48° 12' 20.70" N, 16° 22' 18.95" E zur Karte im Wien Kulturgut
1., Kärntner Straße 29-31 (Konskriptionsnummern 967 und 968), Himmelpfortgasse 4.
Vorgängerbauten
Haus Stadt 967 / Kärntner Straße 29, Himmelpfortgasse 4 "Zum weißen Stiefel"
Dieses Gebäude bildete bis 1570 einen Teil des Hauses Kärntner Straße 27, das 1382 erstmals urkundlich erwähnt wird und in dem in den 1470er Jahren der Ratsherr Andre Glogauer wohnte. Nachdem es 1570 vom Stammhaus abgetrennt worden und 1667 in den Besitz eines Schuhmachers und seiner Frau gekommen war, erhielt es (wohl in Anlehnung an dieses Gewerbe) den Namen "Zum weißen Stiefel". Im Jahr 1844 wurde ein vier Stockwerke hoher Neubau errichtet, der auf einer Grundfläche von 144 Quadratmetern stand. 1908 wurde das Haus in das Hotel "Erzherzog Carl" miteinbezogen.
Haus Stadt 968 / Kärntner Straße 31
"Schintahaus"
Zwischen 1348 und 1394 gehörte dieses Objekt, das vor 1394 "zway hawser gewesen sind", Cunrat von Schinta. In der Folge erhielt es den Namen "Schintahaus", der sich bis ins späte 15. Jahrhundert nachweisen lässt. 1511 wurde das Gebäude der Fronleichnamsbruderschaft zu St. Stephan vermacht, die es aber noch im selben Jahr dem Stadtrichter Hans Rinner verkaufte. Nach dessen Verurteilung und Hinrichtung (siehe Wiener Neustädter Blutgericht) wurde das Haus als verfallen erklärt, jedoch aus Gnade von Erzherzog Ferdinand Rinners Witwe Barbara überlassen.
"Polleritzenhof"
1564 kam das Gebäude in den Besitz von Christoph Poldricz und dessen Gattin Katharina. Durch eine Verballhornung dieses Namens hieß es nun "Polleritzenhof".
"Zum goldenen Greif"
Schon im Jahr 1700 bestand hier das Gast- und Wirtshaus "zum gulden Greiffen, sonsten der Polleritzen Hof genannt, allwo die Neustädter Landgutscher einkehren, Herrn Augustin Erdl gehörig". Zu den Gästen dieser beliebten Gaststätte zählten Ludwig van Beethoven, Franz Grillparzer und Moritz Michael Daffinger (ausführlichere Beschreibung im Artikel Zum goldenen Greif [1, Kärntner Straße]).
"Zum Erzherzog Carl"
1807 erhielt das 1772 neu errichtete Gebäude den Namen "Zum Erzherzog Carl" (benannt nach Karl von Österreich-Teschen) und wurde im Jahr 1844 teilweise umgebaut. Spätestens ab dem Jahr 1848 diente es als Hotel, in dem in diesem Jahr Lajos Kossuth und in den 1860er Jahren Richard Wagner wohnten.
Kärntner Straße 29-31, Himmelpfortgasse 4 "Zum Erzherzog Carl"
Nachdem vor 1908 auch das Haus Kärntner Straße 29, Himmelpfortgasse 4 im Hotel aufgegangen war, erhielt es die Doppelnummer Kärntner Straße 29-31. Das "Erzherzog Carl" zählte mit seinen 150 Zimmern und 200 Betten zu den größten und beliebtesten Hotels in Wien.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges (12. März 1945) traf eine schief einfallende Bombe das zweite Stockwerk, zerstörte den Speisesaal und drang bis in den Keller vor, in dem sie das dort aufbewahrte wertvolle Luftschutzgepäck vernichtete. Am 8. April 1945 wurde das Hotel von einer kleineren Bombe getroffen, die zusätzlichen Schaden anrichtete. Als dann noch das im Feinkostgeschäft "Köberl & Pietok" (Johannesgasse 1) am 11. April 1945 ausgebrochene Feuer auf dieses Gebäude übergriff, wurde es vollständig zerstört. Nach dem Krieg wurde die Ruine, die auf einer Grundfläche von 2233 Quadratmetern stand, abgetragen und der Bauplatz zur Kärntner Straße hin abgeplankt.
Heutige Gebäude
Mit Kaufvertrag vom 15. Dezember 1954 wurde die Liegenschaft von der Republik Österreich (Bundesgebäudeverwaltung) angekauft. Im Jahr 1958 entstand hier ein nach Plänen von Max Fellerer und Eugen Wörle errichteter Erweiterungsbau des Finanzministeriums.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
Haus Stadt 967:
- Schuhmacher
Haus Stadt 968:
- Gasthaus "Zum goldenen Greif"
- Privatschule
- Hotel "Zum Erzherzog Carl"
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 5, 2. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 451-456