Topographie (Ortsbeschreibung)

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Beispiel für eine historische Topographie: Wolfgang Lazius / Heinrich Abermann: Chronica Oder Historische Beschreibung Der Weitberühmten Kayserlichen Haũptstadt Wienn in Oesterreich (1692)
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BildnameName des Bildes Lazius 1692.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Beispiel für eine historische Topographie: Wolfgang Lazius / Heinrich Abermann: Chronica Oder Historische Beschreibung Der Weitberühmten Kayserlichen Haũptstadt Wienn in Oesterreich (1692)


Topographien im Sinne von Ortsbeschreibungen, die im Gegensatz zum universell ausgerichteten Genre der Kosmographie eine eindeutig partikulare Perspektive einnehmen, stellen ab der Neuzeit eine wichtige Quelle zur Wiener Stadtgeschichte dar und sind bis ins 18. Jahrhundert die dominante Form der Stadtbeschreibung.

Gemäß der Darstellung von Kai Kauffmann kann bereits das Genre des Wiener Städtelobs als frühe Form von Wiener Topographie gelten. Mit "Vienna Austriae" (1547, übersetzt und erweitert 1619 durch Heinrich Abermann unter dem Titel "Historische Beschreibung der Weitberümbten, Kayserlichen Hauptstatt Wienn", 1692 unter dem Titel "Chronica Oder Historische Beschreibung…") legte Wolfgang Lazius den wichtigsten Prototypus einer Historischen Topographie vor. Dieses Genre strebte eine umfassende, vollständige Beschreibung der Stadt an und legte einen besonderen Schwerpunkt auf eine chronologische Darstellung der Stadtgeschichte; derlei Historische Topographien dienten zugleich als Reiseführer für die adlige Kavalierstour, was in einem Spannungsverhältnis zu ihrer Tendenz zur Enzyklopädie stand.

In der Folge überliefert sind M. Caspar Maurers "Chronica Wiennensis" (1662) – ein Plagiat der deutschen Fassung von Lazius' Werk – sowie Johannes Matthias Testarello della Massas "Kurze doch eigentliche Beschreibung" (um 1685, nur als Manuskript vorhanden, ÖNB Cod. 8227). Passagen zu Wien fanden auch Aufnahme in die Topographien von Matthäus Merian (Topographia provinciarum austriacarum 1649), Ignaz Reiffenstuell (Germania austriaca 1701), Sigmund von Birken (Donau-Strand 1664; Neuvermehrter Donaustrand 1684 ff) und Johann Christoph Wagner (Christlich- und Türkischer Staedt- und Geschicht-Spiegel 1687).

Zu den bedeutendsten nach Lazius erschienenen Werken der Historischen Topographie Wiens zählen Ignaz Reiffenstuells "Vienna gloriosa" (1700, weitere Auflagen 1703 und 1705; deutsche Übersetzung 1702, weitere Auflagen 1711 und 1716) sowie Antonio Bormastinos in Gesprächsform gehaltene "Historische Erzehlung Von der käyserlichen Residentz-Stadt Wienn" (1715, erweitert 1719 unter dem Titel "Historische Beschreibung" 1719). Casimir Freschots "Memoires de la cour de Vienne" (1705, 2. A. 1705, 3. A. 1706; deutsch 1705 unter dem Titel "Relation von dem käyserlichen Hofe zu Wien") sowie Johann Basilius Küchelbeckers "Allerneueste Nachricht vom Römisch-Kayserlichen Hofe" (1730, ²1732), stellen demgegenüber eine Mischform aus Reisebericht, Hofbericht und Stadtbeschreibung dar.

Inhalte der Historischen Topographie, wie bei Bormastino in Gesprächsform gehalten, finden sich auch in der von Michael G. Hantsch und J.C. Reue verfassten Zeitschrift "Das merckwürdige Wien" (3 Hefte 1727, Buchausgabe 1744, Illustrationen von Salomon Kleiner). Matthias Fuhrmann wiederum konzentrierte sich in "Alt- und Neues Wien" (1738/1739) und "Historische Beschreibung und kurz gefaßte Nachricht von der römischen k. k. Residenz-Stadt Wien und ihren Vorstädten" (vier Hefte, 1766-1770) auf die historische Darstellung.

Mit Beginn des Österreichischen Erbfolgekriegs 1740 endete die Epoche der Kavaliersreisen und damit auch die Zeit der Historischen Topographien; abgelöst wurden letztere in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch das Genre der Statistischen Topographie, die als Nachschlagewerk für Beamte und ein bürgerliches Publikum dienen sollte. Ansätze dazu enthielt bereits Friedrich Wilhem Weiskerns "Topographie von Niederösterreich" (1769/1770), vollständig ausgeprägt findest sich dieses Genre in Ignaz de Lucas Werken, die sich Friedrich Nicolais "Beschreibung der k. Residenzstädte Berlin und Potsdam" (1769; 1779; 1786) zum Vorbild nahmen, aufgrund der dynamischen Stadtentwicklung allerdings unvollendet blieben (Beschreibung der k. k. Residenzstadt Wien, 1785; Wiens gegenwärtiger Zustand unter Josephs Regierung, 1787; Topographie von Wien, 1794).

Im Gegensatz zur enzyklopädisch ausgerichteten Groß-Form der Statistischen Topographie zielte die Praktische Topographie auf Nützlichkeit und Handlichkeit; es handelte sich dabei um kurz gefasste, wiederholt aufgelegte Handbücher, die sich gleichermaßen an die Stadtbevölkerung wie an Reisende richteten; verlegt wurden diese insbesondere bei Joseph von Kurzböck (u. a. Almanach de Vienne, 1773; Almanach von Wien 1774; Neueste Beschreibung aller Merkwürdigkeiten Wiens 1779; Neuester wienerischer Wegweiser 1792).

Eine weitere Nachfolge fanden die Statistischen Topographien in Form der Geographisch-Statistischen Fachzeitschriften (Journal der Literatur und Statistik, 1782; Staatsanzeigen von den kaiserl. königl. Landen, 1784f, beide herausgegeben von Ignaz de Luca) sowie durch das sich explizit von der Topographie abgrenzende Genre des "Wiener Tableau" etwa eines Johann Pezzl (Skizze von Wien, 1786–1790).

Literatur

  • Kai Kauffmann: "Es ist nur ein Wien!" Stadtbeschreibungen von Wien 1700 bis 1873. Geschichte eines literarischen Genres der Wiener Publizistik. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 1994, S. 23 f, 45-99
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 150–182