Freisinger Hof

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Der alte Freisingerhof
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1180
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1773
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Hochstift Freising
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  26360
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Mittelalter
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Wolfgang Wirsig: Wiener Hofnamen
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Letzte Änderung am 9.02.2023 durch WIEN1.lanm08uns
BildnameName des Bildes Freisingerhof.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Der alte Freisingerhof
  • 1., Graben 29-29a

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48° 12' 31.20" N, 16° 22' 13.67" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Der Freisinger Hof am Steinhausen-Plan (1710)

Anfänge

Freisinger Hof (1., Graben 29-29A; heute Neubauten). Der Überlieferung nach hatte Bischof Otto von Freising in Wien um die Mitte des 12. Jahrhunderts (1156?) für sein Stift einen Hof erbaut. Das Bistum Freising besaß auf dem Graben größeres Grundeigentum. Tatsächlich dürfte der Hof allerdings erst Ende 12. Jahrhundert erbaut worden sein (kaum vor etwa 1180). Um diese Zeit befand sich hier ein weitläufiger Baublock, der seinen Zugang von der Goldschmiedgasse her hatte. Das verwinkelte Gemäuer, das sich ursprünglich an die Stadtmauer, nämlich an der römischen Lagermauer, angelehnt hatte, prägte nach der Stadterweiterung fast sechs Jahrhunderte einen Teil der Nordfront des Grabens. Der Name ist allerdings erst 1273 belegbar („domus episcopi Frisingensis in Wienna").

Mittelalter

Da im übrigen lediglich verbürgt ist, dass Hof und Kapelle unter einem Herzog Friedrich entstanden seien, dessen Vater Leopold geheißen hat, kann nicht mit Sicherheit entschieden werden, ob Friedrich I. (1195-1198; Vater Leopold V.) oder Friedrich II. (1230-1246; Vater Leopold VI.) gemeint ist. Ottokar II. Přemysl bestätigte 1256 die dem Hof verliehenen Rechte (darunter die Immunität für die Bewohner), Rudolf I. erneuerte den Schutzbrief 1277. In diesem Jahr wurde die Kapelle dem heiligen Georg geweiht (deren Bedeutung man so hoch einschätzte, dass sie auf dem Albertinischen Plan eingezeichnet wurde). Der Freisinger Hof war die Verwaltungszentrale für die Bewirtschaftung der Besitzungen des Hochstifts in der Umgebung von Wien, diente zum Teil als Lagerort für die gewonnenen Erträge (auch Wein) und als Absteigequartier der Freisinger Bischöfe und diplomatischen Vertreter bei Aufenthalten in Wien. Im 14. und 15. Jahrhundert war der Hof als „Dompropsthof" bekannt (der Dompropst von Freising war der Vorstand des dortigen Domkapitels). Erst 1468 taucht erstmals die Benennung „Freisinger Hof" auf. 1312 erhielt der Arzt und Dichter Heinrich von Neustadt mit seiner Frau eines der an den Freisinger Hof angrenzenden Häuser („in dem hindern ort vnnsers hous") auf Lebenszeit gegen Entrichtung eines Jahreszinses. Daraus ergibt sich, dass der Freisinger Hof außer dem eigentlichen bischöflichen Haus mit der Kapelle auch einige Häuser umfasste, die im Grundeigentum der Kapelle standen (die Georgskapelle tritt urkundlich nachweisbar erst 1430 als Grundherr in Erscheinung).

Aussehen

Der älteste Freisinger Hof war ein sehr unregelmäßiges, zweistöckiges Gebäude in romanischen Stilformen. Auf der Grabenseite war ihm eine Reihe niedriger Giebelhäuser vorgelagert, in die Georgskapelle führte eine hohe Pforte. In späterer Zeit bestand der Hof aus fünf Gebäuden: das erste, gegen die Schlossergasse zu gelegen, war ein schmales, zweistöckiges Gebäude mit Giebeldach; das zweite, traufseitig stehende, hatte drei von einem Krüppelwalmdach bekrönte Stockwerke und war in der Höhe des ersten Stocks durch ein Basrelief („Vermählung Mariens") geschmückt; unmittelbar daneben, jedoch etwas zurückgesetzt, befand sich die Georgskapelle, die mit einer großen Sonnenuhr und einem Rundfenster geziert war und deren schlanker hoher Turm unmittelbar aus ihrem Dach aufzusteigen schien. An der vorderen Front verlief ein niedriger Anbau mit Kaufläden. Über der nun folgenden breiten Hofeinfahrt erhob sich ein zweistöckiges schmales Haus, das zwischen den Fenstern des ersten und zweiten Stockwerks das in Stein gemeißelte Freisinger Wappen trug und durch einen türmchenartigen Erker und ein auffallend hohes Dach charakterisiert war.

