Meißl Carl, * 25. Oktober 1829 Wien, † 25. Februar 1894 Wien 3, Leonhardgasse 3-5 (Nervenheilanstalt Svetlin (laut Totenbeschauprotokoll Herzmuskelentzündung beziehungsweise laut dem Sterbebuch der Pfarre Erdberg einer Herzmuskelentartung); Zentralfriedhof, Gruft Gruppe 32B; Grabdenkmal von Bildhauer Georg Burgstaller, ∗ 22.2.1863 Salzburg, † 30.6.1918 Zürich), liberaler Kommunalpolitiker. Gehörte 1876-1894 dem Gemeinderat und 1891-1894 dem Stadtrat an; Hausbesitzer 2., Große Sperlgasse 43, Stiftungshaus für arme christliche Gewerbetreibende 2., Taborstraße 39[1] und Stiftungshaus 2., Castellezgasse 2 (Obere Augartenstraße 5; Gedenktafel). Gattin Sofie Meißl Karl-Meißl-Straße.
Biografie
Karl Meißl war Eigentümer des Hotels "Zum bayerischer Hof" (2., Taborstraße 39, testamentarisch verfügtes Stiftungshaus), das er 1856 von seinem Vater übernommen hatte und elf Jahre führte, bevor er sich ins Privatleben zurückzog. Er war zudem Direktor der Ersten österreichischen Spar-Casse, Vorstand-Stellvertreter des Leopoldstädter Kinderspitalvereins sowie in zahlreichen humanitären Vereinen tätig.
1869 wurde Meißl in den Bezirksausschuss Leopoldstadt gewählt und 1876 im ersten Wahlkörper des Bezirks Leopoldstadt in den Gemeinderat entsendet, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Er gehörte im Gemeinderat verschiedenen Kommissionen an und wurde auch in den Bezirksschulrat gewählt.
Meißl war Träger des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone und der doppelten großen goldenen Salvatormedaille.
Am 21. Februar 1894 unternahm er - schon einige Zeit an einer psychischen Erkrankung leidend - aus dem zweiten Stock seines Wohnhauses in der Großen Sperlgasse 43 einen Selbstmordversuch, blieb jedoch in einer Telegraphenleitung hängen und überlebte unverletzt, wurde jedoch von seiner Familien in die Nervenheilanstalt Svetlin eingewiesen. Dort starb er am 25. Februar 1894 an einem Herzinfarkt und wurden nach der Bestattung im Trauerhaus (2, Taborstraße 39) in der Familiengruft auf dem Zentralfriedhof bestattet. Vizebürgermeister Dr. Richter verfasste einen Nachruf auf ihn, der auch in der Neuen Freien Presse abgedruckt wurde.[2] Seine Witwe Sofie Meißl spendete am 17. März 1894 500 Gulden der "Unterstützung-Societät der k. k. Polizeibeamten" für ihre Witwen und Waisen. Die von ihm testamentarisch eingerichtete Stiftung, die nur christlichen "Gewerbsleuten" offenstand, wurde als Beweis angesehen, dass er "wie viele seiner liberalen Kollegen im Grunde seiner Seele Antisemit war und nur mit den Scheinliberalen ging, um mit Hilfe der jüdischen Presse und Wähler in den Stadtrath zu kommen."[3]
Quellen
- Matricula-online: Pfarre Erdberg, Sterbebuch 03: Band 14, fol. 59
- ANNO: Die Presse, 26.02.1894, S. 4
- ANNO: Wiener Zeitung, 26.02.1894, S. 7
- ANNO: Neue Freie Presse, 27.02.1894, S. 6
- ANNO: Linzer Volksblatt, 27.02.1894, S. 5
- ANNO: Ostdeutsche Rundschau, 26.02.1894, S. 2
- ANNO: Ostdeutsche Rundschau, 22.02.1894, S. 5
- ANNO: Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt, 24.02.1894, S. 2
- ANNO: Ischler Wochenblatt, 04.03.1894, S. 4
- ANNO: Ostdeutsche Rundschau, 22.04.1894, S. 4
- ANNO: Ostdeutsche Rundschau, 24.05.1894, S. 9
- ANNO: Die Presse, 21.03.1894, S. 7
- ANNO: Wiener Zeitung, 21.03.1894, S. 21
- ANNO: Wiener Allgemeine Zeitung, 21.11.1894, S. 4
Literatur
- Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 105