Gottsleichnamkapelle
48° 13' 0.58" N, 16° 22' 8.04" E zur Karte im Wien Kulturgut
Gottsleichnamkapelle (heiliger Johannes der Täufer, daher auch Johanneskapelle vor dem Werdertor; 1., Schottenringviertel).
Die Augustiner-Eremiten (die 1256 aus verstreut lebenden Kommunen zu einem Orden zusammengefasst worden waren) errichteten hier in der Aulandschaft ihre erste Wiener Niederlassung, ein kleines, später zu einem Hospital erweitertes Wohngebäude. Die Niederlassung wurde 1266 aus unbekannt Gründen von Wiener Bürgern zerstört und dürfte nach Wiederherstellung 1276 abgebrannt sein. 1288 ermöglichten Stiftungen einen Wiederaufbau. Wahrscheinlich dürfte damals auch ein Gotteshaus erbaut worden sein ("Zum heiligen Johannes dem Täufer im Werd"). Dass der Papst noch 1293 verfügen musste, man dürfe niemanden am Besuch dieser Kirche hindern, deutet darauf hin, dass weiterhin bürgerliche Abneigungen gegen die Ordensbrüder bestanden.
1327 übersiedelte der Konvent auf Wunsch Herzogs Friedrichs des Schönen in die Stadt (Augustinerkirche nächst der Alten Burg). Das Spital wurde 1343 aufgelassen und die Realität dem Martinspital vor dem Widmertor übergeben. Kirche und Hofstatt brachte Herzog Rudolf IV. an sich und schenkte sie am 28. Juni 1360 den Karmeliten, die sich hier ein Kloster einrichteten. Als die Gebäude wenig später niederbrannten und ein Wiederaufbau wirtschaftlich nicht möglich war, übergab ihnen der Landesfürst (vorerst provisorisch) das Münzhaus Am Hof als Unterkunft. Die Gottsleichnamkapelle vor dem Werdertor blieb jedoch weiterhin bestehen und wurde noch bis 1561 erwähnt; dann fiel das Areal (samt dem umliegenden Fischerdörfel) der Erweiterung des Glacis zum Opfer.
Siehe auch: Vorstädte, Johanneskirche (9), Augustinerkloster (9), Werd, Oberer Werd (9), Unterer Werd (2, 20).
Literatur
- Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 89 ff.