48° 10' 27.02" N, 16° 21' 2.35" E zur Karte im Wien Kulturgut
Klinik Favoriten, 2003 bis 31. Mai 2020 Sozialmedizinische Zentrum Süd - Kaiser-Franz-Josef-Spital mit Gottfried von Preyer'schem Kinderspital, 1887-1939 und 1945-2003 Kaiser-Franz-Joseph-Spital (10., Kundratstraße 3). Erbaut 1887-1892, geführt vom Krankenanstaltenfonds. Zwischen 1894 und 1902 mehrfach erweitert. 1906 Errichtung von Kinderpavillons. 1913 Schlusssteinlegung. 1939 wie die anderen Fondsspitäler der Verwaltung der Stadt Wien unterstellt (Robert-Koch-Krankenhaus). Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, ab 1946 Wiederaufbau und Umgestaltung sowie verschiedene Erweiterungen. In den letzten Jahren als Schwerpunktspital für onkologische Behandlung ausgebaut.
Geschichte
Gründung und Bau
Die Spitalsnot in der Mitte des 19. Jahrhunderts löste verschiedene Planungen aus. Mit Erlass von 27. Dezember 1882 genehmigte das von Eduard Graf Taaffe geleitete Ministerium des Inneren den Bau eines Spitals vor der Matzleinsdorfer Linie, worauf die Statthalterei das Projekt für ein Epidemiespital ausarbeitete. Die dauernde Überlastung der drei bestehenden Krankenhäuser (Allgemeines Krankenhaus, Wiedner Krankenhaus, Krankenanstalt Rudolfstiftung) führte jedoch am 21. März 1884 zum Entschluss, ein viertes Spital (mit 400 Betten) zu errichten. Die Pläne für das im Pavillonsystem konzipierte Krankenhaus erarbeiteten Dr. Karl Böhm, Direktor der Krankenanstalt Rudolfstiftung, und Dr. Ludwig Schlager (beide Mitglieder des Obersten Sanitätsrats) gemeinsam mit Michael Fellner und Ernst Hranatsch.
Administrativ und ärztlich wurde das Spital zunächst dem Wiedener Krankenhaus unterstellt. Am 27. Juni 1887 wurde mit dem Bau begonnen. Am 22. Oktober 1888 wurde unter der Bezeichnung „k. k. Krankenhaus Favoriten" ein Pavillon in Betrieb genommen, um Blatternkranke aufnehmen zu können. 1889 folgten weitere Pavillons. Im September 1889 wurde das Krankenhaus selbständig. Das Krankenhaus wurde 1891 fertiggestellt (Eröffnung am 27. Oktober als "Kaiser-Franz-Joseph-Spital").
Das kurz zuvor (1890) in Rudolfsheim eröffnete Kaiser-Franz-Joseph-Spital musste nach der Eingemeindung der Vororte (1892) in Kaiserin-Elisabeth-Spital umbenannt werden.
Erweiterungen
1895 wurde das Krankenhaus zur Filiale des in der Rudolfstiftung situierten Heilserum-Instituts deklariert (Diphtherieheilserum). 1898 starb Hermann Franz Müller im Kaiser-Franz-Joseph-Spital an der Pest.
1896 kam es zu Umgestaltungen der Infektionsabteilung (1900 Neubau eines Aufnahmegebäudes für Infektionskranke, 1902 Errichtung von zusätzlichen Beobachtungsbaracken).
Um die Jahrhundertwende besaß das Krankenhaus drei medizinische und eine chirurgische sowie eine isolierte Infektionsabteilung (zwölf Objekte), außerdem die erforderlichen Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude, ein Ärztewohnhaus, eine Kapelle, ein Leichenhaus und ein angegliedertes Institut zur Gewinnung von Diphtherieheilserum.
1904 wurde die Bewilligung erteilt, zwei Kinderpavillons zu errichten (erbaut 1905/1906), die 1906 eröffnet wurden.
Als die Frequenz des Krankenhauses stetig zunahm, wurde zur Verbesserung der Erreichbarkeit am 5. März 1907 die Straßenbahnlinie 65 in der Triester Straße eröffnet (Gudrunstraße-Troststraße, am 22. April 1911 Verlängerung durch die Wiedner Hauptstraße bis zum Ring bei der Oper).
