Wärmestuben
Zwischenkriegszeit
Wärmestuben bildeten eine Ergänzung zur Obdachlosenfürsorge (Obdachlosenheim). Die fünf Wärmestuben (3., 10., 14., 16. und 20. Bezirk) des 1922 gegründeten Wiener Wärmestuben- und Wohltätigkeitsvereins ("Moritz Freiherr von Königswarter'sche Stiftung für Wärmestuben") wurden von der Gemeinde Wien betrieben. Als der Vertrag am 6. Dezember 1923 ablief und der Verein finanziell außerstande war, die Wärmestuben selbst zu betreiben, übernahm die Gemeinde Wien neuerlich die Betriebsführung.
1926/1927 wurde auch im 19. Bezirk eine Wärmestube betrieben, im Februar 1929 wurde aufgrund der extremen Temperaturen eine Tageswärmestube am Vogelweidplatz (15) eröffnet, die hauptsächlich von Arbeitslosen genutzt wurde (außerdem waren im Februar 1929 auch 94 Schulen als Wärmestuben für Kinder eingerichtet [im Tagesdurchschnitt Betreuung von 4.518 Kindern]), 1930 eine weitere 11, Braunhubergasse 3. Die Besucher erhielten morgens und abends (in Notwärmestuben auch mittags) kostenlos Suppe und Brot. Der Verein wurde 1969 aufgelöst.
(Nach)Kriegszeit
Wärmestuben erhielten in den Kriegs- und Nachkriegszeiten der beiden Weltkriege eine besondere Bedeutung, wobei es sich überwiegend um eine Energiesparmaßnahme handelte (da die Wohnungen in dieser Zeit ungeheizt bleiben konnten), wobei sich die Wärmestuben vielfach zu Kommunikationszentren vor allem älterer Bewohner entwickelten.
Der strenge Winter 1945/46 veranlasste das Wohlfahrtsamt der Stadt Wien 41 Wärmestuben in den Bezirken 1-21 einzurichten die von 14 bis 20 Uhr geöffnet waren. Besucher erhielten ein kostenloses Heißgetränk, welches je zu 50 Prozent vom Bundesministerium für soziale Verwaltung und der Gemeinde Wien finanziert wurde. Die Eröffnung fand am 6. Jänner 1946 statt. Die Besucherzahl lag im ersten Quartal 1946 bei rund 700.000, im Winter 1946/47 bei rund 500.00, wobei die Wärmestuben bereits Mitte November 1946 geöffnet wurden. Erst in 1947/48 sank die Besucherzahl beträchtlich.
Literatur
- Verwaltungsberichte der Stadt Wien 1923 ff.
- Marion Breitner: Hinter der Front. Zur Versorgungslage der Zivilbevölkerung im Wien des ersten Weltkriegs. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 50(1994), S. 229 ff., besonders S. 249