Lehmann (Adressbuch)

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"Arbeitszimmer des kaiserlichen Raths Lehmann."
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 25.03.2024 durch WIEN1.lanm08gat
BildnameName des Bildes WSTLA Archivbibliothek K 1719 35.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll "Arbeitszimmer des kaiserlichen Raths Lehmann."

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Lehmann, Wiener Adressbuch.

"Redaktionslocal im Gebäude der k. k. Polizeidirection am Schottenring."

Vorläufer gab es in den Hof-, Staats- und Behördenverzeichnissen (später Staatsschematismen) sowie in Häuser- und Straßenverzeichnissen, Almanachen und Kalendern sowie Mitglieder-Verzeichnissen von Handwerksinnungen. Staatskalender beziehungsweise –Schematismen gab es regelmäßig ab 1702 (Behördenadressen, ab 1848 auch Privatadressen von Honoratioren und Beamten). Aus den seit dem 16. Jahrhundert erscheinenden Kalendern entwickelten sich Merkantil- und Kommerzialschematismen.

Im Juni 1859 erschien erstmals das "Allgemeine Adreß-Buch nebst Geschäfts-Handbuch für die kaiserlich-königliche Haupt- und Residenz-Stadt Wien und deren Umgebung", herausgegeben von Adolph Lehmann, verlegt bei Friedrich Förster bzw. ab 1861 (nunmehr: "Lehmann's Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger von Wien") in der Staatsdruckerei. In weiterer Folge wurde das Adressbuch 1864-1867 im Verlag C. Gerolds Sohn, 1868 bei Tendler & Co. und ab 1870 bei Alfred Hölder verlegt. Fielen im ersten Jahrzehnt einige Jahrgänge aus (so gibt es keinen "Lehmann" aus den Jahren 1862, 1863, 1866, 1869), so war ab 1870 das jährliche Erscheinen gesichert. Das Wiener Leben war nun ohne "Lehmann", nunmehr als Synonym für das Wiener Adressbuch verwendet, nicht mehr denkbar. Ab 1876 wurde das Werk bei Leykam in Graz gedruckt. Ab 1903 erschien der "Lehmann" in zwei Bänden. Nach dem Tod Adolph Lehmanns im Jahr 1904 wurde das Adressbuch von Josef Peter Kafunek, ab dessen Tod 1912 von Rudolf Eigl weiter geführt. 1911 übernahm Oskar Hölder von seinem Vater die Geschäftsführung der Verlagsgeschäfte. 1906 wurde ein größeres Format gewählt und dem Band alljährlich ein Stadtplan beigelegt (1919 eingestellt). Mitte 1921 ging der "Lehmann" in den Besitz der "Österreichischen Anzeigen-Gesellschaft A.G." über, die mit der zum Hugenbenberg-Konzern gehörigen Deutschen Anzeigen-Gesellschaft A. G. zusammenhing. Aus "Lehmanns Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Handels und Gewerbe-Adreßbuch für die Bundeshauptstadt Wien" (1921/1922) wurde das "Wiener Adressbuch. Lehmanns Wohnungs-Anzeiger für Wien" (1923). Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen 1938 kam der "Lehmann" in den Besitz des Verlages "August Scherls Nachfolger Berlin". Der letzte Jahrgang 1942 wurde in Berlin gedruckt.

Das Adressbuch enthielt, so im Untertitel, "sämtliche Einwohner" unter "Ausschluß der Gewerbegehülfen, Tagelöhner und Dienstboten"; ausgeschlossen waren auch Ehefrauen und Kinder. Erfasst wurden nur die Haushaltsvorstände. So wurden auch Untermieter, Bettgeher und Soldaten nicht aufgenommen. Auch ärmliche Wohnungsprovisorien in Kellern, Hintergebäuden und Dachböden schieden aus. Nur dreizehn bis zwanzig Prozent der gesamten Bevölkerung, fast nur Männer, wurden in der Monarchie im "Lehmann" erfasst. Die neben dem Namen und der Adresse angeführten Titel und Auszeichnungen waren ein Spiegelbild der auf ihre Honorigkeit bedachten Ringstraßenzeit. In der Ersten Republik gab es eine sprunghafte Steigerung der Adressen; zum Teil war das Plus auch der Wohnbautätigkeit geschuldet. Ab 1926 wurden 60 Prozent mehr Adressen untergebracht. Die nunmehr angeführten 600.000 Haushaltsvorstände und Gewerbetreibende entsprachen den offiziellen Wohnungsstatistiken.