1909 wurden ein Röntgenlaboratorium sowie eine Reihe von Ambulanzen und Ambulatorien, außerdem die dritte medizinische Abteilung als Tuberkulose-Abteilung eingerichtet. Die Patienten kamen (1910) überwiegend aus dem 5., 10. und 12. Bezirk.
1911 verfügte das Krankenhaus über 726 Betten. Das ärztliche Personal bestand aus sechs Primarärzten, sechs Abteilungs-Assistenten und 23 Sekundarärzten. Die 165 Schwestern stellte die Kongregation der Dienerinnen des Heiligsten Herzens Jesu.
NS-Zeit
Die Nationalsozialisten benannten das Spital in "Robert-Koch-Krankenhaus" um. 1939 wurde ihm die private Entbindungsanstalt Lucina angegliedert. Bei Kriegsbeginn wurde im Park vor dem Spital das Militärlazarett IVa errichtet, später wurden auch vier Pavillons als Kriegslazarette adaptiert.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Spital weitgehend zerstört (zwischen 23. August 1944 und 22. März 1945 insgesamt 134 Bombentreffer sowie während des Kampfs um Wien 50 Artillerietreffer). Sechs Gebäude wurden total zerstört, 25 schwerst und elf leicht beschädigt. Ende 1944 mussten verschiedene Abteilungen verlegt werden (Gugging, Purkersdorf, Steinhof).
Nachkriegszeit
Die Ausweisung der Deutschordensschwestern, die die Spitalspflege besorgten, durch die sowjetrussische Besatzungsmacht konnte 1945 durch Bezirksvorsteher Karl Wrba verhindert werden.
Ab 1951 erfolgte der Ausbau des Spitals zu einem modernen Infektionsspital, 1955 wurde das Zentrale Infektionsspital auf der Baumgartner Höhe geschlossen und ins Kaiser-Franz-Joseph-Spital umgesiedelt, 1961 erhielt das Spital drei Pavillons (L, M, N) mit 100 Betten als Reservestation (dritte Medizinische Abteilung), 1968 wurde eine Kobaltkanone erworben, 1970 eine Dialysestation eingerichtet, 1974 wurde ein Sporttraumatologische Zentrum errichtet, 1977 die Zentraldesinfektion erneuert und eine chirurgische Aufwachstation eingerichtet, 1978 die Verwaltung mit EDV ausgestattet (Einführung der Kostenrechnung), 1982 wurde eine Herzschrittmacherambulanz eröffnet, 1979 ein Lasergerät sowie 1984 ein Fluoreszenzmikroskop und ein EKG-Speichergerät angeschafft und 1985 eine Neurologische Abteilung gegründet (Pavillon L).
1975 wurde eine kollegiale Führung installiert.
1980er Jahre
Das Krankenhaus verfügte 1985 über 992 Betten, drei Ambulatorien, Institute für Physikalische Medizin und Anästhesie sowie ein Pathologisch-bakteriologisches Institut und ein Zentralröntgeninstitut, eine Anstaltsapotheke sowie Ambulanzen und Spezialambulanzen. Das Personal bestand 1985 aus 17 Primarärzten, 204 Oberärzten, Assistenten und Sekundarärzten, 376 Krankenschwestern (einschließlich der Hebammen und elf geistlichen Schwestern) sowie 78 Assistentinnen und Assistenten verschiedener Richtungen.
Generalsanierung und Erweiterungen
1996 wurde (im Rahmen des "10-Milliarden-Schilling-Investitionsprogramms für die städtischen Spitäler") die Generalsanierung des Krankenhauses beschlossen, die binnen fünf Jahren abgeschlossen werden konnte. Entstanden sind vor allem das "Geriatriezentrum Süd" und der Neubau der Pathologie, außerdem eine Verteilerküche. Neu gestaltet wurden der Wirtschaftshof und die Spitalseinfahrt. Das Ziel war (unter Zugrundelegung eines Ökologiekonzepts) die Umwandlung des Krankenhauses in ein autofreies Parkspital. 1997 ging das neu errichtete Onkologiezentrum in Betrieb, dem überregionale Bedeutung zukommt.
2003 wurde das Spital in "Sozialmedizinisches Zentrum Süd - Kaiser-Franz-Josef-Spital mit Gottfried von Preyer'schem Kinderspital" umbenannt.
Eingliederung des Gottfried von Preyer'sche Kinderspital
Seit 2008 wird das Gottfried von Preyer'sche Kinderspital als Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde des Kaiser-Franz-Josef-Spitals geführt.