Frühneuzeit

Das letzte Gebäude, im Bereich der späteren Dreifaltigkeitssäule, ein unregelmäßiges, besonders altertümlich anmutendes Haus mit einem wuchtigen Erker, war wohl der älteste Teil des Hofs. 1581-1583 wurde der Hof von Bischof Ernst von Lüttich, Administrator der Stifte Hildesheim und Freising, restauriert. 1671 wurde der alte Getreidekasten im Hof zu einem Wohngebäude umgestaltet. Um diese Zeit trat funktionsmäßig die Vermietung von Wohnungen, Läden und Lagerraum in den Vordergrund. Im 17. Jahrhundert veränderte sich die Stellung des Hofmeisters vom ursprünglich wirtschaftlichen Verwalter zu einem im diplomatischen Bereich tätigen Vertreter des Hochstifts. 1660 hatte die Familie Trunck das Amt übernommen, die bald in den Adelsstand aufstieg und deren Mitglieder wichtige Ämter in Wien bekleideten (Johann Lorenz Trunck von Guttenberg, 1713-1716 Bürgermeister). Der Freisinger Hof besaß nunmehr eine beachtliche Rolle im urbanistischen und gesellschaftlichen Gefüge Wiens. Die Georgskapelle band ihn auch in das geistliche Leben der Stadt ein. Neubauprojekte, die seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts des öfteren erwogen wurden (Pläne unter anderem von Alexander Oedtl), fanden keine Realisierung.

Neuzeit

Der Auftrag Josephs II. an die Klöster (1768), in ihren Gebäuden Mietwohnungen zu schaffen (um der Wohnungsnot entgegenzuwirken), wurde 1770 auch dem Hofmeister zur Kenntnis gebracht. Diesmal entwarf Nikolaus Pacassi Umbaupläne, die allerdings rund 400.000 Gulden erfordert hätten. Als die niederösterreichische Regierung 1771 das Hochstift vor die Wahl stellte, einen Neubau zu errichten oder den Hof zu versteigern, entschied man sich für die Versteigerung. Am 9. Februar 1773 erwarb Johann Thomas Trattner um 19.000 Gulden den Freisinger Hof, ließ ihn abbrechen und 1773-1776 an seiner Stelle durch Peter Mollner ein großes Miethaus, den Trattnerhof, errichten. Als auch dieser 1911 demoliert wurde, wurde das Bauareal durch eine schmale Gasse geteilt. Diese, ebenfalls Trattnerhof genannt, verbindet den Graben mit der Goldschmiedgasse. Zu beiden Seiten erstreckt sich der von Rudolf Krausz 1911 errichtete secessionistische Neubau.

Literatur

  • Felix Czeike: Der Graben. Wien [u.a.]: Zsolnay 1972 (Wiener Geschichtsbücher, 10), S. 65 ff.
  • Josef Kraft: Die Versteigerung des Freisinger Hofes beziehungsweise Trattnerhofes in Wien 1770-1773. In: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich. Nummer 4. St. Pölten: Verein für Landeskunde von Niederösterreich 1928-1943, 1931, S. 259 ff.
  • Ulrike Götz: Der Freisinger Hof in Wien. Neubauprojekte im 17. und 18. Jahrhundert. In: Hubert Glaser (Hg.): Hochstift Freising. Beiträge zur Besitzgeschichte. München: 1990, S. 367 ff.
  • Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt. Wien: Müller 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 75 ff. (Freisinger Hof), S. 206 ff. (Trattnerhof)
  • Richard Perger: Die Grundherren im mittelalterlichen Wien. Nummer 1. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Nummer 19/20. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1963/1964, S. 60 ff.
  • Hermine Cloeter: Johann Thomas Trattner. 1952
  • Hans Pemmer: Der Graben und seine Bewohner. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Nummer 14. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1958, S. 128 ff. (Trattnerhof)
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 278

-Georgskapelle:

  • Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 272
  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 11