Ilse Benedikt
Ilse Benedikt, * 14. August 1918 Wien, † 6. Juni 1969, Ärztin.
Biografie
Ilse Benedikt war die drittälteste der vier Töchter des Ehepaars Irma und Ernst Benedikt. Gemeinsam mit ihren Schwestern Gerda, Friedl und Susanne wuchs sie in einer wohlhabenden, sehr einflussreichen und in Wien bekannten Familie auf. Ihr Vater war ab 1920 Chefredakteur und Herausgeber der Neuen Freien Presse.
Wie ihre Schwestern besuchte Ilse Benedikt die Volksschule in der Mannagettagasse, anschließend die Mädchenmittelschule in der Gymnasiumstraße 79, ab 1935 jene in der Billrothstraße. Zudem war sie – wie ihr Vater – eine ausgezeichnete Klavierspielerin. Unterricht erhielt sie von Paul Wittgenstein, einem Bruder Ludwig Wittgensteins. Nach der Matura im Juni 1936 inskribierte Ilse Benedikt Medizin an der Universität Wien und erlebte als Studentin die Umsetzung des austrofaschistischen Weltbilds, den wachsenden Nationalsozialismus und vor allem auch die wachsende Ausgrenzung jüdischer Universitätsangehöriger. Während ihrer gesamten Studienzeit engagierte sie sich im illegalen Roten Studentenverband. Zum Studienabschluss in Wien kam es nicht mehr; am 22. März 1938, nur wenige Tage nach dem "Anschluss", flüchtete sie nach Zürich. Ihre Eltern und Schwestern verschlug es in andere Exilländer.
Im Exil pflegte Ilse Benedikt Kontakt und Freundschaften mit anderen Exilantinnen und Exilanten, darunter Fritz Hochwälder. 1942 gelang es ihr, das Rigorosum abzulegen. Anschließend, ab Herbst 1942, arbeitet sie in einem Kinderspital in Zürich. Weiterhin war sie politisch aktiv und leitete die kommunistische Fraktion in der Bewegung Freies Österreich. Im September 1941 wurde sie aufgrund des Verdachts von verbotenen kommunistischen Tätigkeiten verhaftet. Sie hatte dem aus Wien stammenden Kommunisten Turl Maller (1909–1984) und Alfred Klahr in ihrer Wohnung Unterkunft angeboten – beide wurden ebenfalls verhaftet. Mit Klahr stand sie auch danach noch in brieflichem Kontakt und unterstütze ihn während seiner Gefangenschaft im Lager Le Vernet. In Zürich lernte sie auch den ebenfalls aus Wien stammenden kommunistischen Widerstandskämpfer und Journalisten Emil Huk, ihren späteren Ehemann, kennen.
Sofort nach Kriegsende, im Juni 1945, fuhr Ilse Benedikt mit Medikamenten beladen nach Wien und organisierte Hilfe für tuberkulosekranke Kinder und ehemalige KZ-Häftlinge im Rahmen der "Schweizer Hilfe". Ihr Bericht über die Zustände in Wien, "Drei Monate in Wien", wurde in den "Oesterreichischen Nachrichten", dem Organ der Frei-österreichischen Bewegung in der Schweiz veröffentlicht. Im November 1945 kehrte Ilse Benedikt dauerhaft in das zerstörte Nachkriegswien zurück – als einzige aus ihrer Familie. Bis zur Nostrifizierung ihres in der Schweiz abgeschlossenen Studiums arbeitete sie – unbezahlt – im Mautner Markhofschen Kinderspital. Später war sie Betriebsärztin im Globus-Verlag und als Schulärztin tätig. Ab Herbst 1948 betrieb sie ihre eigene Arztpraxis im Goethehof, wo sie mit ihrer Familie auch wohnte. Obwohl als engagierte Ärztin beruflich stark beansprucht, ließ sie sich bei Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahlen an hinteren Listenplätzen für die KPÖ bzw. Wahlgemeinschaften aufstellen. Zudem bemühte sich Ilse Benedikt stellvertretend für ihre Eltern und Geschwister um die Restituierung des Hauses in der Himmelstraße – ein zermürbender und langwieriger Prozess, der sich über sechs Jahre ziehen sollte.
Im Juni 1946 heirateten Ilse Benedikt und Emil Huk. Sohn Martin kam wenige Wochen darauf zur Welt, Tochter Irma Susanne wurde 1951 geboren, Sohn Ernst 1957. Der Unfalltod der 11-jährigen Tochter 1962 traft die Familie schwer.
Ilse Huk starb im Juni 1969 nach kurzer, schwerer Krankheit in Wien. Der Autor und Publizist Ernst Strouhal setzte ihr, seiner Mutter, mit dem auf Briefen basierenden Dokumentarroman "Vier Schwestern" (2022) ein literarisches Denkmal.
Quellen
Literatur
- Ernst Strouhal: Vier Schwestern. Fernes Wien, Fremde Welt. Wien: Zsolnay 2022
- Wiener Friedhöfe, Verstorbenensuche: Abfrage: Huk-Benedikt, Ilse