Raiffeisen-Sektor

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Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Firma
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1898
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Benannt nach
Prominente Personen
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Gebäude

Raiffeisen Zentralbank Österreich AG (RZB; 3., Am Stadtpark 9). Das Gebäude der RZB wurde 1984-1989 durch die Porr AG errichtet und am 2. Oktober 1989 in Betrieb genommen. Gleichzeitig mit der Inbetriebnahme des neuen Hauses erfolgte die Umbenennung des 1927 gegründeten Instituts von "Genossenschaftlicher Zentralbank AG" in "Raiffeisen Zentralbank Österreich AG".)

Siehe:

Gründung in Niederösterreich

Im Unterschied zu anderen Sektoren der österreichischen Kreditwirtschaft liegen die Wurzeln der Raiffeisen-Bankengruppe nicht in Wien. Die Idee des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens geht auf den deutschen Bürgermeister Friedrich Wilhelm Raiffeisen (Raiffeisendenkmal) zurück, der - konfrontiert mit den wirtschaftlichen Problemen der Landbevölkerung - 1862 in Anhausen (im Westerwald) den ersten Darlehenskassenverein gründete (siehe Raiffeisen).

Im Dezember 1886 wurde in Mühldorf bei Spitz an der Donau die erste österreichische Raiffeisenkasse eröffnet. Dank der Unterstützung durch das Kronland Niederösterreich entstanden in den nächsten 10 Jahren mehr als 400 weitere Gründungen, was auch in anderen Kronländern zum Vorbild wurde. Bis zum Ende der Monarchie wuchs die Zahl der Raiffeisenkassen in der österreichischen Reichshälfte auf mehr als 8.500 an, rund 1.600 davon im Gebiet des heutigen Österreich. Der wirtschaftliche Erfolg der Raiffeisenkassen ermutigte zum Aufbau von Waren- und Verwertungsgenossenschaften. Der Gründung der ersten Lagerhausgenossenschaft in Pöchlarn (1898) folgte eine Welle von weiteren Gründungen von Molkerei-, Winzer-, Weide-, Rinderzucht-, Spiritusbrennerei- und Elektrizitätsgenossenschaften.

Zentralkasse / Landesbank

Die zunehmende Zahl von Raiffeisenkassen und deren wachsende Geschäftstätigkeit machte die Schaffung von zentralen Geldausgleichstellen erforderlich. So wurde 1898 von den 433 bestehenden Raiffeisenkassen die "Niederösterreichische Genossenschafts-Zentralkasse" gegründet (heute Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien), die ihren Sitz anfangs im Niederösterreichischen Landhaus in der Herrengasse 13 hatte. 1922 übersiedelte sie in den Matschakerhof in der Seilergasse 6, wo sie zusammen mit weiteren genossenschaftlichen Zentralstellen als "Haus der landwirtschaftlichen Genossenschaften" in Erscheinung trat. In den 1950er-Jahren wurde der Matschakerhof mit dem benachbarten Allandhaus in der Seilergasse 8 verbunden, um die Büroräume zu erweitern. 1975 übersiedelte die Zentralkasse in das neu errichtete Bürohochhaus am Donaukanal am heutigen Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Platz 1, das 2012 um einen Zubau erweitert wurde (Raiffeisen Zentralbank Österreich AG).

Raiffeisen-Bankstellen in Wien

Die ersten Gründungen von Raiffeisenkassen auf heutigem Wiener Stadtgebiet waren zwar schon 1894 in Stammersdorf und 1921 in Strebersdorf erfolgt, das spätere Filialnetz geht aber auf die 1961 in Oberlaa gegründete "Raiffeisen-Spar- und Darlehenskasse" zurück, die 1968 in "Raiffeisenbank Wien" umbenannt wurde. 1961 wurden in Wien die Raiffeisen-Bausparkasse, 1969 ein Reisebüro und die Raiffeisenversicherung gegründet. Ebenfalls am Beginn der 1960er Jahre wurde das Belegwesen vereinheitlicht und mit der elektronischen Datenverarbeitung begonnen. 1969 wurde dafür das "Raiffeisen-Rechenzentrum" geschaffen.