Ausbau des Onkologiezentrums
Im Februar 2019 wurde bekanntgegeben, dass die rund 90 Bewohnerinnen und Bewohner des Geriatriezentrums Süd in der Kundratstraße Ende 2019 in ein neues Quartier in der Bernhardtstalgasse 32 übersiedeln, da auf dem Gelände des Kaiser-Franz-Josef-Spitals laut Wiener Spitalskonzept 2030 eines der drei Onkologie-Zentren entsteht.
Klinik Favoriten
Im Zuge der Umbenennung des Wiener Krankenanstaltenverbunds in Wiener Gesundheitsverbund wurde das Sozialmedizinische Zentrum Süd - Kaiser-Franz-Josef-Spital mit Gottfried von Preyer'schem Kinderspital mit 1. Juni 2020 in Klinik Favoriten umbenannt.
Institution
Im Jahr 2020 verfügte die Klinik Favoriten über folgende Abteilungen, Ambulanzen, Institute und Interdisziplinäre Einrichtungen:
Abteilungen
- 1. Medizinische Abteilung mit Nephrologie, Intensivmedizin, Psychosomatik und Diabetologie
- 2. Medizinische Abteilung mit Rheumatologie und Osteologie
- 3. Medizinische Abteilung: Zentrum für Onkologie und Hämatologie am Standort Klinik Favoriten und onkologische Ambulanz und (interdisziplinäre) Therapieambulanz an der Klinik Landstraße
- 4. Medizinische Abteilung mit Infektions- und Tropenmedizin
- 5. Medizinische Abteilung mit Kardiologie
- Abteilung Akutgeriatrie und Remobilisation
- Abteilung der Kinder- und Jugendheilkunde
- Abteilung für Anästhesie und operative Intensivmedizin
- Abteilung für Chirurgie
- Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe
- Abteilung für Hals-Nasen-Ohren
- Interdisziplinäre Wochenstation
- Neurologische Abteilung
- Psychiatrische Abteilung
- Urologische Abteilung
Ambulanzen
- Notfallsambulanzen
- Internistische Notaufnahme
- Chirurgische Ambulanz
- Ambulanzen der Kinder- und Jugendabteilung
- 1. Medizinische Ambulanz
- 2. Medizinische Ambulanz
- 3. Medizinische Ambulanz
- 5. Medizinische Ambulanz (Kardiologische Ambulanz)
- Ambulanzen der Kinder- und Jugendabteilung
- Augenambulanz
- Chirurgische Ambulanz
- Gynäkologische und Geburtshilfliche Ambulanz
- Hals-Nasen-Ohren Ambulanz
- Hautambulanz
- Infektionsambulanz
- Internistische Notaufnahme
- Neurologische Ambulanz
- Präoperative Ambulanz und Schmerzambulanz
- Psychiatrische Ambulanz
- Urologische Ambulanz
Institute
- Institut für Labordiagnostik
- Institut für Physikalische Medizin und Rehabilitation
- Institut für Radioonkologie
- Pathologisch-bakteriologisches Institut
- Zentralröntgeninstitut und Schnittbildzentrum
- Zentrum für Gastrointestinale Endoskopie
Interdisziplinäre Einrichtungen
- Brustgesundheitszentrum
- Diätologie
Bilder
Quellen
- SMZ Süd. Geriatriezentrum schließt. In: Mein Bezirk, 13.02.2019
- Rund 90 Bewohner des Geriatriezentrums Favoriten müssen umziehen. In: derstandard, 14.02.2019
Literatur
Allgemein:
- Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1906. Band 2, 1906, S. 233 ff.
- Karl Heinz Tragl: Das Kaiser Franz Josef Spital. Chronik und Medizingeschichte. Aufbruch in die Neuzeit. Wien: Compress 1985 (darin auch historische Beschreibung der einzelnen Abteilungen und Biographien der leitenden Ärzte)
- Herbert Tschulk: X. Favoriten. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1985 (Wiener Bezirkskulturführer, 10), S. 34
- Werner Schubert: Favoriten. Wien: Mohl 1980, Register
- Maren Seliger / Karl Ucakar: Wien. Politische Geschichte 1896 - 1934. Wien: Jugend & Volk 1985 (Geschichte der Stadt Wien, 2), S. 841, S. 843
Wiener Gesundheitsarchitekturen:
- Franz Berger: Staatliche Krankenanstalten und Institute. In: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Hg. von Paul Kortz. Wien 1906, S. 233.