stand die älteste in Österreich feststellbare Akazie (von den Clarissinnen des Königinklosters gepflanzt, 1828 gefällt). Im ehemaligen Pferdestall eröffnete Willy Elmayer-Vestenbrugg am 19. November 1919 eine Tanzschule. Sitz des Wiener Rennvereins (der nach 1945 die Tradition des früheren Jockey-Clubs fortsetzte).

Siehe auch: Cortisches Kaffeehaus

Quellen

Literatur

  • Anna Mader-Kratky: Das Palais Fries am Wiener Josefsplatz. Ein Bau im Kreuzfeuer der Kritik. In: Querschnitt. Aktuelle Forschungen zur Habsburgermonarchie im 18. Jahrhundert. Hg. von Marion Romberg, Mona Garloff, Doris Gruber, Manuela Mayer. Wien: Böhlau 2023, S. 137-163
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 87
  • Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 98
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 6, 2. Teil. Wien ²1957 (Manuskript im WStLA), S. 313-315; 321 f.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 77 f.
  • Karl Kobald: Klassische Musikstätten (1929), S. 105 ff.
  • Kurt Blauensteiner: Gerards Bildnis des Reichsgrafen Fries. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 1939-1989 Band 2 (1940), S. 121 ff.
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 41
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 264ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, 340f. (Friespalais)