Im Jahr 1970 verlegte die Raiffeisenbank Wien ihren Sitz zur Zentralkasse in den Matschakerhof in der Seilergasse. 1977 übersiedelte sie in die Hammer-Purgstall-Gasse 6, ein Nachbargebäude des neuen Raiffeisenhauses am Donaukanal. 1997 wurde die Raiffeisenbank Wien mit der Zentralkasse, die seit 1984 bereits "Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien" hieß, verschmolzen. Derzeit gibt es mehrere Zweigstellen in Wien, eine davon seit 1989 im Looshaus am Michaelerplatz.

Spitzeninstititut

Im Jahr 1927 wurde das Spitzeninstitut der Raiffeisen-Bankengruppe als "Girozentrale der Österreichischen Genossenschaften" gegründet. War es anfangs bloß als Geldausgleichsstelle konzipiert, so wurde bereits ein Jahr später der Geschäftsgegenstand auf alle wesentlichen Bankgeschäfte erweitert, also auf das Einlagen- und Kreditgeschäft, den Devisen- und Valutenverkehr, die Belehnung von Wechseln und die Beteiligung an gleichartigen Genossenschaften. Das Aktienkapital, das bei der Gründung noch zu 60 % von deutschen Genossenschaften, Verbänden und Banken aufgebracht worden war, konnte 1934 zur Gänze von österreichischen Aktionären übernommen werden. 1938 wurde das Institut der Deutschen Zentralgenossenschaftskasse einverleibt und nach Kriegsende wieder den österreichischen Aktionären zurückgestellt. Als "Genossenschaftliche Zentralbank AG" "entwickelte sie sich – neben ihrer Funktion als Raiffeisen-Spitzeninstitut – zu einer Kommerzbank am Wiener Platz. Ab 1989 firmierte sie als "Raiffeisen Zentralbank Österreich AG“ bis sie 2017 fand mit ihrer Tochterbank, der "Raiffeisen Bank International AG" (RBI), verschmolzen wurde.

Die RBI betrachtet heute sowohl Österreich als auch Zentral- und Osteuropa (CEE) als ihren Heimmarkt. In Österreich ist sie als führende Kommerz- und Investmentbank für die Top-1000-Kommerzkunden des Landes tätig. In CEE decken ihre 14 Tochterbanken praktisch die gesamte Region ab. Darüber hinaus umfasst die Gruppe zahlreiche andere Finanzdienstleistungsunternehmen beispielsweise in den Bereichen Leasing, Vermögensverwaltung und anderen Beteiligungen (M&A). Insgesamt werden in 2.400 Geschäftsstellen 16,5 Millionen Kunden im Kommerz- und Privatkundengeschäft sowie Investment Banking betreut, der überwiegende Teil davon in CEE (Stand März 2017). In ausgewählten Ländern werden für vermögende Privatkunden auch Dienstleistungen aus den Bereichen Premium Banking und Private Banking angeboten. Die Aktie der RBI notiert an der Wiener Börse: die Raiffeisen Landesbanken halten 58,8 Prozent, der Rest befindet sich im Streubesitz.

Seinen Sitz hatte das Spitzeninstitut anfangs in 1., Teinfaltstraße 1, wechselte ab 1934 in 1., Seilergasse 6, (Matschakerhof), 1939 in 1., Schauflergasse 6, 1953 in 1.,Schauflergasse 2 / Michaelerplatz 2 (Palais Herberstein) bzw. in das benachbarte Looshaus Michaelerplatz 3 und 1989 in das neuerbaute Haus 3., Am Stadtpark 9.

Verband

Gleichzeitig mit der Zentralkasse wurde 1898 der "Allgemeine Verband ländlicher Genossenschaften in Österreich" als Interessensvereinigung aller österreichischen Raiffeisengenossenschaften gegründet, der bis 1919 auch für Böhmen, Galizien und Bukowina zuständig war. Nach dem Ersten Weltkrieg begann eine Gründungswelle der landwirtschaftlichen Genossenschaften, um die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln zu verbessern. 1960 wurde der Name in "Österreichischer Raiffeisenverband" geändert.