Der "Lehmann" spiegelte auch die Stadterweiterung in Wien wieder. Die Änderung vieler Gassennamen nach der Eingemeindung der Vorstädte sowie die grundlegende Änderung der Häusernummerierung führten zu einer Unterbrechung des Erscheinens nach 1862. Die weiteren Stadterweiterungen 1874 (Favoriten), 1890 (die Bezirke 11 bis 20) und 1904 (Floridsdorf) wurden im "Lehmann" durch die Einbeziehung des Polizeirayons Wien vorweggenommen. Ab 1874 brachte das Adressbuch die Pläne der Wiener Theater. Ab 1884 wurden Telefoninhaber gekennzeichnet, daneben gab es noch Hinweise auf Hausbesitzer und Besitzer von Postsparkassenkonten. Ab 1887 enthielt das Gassenverzeichnis auch Hinweise auf die Pfarrzugehörigkeit (bis zur Einführung der Standesämter 1939 von großer Bedeutung). Die Einfügung der Postbestellbezirke war ein weiteres Service.

Der Wunsch nach einem Häuserverzeichnis war lange vorhanden, wurde aber erst 1925 erstmals umgesetzt. Auch 1926 wurde die Neuerung beibehalten, riss aber dann wieder ab, um 1932 bis 1940 (mit Ausnahme des Jahres 1937) wieder zurückzukehren. Das Häuserverzeichnis listete, nach den Adressen (Bezirk, Straßennamen) geordnet, sämtliche Wohnungen samt ihrer Haushaltsvorstände auf. 1926 wurden die Namen der Hauseigentümer und der Hausmeister, 1932 bis 1942 auch die Einlagezahlen des Grundbuchs beigefügt.

Das Firmen- und Branchenverzeichnis sowie die Inserate gaben Einblick in die industrielle und gewerbliche Entwicklung Wiens. Erstmals 1863 fanden die "beim k.k. Handelsgericht in Wien protokollirten Firmen" Eingang in den "Lehmann". Die Kapitel über Behörden, die öffentliche Infrastruktur oder Einrichtungen der Zivilgesellschaft, etwa Vereine, spiegelten die Ausdifferenzierung des städtischen Lebens.

Das "Wiener Adreßbuch" im Nationalsozialismus ist eine vorrangige Quelle in der NS-Arisierungs- und Vertreibungspolitik. Die systematische Aberkennung der Bürgerrechte und der Ausschluss der Juden aus der Gesellschaft vollzogen sich auch im "Lehmann"

Nach dem Zweiten Weltkrieg vollzog sich die Wiederbelebung des "Lehmann" unter dem Titel "Herold", benannt nach dem herausgebenden Verlag. Der erste Nachkriegsjahrgang erschien 1949. Seit damals enthielten die Bände auch Verzeichnisse der Wiener Bürgermeister, der Wiener Ehrenbürger und der Empfänger höchster städtischer Auszeichnungen. 1979 wurde die Herausgabe des Einwohnerverzeichnisses aus Gründen des Datenschutzes eingestellt. Die Behörden-, Industrie-, Handel- und Gewerbeverzeichnisse wurden bis 1987 veröffentlicht.

Quelle

Literatur

  • Sylvia Mattl-Wurm / Alfred Pfoser [Hg.]: Die Vermessung Wiens. Lehmanns Adressbücher 1859 - 1942. Wien: Metroverlag 2011
  • [Adolf Hölder]: Lehmann's Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger von Wien. 1859 bis 1898. Wien: Hölder 1898

Weblinks