Streit um die Vormundschaft Albrechts IV.
Nach dem frühen Tod von Herzog Albrecht IV. im Jahr 1404 brach ein Konflikt um die Vormundschaft des noch minderjährigen Albrechts V. aus, der mehrere Jahre andauern sollte. Bei einer Versammlung der vier Stände wurde Albrecht als Herrscher und Wilhelm – Angehöriger der Leopoldinischen Linie der Habsburger - als Vormund eingesetzt. Nach dem Tod von Wilhelm 1406 übernahm Leopold IV. die Vormundschaft, während sein Bruder Ernst zunächst leer ausging. Die darauffolgenden Streitigkeiten werden auch als Bruderzwist bezeichnet.
Im Sommer 1407 kam Herzog Ernst mit dem Erzieher Albrechts V., Friedrich von Walsee, nach Wien zurück. Dort hatte sich eine Opposition der Stände gegen Leopold gebildet, wegen des Versuchs seine vormundschaftliche Herrschaft über Österreich in eine Vollherrschaft umzuwandeln. Leopold begab sich daraufhin nach Wiener Neustadt und sagte seinen Gegnern, darunter den Wienern, den Kampf an. Auch Bischof Berthold von Freising stellte sich auf die Seite Leopolds.
Die Unruhen aufgrund der Vormundschaft hielten 1408 und 1409 weiter an. In Wien unterstützten die Handwerker Leopold, während die Bürger auf der Seite von Ernst standen. Folgende Ereignisse sind dazu aus Wien überliefert:
- 5. Jänner 1408: Am Hohen Markt ließ Ernst mehrere Vertreter der Handwerker, einen Krämer, einen Schneider, einen Gürtler, einen Sattler sowie einen Waffenmacher enthaupten.
- 14. Jänner 1408: In Korneuburg wurde ein Waffenstillstand geschlossen. Leopold wird feierlich nach Wien geführt.
- 11. März 1408: Ernst kehrte aus Graz nach Wien zurück. Die Stadt Wien bleibt weiterhin auf der Seite des minderjährigen Albrechts. Daraufhin belastet Leopold die Stadt, das Land und den Klerus mit schweren Abgaben, dennoch steigt der Hass auf die Wiener immer mehr.
- 8. April 1408: Die Wiener zogen auf einen Landtag in Wiener Neustadt, ohne etwas auswirken zu können. Auf einen Rat des Freisinger Bischofs erschienen sie auf einem weiteren Landtag in St. Pölten, auch hier waren ihre Bemühungen vergebens.
- 3. Juni 1408: Bei der Heimkehr der Wiener wurden sie bei Purkersdorf von Wegelagerern überfallen. Ein Bürger fiel, etwa 80 andere – unter ihnen der Bürgermeister – wurden in den Burgen Kogel, Kreuzenstein und zuletzt Dürnberg inhaftiert.
- 14. Juni 1408: Gegen eine Bezahlung von 2.000 Gulden werden die Wiener Bürger am Fronleichnamstag freigelassen. Herzog Leopold und Bischof Berthold von Freising kehrten nach Wien zurück, nachdem sie vergebens die Niederreißung eines Teils der Stadtmauern und die Beseitigung des Schutzes der Vorstädte verlangt hatten. Die Bürger wurden zu hohen Abgaben auf Wein gezwungen, wodurch weiterer Unmut erzeugt wurde. Das einfache Volk intrigierte bei Leopold gegen die Bürger und verlangt, Räte aus dem Rat durch andere zu ersetzen.
- 7. Juli 1408: Der Bürgermeister Konrad Vorlauf wurde gemeinsam mit einer Reihe von Bürger in den Kerker im Haus des Landmarschalls geworfen.
- 11. Juli: Drei der Verhafteten, Vorlauf, Konrad Ramperstorffer und Hans Rockh wurden auf den Schweinemarkt geführt, geblendet und durch das Schwert gerichtet. Sie wurden auf Bahren nach St. Stephan gebracht und dort bestattet, ihr Besitz wird von Leopold konfisziert. Die übrigen werden gegen ein Lösegeld aus der Gefangenschaft entlassen. Danach kommt es zu einer Neuwahl des Rates durch das einfache Volk.
- Nach dem 6. Jänner 1409 : Nach verschiedenen Verhandlungen der Stände untereinander und mit dem Habsburgern söhnen sich Leopold und Ernst aus und halten gemeinsamen Aufenthalt in der Wiener Burg.
- Nach dem 26. Mai 1409: Boten des König Sigmunds von Ungarn erscheinen und forderten, dass die beiden herzoglichen Bürger einen Treueid auf den unmündigen Albrecht leisten sollten. Nachdem dies passierte, versprach Sigmund seine Unterstützung zur Wahrung des Friedens.
- August 1409: Ernst, Leopold und Friedrich kommen nach Wien um ihren Schatz aufzuteilen. Sie teilen ihn durch vier, wodurch Albrecht ein Viertel bekommt. Die herzoglichen Brüder werden dafür kritisiert, dass Albrecht eigentlich Anspruch auf die Hälfte des Schatzes gehabt hätte.
- 3. Juni 1411: Leopold stirbt an einer Beinverletzung in Wien.
- 6. Juni 1411: Albrecht wurde als neuer Landesherr feierlich von Eggenburg, wohin er entführt worden war, nach Wien geleitet.
- Sommer 1411: Ernst und Friedrich beanspruchen weiterhin die Herrschaft. Sie ordneten Plünderungen zwischen Himberg und Wien an. Als Ernst von Wien nach Wiener Neustadt zog, kommt es auf dem Wienerberg zu einer großen Aufregung und Ernst wird vom Volk verspottet. Zeitgleich empfing die Universität Wien Albrecht und demonstrierte dadurch ihre Unterstützung.
Literatur
- Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitgenossen berichten. Wien: Böhlau 1995