Brauerei Neuling

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A. Wedl's (vormals Neuling's) Saal- und Garten-Lokalitäten (um 1830)
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Brauerei
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1817
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1867
Benannt nach Vinzenz Neuling
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  361647
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Bier, Brauhäuser, Langes 19. Jahrhundert
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Letzte Änderung am 8.02.2024 durch WIEN1.lanm08trj
BildnameName des Bildes Neuling Brauerei.png
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll A. Wedl's (vormals Neuling's) Saal- und Garten-Lokalitäten (um 1830)
  • 3., Ungargasse 52-54
  • 3., Neulinggasse 21-25
  • 3., Strohgasse
  • Neulings Etablissement
  • Neuling'sches Brauhaus

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48° 11' 55.32" N, 16° 23' 13.52" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Brauerei Neuling am Stadtplan, Wien (1858)

Brauerei Neuling (3., Ungargasse 52-54, Neulinggasse 21-25, Strohgasse, Konskriptionsnummer 391-392).

Anfänge

Neben dem Brauhaus St. Marx gab es in der Vorstadt Landstraße noch eine zweite Brauerei, die nach ihrem Gründer „Neuling Brauhaus“ genannt wurde. 1816 kaufte der aus Neuwied am Rhein stammende, damals bereits 73-jährige Wiener Bürger und Juwelier Bruno Neuling in der damaligen Grasgasse (die heute nach ihm und seinem Sohn Neulinggasse benannt ist) mehrere Realitäten, und zwar das Pruckberger’sche Haus (heute Ungargasse 52–54), den anschließenden Jakoberstadel des Klosters St. Jakob auf der Hülben (heute Neulinggasse 21–25) und das dahinter gegen die heutige Strohgasse liegende Fux’sche Gartenhaus. Er profitierte als erster davon, dass durch das Regierungsdekret vom 21. November 1815 das Brauereigewerbe nicht mehr konzessioniert war und er nur das nötige Kapital nachweisen musste. Bruno Neuling starb 1817 noch im Jahr der Eröffnung der Brauerei und hinterließ den Besitz und ein Vermögen von fast 250.000 Gulden seinen Söhnen Vinzenz und Bruno.

Die Ära Vinzenz Neuling

Vinzenz Neuling

Der 22-jährige Vinzenz Neuling übernahm 1817 die Brauerei, fiel aber vorerst nur durch sein extravagantes Leben auf. Trotzdem gelang es ihm zur Überraschung aller, das väterliche Erbe sogar noch auszubauen. Er ließ auf dem Grundstück der Ungargasse den Gasthof von dem im Vormärz tätigen Baumeister Peter Gerl umbauen, der mit dem ebenfalls umgebauten Wintersalon eines der beliebtesten Vergnügungslokale von Wien wurde (siehe Neulings Etablissement)

Bier und Ausstattung

Die Brauerei war für die damalige Zeit sehr modern ausgestattet und besaß beispielsweise eine niederländische Malzdarre und ein Sudhaus mit zwei kupfernen Braupfannen und zwei Brunnen, die durch Pferde oder Maschinen zu betätigen waren. In der Ungargasse befand sich das Gastzimmer mit neun Tischen und 26 Sprossensesseln. Dahinter lag in Richtung der heutigen Strohgasse ein schattiger Garten mit 45 Kastanien- und 100 Akazienbäume sowie ein großer Wintersalon mit achtzehn steinernen Figuren. Der rund 3.300 Quadratmeter große Garten fasste 700 bis 800 Personen, die meist aus den besseren Bevölkerungsschichten kamen.

Das gebraute Bier war für die damalige Zeit von ganz moderner Art und breiter Vielfalt. Schon in einem Amtlichen Dekret vor der Eröffnung der Brauerei wurde das Brauen von neuen englischen und bayerischen Biersorten festgelegt. So bot das Brauhaus neben dem damals beliebten obergärigen "Kaiserbier" auch die österreichische Variante des neuen Märzenbieres an, das nach dem Kochen im Sud in modernen Anlagen fast einen Monat lang in Fässern im Keller reifen musste, wodurch untergäriges Bier entstand, was damals noch ein Novum war, jedoch noch kein Lagerbier.[1]

Gastbetrieb

Im Neuling spielten alle bekannten Musikkapellen Wiens wie die von Philipp Fahrbach senior und Johann Drahanek, der hier 1836 erstmals auftrat. Auch Josef Lanner und Johann Strauss (Vater) konzertierten in der Ungargasse. Im Fasching gab es Maskenbälle, im Sommer Feuerwerke, als häufige Gäste erschienen auch Franz Schubert mit seinen Freunden. 1834 veranstaltete Neuling eine Lotterie, deren erster Preis die Brauerei selbst war. Dieser Preis konnte jedoch mit 300.000 Gulden abgelöst werden. Eine solche Lotterie war damals in Wien nicht etwas Einmaliges, auch das Theater an der Wien wurde wegen finanzieller Schwierigkeiten der Besitzer zweimal versteigert. Das Ganze endete aber immer damit, dass sich der Gewinner nur den Hauptpreis in Gulden auszahlen ließ. Neuling starb am 4. Oktober 1846, das Brauhaus samt Vergnügungspark wurde von August Wedl erworben, der das Brauhaus in den nächsten zwei Jahrzehnten konstant als eine der sieben größten Braustätten Wiens führte.

Niedergang

Auch unter Wedl traten bedeutende Volkssänger im Brauhaus-Etablissement auf. Die Brauerei selbst konnte sich jedoch langfristig nicht gegen die neu entstehenden industriellen Bierfabriken durchsetzen. So musste Wedl im Juni 1866 den Ausgleich anmelden und ein Jahr später den Braubetrieb einstellen. In den Räumlichkeiten des Vergnügungslokals richtete die Schwechater Brauerei eine neue "Dreher’s Bierhalle" ein, die am 14. Dezember 1867 eröffnet wurde und 10 Jahre bestand. 1877 wird die "Bierhalle Krischke" genannt. Später befanden sich hier ein Gasthaus und ein Kaffeehaus, bevor 1980 der Gebäudekomplex abgerissen und an seiner Stelle ein Miet- und Bürohauskomplex errichtet wurde. Die Produktionsgebäude wurden bereits am Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen und mit Zinshäusern verbaut. Nur mehr der Grabstein von Vinzenz Neuling im Gräberhain des Währinger Schubertparks an die Brauherrlichkeit des Biedermeierlokals.

Literatur

  • Hans Pemmer: Schriften zur Heimatkunde Wiens – Festschrift zum 80. Geburtstag. Wien 1969, S.125-130
  • Hans Pemmer: Das Neuling’sche Brauhaus. Amtsblatt der Stadt Wien Nr. 17 vom 27.2.1960
  • Christian Springer / Alfred Paleczny / Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2017, S. 55-60
  • Karl Ziak: Landstraßer Heimatbuch. Wien 1975, S. 111

Referenzen

  1. Christian Springer: Historische Brauerei-Topographie Wien. Die Brauereien auf dem Gebiet des heutigen Stadtgebietes. Wien 2023 S. 15-16.