Riemergasse 7
48° 12' 26.43" N, 16° 22' 37.50" E zur Karte im Wien Kulturgut
(1., Riemergasse 7, Zedlitzgasse 2, Jakobergasse 1-3; Konskriptionsnummer 798).
Auf diesem Grundstück befand sich ursprünglich ein Teil des Augustiner-Chorfrauenklosters St. Jakob auf der Hülben, das auch die Grundflächen der Häuser Stadt 796 (besteht heute nicht mehr, Bereich vor heutigem Haus Zedlitzgasse 7), 797 (Zedlitzgasse 4), 799 (Jakobergasse 5) und 800 (An der Hülben 3) einnahm. Nach Aufhebung des Klosters im Jahr 1783 wurde hier die "k.k.Tabak- und Stempel Gefällsdirektion" untergebracht. Später beherbergte das auf einer Grundfläche von 2392 Quadratmetern stehende Haus Stadt 798 auch andere Ämter.
Das heutige sechsgeschoßige Amtsgebäude, das auf einer Grundfläche von 2417 Quadratmetern steht, wurde zwischen 1906 und 1908 von Alfred Keller für die Niederösterreichische Statthalterei (Erweiterung 1908-1909) erbaut, wobei die Jakobergasse angelegt wurde (Inbetriebnahme 1. Mai 1908). Nach der Fertigstellung des City Tower Vienna übersiedelten das Bezirksgericht und das Handelsgericht in diesen. Welche Nutzung das Objekt in der Riemergasse erhalten soll, war 2004 noch nicht entschieden (es wurde auch die Umgestaltung in ein Hotel erwogen). 2024 wurden Pläne für die Adaptierung des Gebäudes bekannt, die neben 25 Wohnungen auch ein Hotel vorsehen.[1]
Die detailreiche Architektur enthält secessionistische und "nationalromantische" Elemente und setzt sich vom Historismus ab. 1909-1911 wurde auf einem angrenzenden Grundstück ein Zubau errichtet. Untergebracht wurden 1912 das Exekutionsgericht (samt Auktionshalle), das Handelsgericht, das Bezirksgericht für Handelssachen und das Bezirksgericht Innere Stadt. Bis 2003 nahm das Gebäude neben einem Teil des Bezirksgerichts Innere Stadt das Exekutionsgericht und das Handelsgericht auf.
In einer Nische des Treppenabsatzes befindet sich die Allegorie der "Justitia" (zuvor stand hier eine Marmorbüste Franz Josephs I. von Lona von Zamboni).
Bombenschäden
Im Februar 1945 durchschlug eine Bombe das Dach der Mittelstiege. Dabei wurde der Mitteltrakt sowie die Auktionshalle zerstört und im dritten und vierten Stockwerk Türen und Fensterstöcke herausgerissen. Im Zuge der Kampfhandlungen kam es im April 1945 zu mehreren Granateinschlägen in das weitläufige Gebäude, das dabei aber keinen großen Schaden erlitt.
Literatur
- Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien 96. Wien 1959-2003, S. 128 ff.
- Das neue Gerichtsgebäude, 1. Bezirk, Riemergasse Nr. 7. 1912
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 4. Wiesbaden: Steiner 1969-1981, S. 491
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 4, 3. Teil. Wien ²1955 (Manuskript im WStLA), S. 672-682