Ernährungsamt
Ausgangslage
Die katastrophale Versorgungslage nach Ende des Kampfs um Wien erforderten schon umgehend nach Ende des Zweiten Weltkrieges eine Organisation der Versorgung der Wiener Bevölkerung. Zu diesem Zweck wurde ein bereits während der Kriegszeit bestehendes Ernährungsamt wieder eingerichtet.
Aufgabenfelder
Das Amt nahm am 14. April 1945 seine Tätigkeit wieder auf. Nach dem 17. April 1945 vereinte es alle mit Ernährungsfragen befassten städtischen Dienststellen. Das Amt umfasste drei Geschäftsgruppen: Warensicherung und Lenkung, Lebensmittelverteilung und Karten- und Verrechnungsstelle. Der Personalstand der am 1. April 1945 noch 2.560 betragen hatte sank durch Flucht, durch Beschäftigung bei Aufräumarbeiten und ähnlichen Tätigkeiten. Bis Herbst 1945 mussten die fehlenden Arbeitskräfte durch ehrenamtlich tätige Personen ersetzt werden. Ende 1945 standen wieder 554 Mitarbeiter in den Zentralstellen 1.606 in den Karten- und Verrechnungsstellen zur Verfügung. Bis Ende 1947 gelang es die Zahl auf 2.374 zu erhöhen. Ab September 1946 traten dazu aushilfsweise Lehrpersonen, Ende 1946 344. Im Lauf des Jahres 1947 wurde diese Hilfsaktion reduziert. Ende 1947 standen nur noch 84 Lehrpersonen dem Ernährungsamt hilfsweise zur Verfügung.
Zuteilung von Lebensmitteln
Die Zuteilung von Lebensmitteln erfolgte wie schon während des Zweiten Weltkrieges über Lebensmittelkarten. Die Lebensmittelkarten wurden an Hausbevollmächtigte übermittelt, die Verrechnung mit Lebensmittelabgabestellen vorgenommen. Von diesen existierten 1947 rund 15.500 Kleinhandelsbetriebe, rund 400 Großhandelsbetriebe, rund 200 Kranken und Wohlfahrtsanstalten. Führung einer Verbraucherevidenz. Die ausgegebenen Lebensmittel bestanden bis zum Herbst 1945 vorrangig aus Hülsenfrüchten, Frühjahr 1946 Fleischgemüsekonserven, Sommer 1946 Salzfische, manchmal nur aus Fischkonserven oder Haferflocken. Die Kalorienversorgung über Karten betrug im Sommer 1945 900 kcal. Sie stieg dann auf 1.200, 1.500 und erreichte 1.700 kcal. Ende 1947. Der tägliche Mindestbedarf betrug aber nach zeitgenössischen Schätzungen 2.200 kcal. Zusatz für Kranke war von den Alliierten nicht vorgesehen. Sie wurden aus Restbeständen, Altlagern und Beschlagnahmen organisiert werden. Im Durchschnitt 1945 erhielten 12.233 Personen Krankenzulagen, 1946 29.558, 1947 25.980. Werksküchen erhielten bis 30. Juni 1945 Waren aus alten Lagern, ab Juli 1945 rationierte Lebensmittel.
Selbstversorger
Auf Grund der Ausweitung des Wiener Stadtgebietes im Oktober 1938 auf teilweise landwirtschaftlich geprägte Gebiete wurde eine kleinere Zahl von Personen in Groß-Wien als Selbstversorger eingestuft. Am 24. November 1945 waren dies 2.655 Personen für Fleisch und Fett, 6.219 für Getreide. Mit 10. November 1946 1.011 für Fleisch und Fett, 2.287 für Getreide, 2.872 für Milch, 50.966 für Eier und 7.808 für Erdäpfel. Mit der 11. Versorgungsperiode (10. Februar 1946) wurden die Selbstversorgerangelegenheiten an das Landesernährungsamt Niederösterreich abgetreten, mit 11.11.1946 auch die Gemeinschaftsverpflegung in den Randgebieten.
Quellen
https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Best%20%20%20%2000000204ma8Invent#
Literatur
- Die Verwaltung der Bundeshauptstadt Wien 1945-1947. Wien 1949