Ankeruhr
Ankeruhr (1., Hoher Markt zwischen 10/11 [Versicherungsgebäude] und 12 Ankerhof, Schwibbogen über den [verlängerten] Bauernmarkt), nach Idee und Plänen des Malers Franz von Matsch ausgeführte Kunstuhr (1913). Der Konzeption zufolge soll die Uhr mit ihren historischen Figuren die Vergangenheit Wiens vor Augen führen, dabei an die Vergänglichkeit erinnern und so „unterschwellig" auch für den Lebensversicherungsgedanken werben.
Die Brücke wird von vier figuralen Konsolen getragen (vorne: Adam, Eva; hinten: Engel, Teufel). Der die eigentliche Uhr tragende Mittelbau wird von einer Sonnenscheibe und zwei allegorischen Figuren (Leben, Tod) gekrönt. Die Uhr hat einen Durchmesser von vier Metern, trägt auf der Schauseite ein aus Glas, Metall und Marmor gebildetes Mosaik (Mitte: Wiener Bürgerfahne mit den beiden Wiener Wappen, nämlich dem Doppeladlerwappen und dem Kreuzschild, rundum zwölf Wappenschilde mit Symbolen beruflich und privater Lebensbereiche).
Vor dem Mosaik ziehen im Lauf von zwölf Stunden zwölf Figuren beziehungsweise Figurenpaare vorbei (Persönlichkeiten aus Wiens Geschichte), bei deren Erscheinen ein passendes Lied beziehungsweise Musikstück ertönt (mittags nacheinander alle Figuren):
- Ein Uhr: Marc Aurel
- Zwei Uhr: Karl der Große
- Drei Uhr: Herzog Leopold VI.
- Vier Uhr: Walther von der Vogelweide
- Fünf Uhr. König Rudolf I. von Habsburg und Gattin Anna
- Sechs Uhr: Hans Puchsbaum
- Sieben Uhr: Kaiser Maximilian I.
- Acht Uhr: Bürgermeister Johann Andreas von Liebenberg
- Neun Uhr: Ernst Rüdiger Graf Starhemberg
- Zehn Uhr: Prinz Eugen von Savoyen
- Elf Uhr: Kaiserin Maria Theresia und Gatte Franz Stephan von Lothringen
- Zwölf Uhr: Joseph Haydn, Schöpfer der Volkshymne „Gott erhalte". Nach 1918 wurde die Kaiserhymne durch „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" von Haydn ersetzt.
Die Bearbeitung der Musikstücke für Orgel besorgte Vinzenz Goller. Eine Erläuterungstafel befindet sich unterhalb der Uhr am Haus Nummer 10/11.
Literatur
- Die Kunstuhr des Anker in Wien, erdacht und ausgeführt von Franz von Matsch (ohne Jahr; 1914)
- Richard Perger: Der Hohe Markt. Wien [u.a.]: Zsolnay 1970 (Wiener Geschichtsbücher, 3), S. 126 f.
- Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 83
- Heinrich Lunardi: Alte Wiener Uhren und ihr Museum. 1973, S. 62 ff.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 81 f.