Friedhofsaktion
![](/images/thumb/9/96/Schubertpark18.jpg/390px-Schubertpark18.jpg)
Die "Friedhofsaktion" bezeichnet die ab 1923 im Roten Wien systematisch durchgeführte Umgestaltung von ehemaligen Friedhöfen in Parkanlagen.
Vorgeschichte
Bereits in der Zeit der Alleinregierung Kaiser Joseph II. kam es zur groß angelegten Umsiedlung innerstädtischer Friedhöfe in die Vorortezone außerhalb des Linienwalls (siehe Kommunalfriedhöfe). Eine Schaffung von Grünflächen, die es außerhalb der Stadtmauern noch in genügendem Ausmaß gab, war damit allerdings nicht intendiert. Mit der Errichtung des Zentralfriedhofs entstand jedoch ab den 1870er Jahren eine neue Situation, die zur allmählichen Auflösung von Friedhöfen in den Vororten und nach 1890 in den Außenbezirken führte. Einen Anfang machte die Umwandlung des 1876 geschlossenen Lainzer Friedhofs in eine Parkanlage, sie erfolgte auf Ansuchen eines lokalen Verschönerungsvereins.[1] Ferner wurde der von 1751-1907 bestehende Ober-St.-Veiter Friedhof 1908 in den Streckerpark umgewandelt.
“Friedhofsaktion“ im „Roten Wien“
Zu den ideologischen Kernpunkten der Sozial- und Gesundheitspolitik im Roten Wien zählte die Schaffung von städtischem Grünraum zur Hebung des allgemeinen Gesundheitszustandes der Bevölkerung und besonders der heranwachsenden Kinder und Jugendlichen. Zu diesem Zweck wurden vielfach auf dem Gelände aufgelassener Friedhöfe Parks errichtet. Insgesamt wurden zwischen 1923 und 1928 auf Friedhofsflächen acht Parkanlagen mit rund 200.000 Quadratmetern Fläche angelegt. Im Einzelnen betraf dies folgende Friedhöfe bzw. Parks:
- Währinger Allgemeiner Friedhof (1923): Währinger Park, 52.000, erweitert auf 58.550 Quadratmeter
- Matzleinsdorfer Katholischer Friedhof (1923): Waldmüllerpark, 35.000 Quadratmeter
- Donaufelder Friedhof (1923): Hans-Hirsch-Park
- Floridsdorfer Friedhof (1924): Paul-Hock-Park, 7.800, erweitert auf 8.000 Quadratmeter
- Währinger Ortsfriedhof (1925): Schubertpark (18, Währing), 13.300 Quadratmeter
- Hundsturmer Friedhof (1926): Haydnpark, 20.000 Quadratmeter
- Schmelzer Friedhof (1926-1928): Märzpark
- Döblinger Ortsfriedhof (1927): Strauß-Lanner-Park, 7.770, erweitert auf 9.400 Quadratmeter
In den größeren Anlagen wurden Kinderspiel- und Sportplätze, zum Teil auch Kindergärten eingerichtet.[2]
Literatur
- Magistrat der Stadt Wien (Hg.), Die Verwaltung der Bundeshauptstadt Wien in der Zeit vom 1. Jänner 1923 bis 31. Dezember 1928. Bd. 3 (ungedr. Man.), Wien 1933
- Magistrat der Stadt Wien (Hg.), Die Verwaltung der Bundeshauptstadt Wien in der Zeit vom 1. Jänner 1929 bis 31. Dezember 1931 (ungedr. Man.), Wien 1949
- Andreas Weigl, Zur (Vor-)Geschichte des Wiener Stadtgartenamts. In: Andrea Pühringer, Holger Th. Gräf (Hg.), Grün in der Stadt. Vom Hortus conclusus zum Urban gardening (Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas 30), StudienVerlag, Innsbruck-Wien 2023, S. 135-160.
Referenzen
- ↑ Andreas Weigl, Zur (Vor-)Geschichte des Wiener Stadtgartenamts. In: Andrea Pühringer, Holger Th. Gräf (Hg.), Grün in der Stadt. Vom Hortus conclusus zum Urban gardening (Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas 30), StudienVerlag, Innsbruck-Wien 2023, S. 147.
- ↑ Magistrat der Stadt Wien (Hg.), Die Verwaltung der Bundeshauptstadt Wien in der Zeit vom 1. Jänner 1923 bis 31. Dezember 1928. Bd. 3 (ungedr. Man.), Wien 1933, S. 1363–1374.