Der Österreichische Raiffeisenverband betreut heute die rund 1.600 Raiffeisen-Genossenschaften in vier Sparten ("Geld", "Ware", "Milch" und "Sonstige"). Von den 1600 Genossenschaften sind 490 Raiffeisenbanken mit insgesamt 1646 Bankstellen, 99 Lagerhausgenossenschaften, 94 Molkereien und andere Milchverwertungsgenossenschaften sowie rund 830 andere Genossenschaften. Die Genossenschaften sind dezentral organisiert, das heißt, dass die wesentlichen betriebswirtschaftlichen und geschäftspolitischen Entscheidungen nicht in einer zentralen Konzernspitze erfolgen, sondern in der einzelnen Genossenschaft vor Ort. Dabei handelt es sich unter anderem um die Wahl der lokalen Eigentümervertreter, die Personalpolitik, die Konditionenpolitik, Unternehmensplanung und Entscheidungen über Kreditgewährungen.

Der gewählte Obmann des Österreichischen Raiffeisenverbandes trägt traditionell den Titel "Generalanwalt" und ist der höchste Repräsentant aller Raiffeisengenossenschaften in Österreich. Der Verband hatte mit Ausnahme weniger Jahre einen gemeinsamen Sitz mit der Zentralkasse bzw. Landesbank Niederösterreich-Wien.

Raiffeisen Bildungseinrichtungen

In den 1920er und 1930er Jahren wurden für Schulungen von Funktionären und Mitarbeitern Genossenschaftsschulen in Loosdorf und Korneuburg eingerichtet. Für den wachsenden Schulungsbedarf der Nachkriegszeit erwarb die Zentralkasse 1951 ein Objekt in der 3., Landstraßer Hauptstraße 138, ein ehemaliges Wohnhaus der Familie Mautner-Markhof, und baute es für Schulungszwecke in die "Rudolf-Buchinger-Schule der landwirtschaftlichen Genossenschaften in Niederösterreich" um.

Im Jahr 1974 wurde auf dem Nachbargrundstück die "Raiffeisen-Akademie" errichtet, wo Ausbildungsprogramme für Führungskräfte und Geschäftsführer aller Genossenschaftssparten in ganz Österreich angeboten wurden. Am Standort in der Steingasse 11-13 war zuvor das Wohnhaus von Josef Engelhart gestanden, dessen ehemaliges Ateliergebäude im dahinter liegenden Park 1976 ebenfalls für Schulungszwecke adaptiert wurde.

Die Liegenschaften in der Landstraßer Hauptstraße sowie in der Steingasse wurden 2016 bzw. 2017 verkauft. Das Bildungsinstitut für Niederösterreich, die Modal GmbH, übersiedelte ins Raiffeisenhaus am Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Platz 1; der Raiffeisen Campus (ehem. Raiffeisen-Akademie) bezog neuen Räumlichkeiten in 2., Trabrennstraße 2A, neben der Wirtschaftsuniversität.

Giebelkreuz als Markenzeichen

In den ersten Jahrzehnten zierte der Bienenkorb die Spar- und Mitgliedsbücher der Raiffeisenkassen. In der Zeit der Eingliederung der Raiffeisenorganisation in die nationalsozialistische deutsche Raiffeisenorganisation wurde der Bienenkorb kurzfristig als Logo vom Giebelkreuz abgelöst. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fand das Giebelkreuz ab 1960 schließlich allgemeine Verbreitung und diente neben der Raiffeisen-Bankengruppe auch den Lagerhausgenossenschaften als gemeinsames Symbol.

Literatur:

  • Raiffeisen in Österreich – Siegeszug einer Idee (Hsg. für den Österreichischen Raiffeisenverband von Ernst Bruckmüller und Wolfgang Werner). NP Buchverlag St.Pölten 1998
  • Walter Rothensteiner: Die Raiffeisenbanken Gruppe Österreich – Erfolg durch Dezentralität und Internationalität. In: Erwin J. Frasl, René Alfons Haiden, Josef Taus (Hg.): Österreichs Kreditwirtschaft – Von der Reichsmark über den Schilling zum Euro. Wien-Graz: Neuer wissenschaftlicher Verlag 2007, S. 109-124
  • Harald Sterk: Bauen in Wien. Das letzte Jahrzehnt 1976 bis 1986. Wien: Herold 1986, S. 132
  • Peter Tomanek: Die ersten 100 Jahre 1898-1998 Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien. Raiffeisen-Landesbank Niederösterreich-Wien