Interalliierte Militärpatrouille
Die Interalliierte Militärpatrouille stellte eine Einrichtung der Alliierten Besatzung in Wien dar, die infolge des Ersten Alliierten Kontrollabkommens das ausführende Organ der Wiener Interalliierten Kommandantur war. Die Konstellation dieser Militärpatrouille stellte eine weltweit einzigartige Zusammensetzung durch Angehörige der US-amerikanischen, britischen, französischen und sowjetischen Besatzungsmacht dar: Diese kontrollierten in einem gemeinsamen Fahrzeug unter einem einheitlichen Kommando die Interalliierte Zone (erster Bezirk) und die vier Besatzungszonen in Wien. Obwohl nur in den ersten Monaten der Besatzung wirklich Jeeps dafür benutzt worden waren, wird die Interalliierte Militärpatrouille auch heute noch als die "Vier im Jeep" bezeichnet. Unterstellt war die Militärpatrouille dem ‘Komitee für öffentliche Sicherheit und Aufrechterhaltung der Ordnung in der Stadt Wien‘, das aus den Polizeichefs der Alliierten bestand.
Ihre Aufgaben lagen in der Unterstützung der Wiener Polizei. Da diese keine Berechtigung hatte, gegen Angehörige der Besatzungsmächte einzugreifen, oblag es der Interalliierten Militärpatrouille, gegen die Besatzungsmächte vorzugehen, wenn dies notwendig war.
Das Hauptquartier der Interalliierten Militärpatrouille befand sich vorerst im Palais Auersperg (8., Auerspergstraße 1). Ende 1953 übersiedelte sie in das Haus der Industrie (3., Schwarzenbergplatz 4; April 1946-Juli 1956: Stalinplatz 1), wo auch die anderen Einrichtungen der Alliierten Kommission untergebracht waren. Da die US-amerikanische Besatzungsmacht die Fahrzeuge zur Verfügung stellte, wurden diese im US-amerikanischen Sektor in der Stiftkaserne (7., Stiftgasse 2-2A) abgestellt.
Täglich waren zehn Fahrzeuge mit Angehörigen der US-amerikanischen, britischen, französischen und sowjetischen Besatzungsmacht in Wien unterwegs: In jeder der Besatzungszonen und in der Interalliierten Zone war ein Wagen im Dienst, fünf Fahrzeuge standen in Bereitschaft. Das Kommando wechselte monatlich, den Vorsitz nahm stets das gleiche Mitglied der Alliierten wie im Alliierten Rat und in der Wiener Interalliierten Kommandantur ein. Zusätzlich zur Interalliierten Militärpatrouille hatte jede Besatzungsmacht eine eigene Militärpolizei zur Verfügung – diese durfte allerdings nur in der jeweils eigenen Zone aktiv werden.
Am 14. September 1955 war die Militärpatrouille zum letzten Mal im Dienst.
Literatur
- Karl Fischer: Die Vier im Jeep. Die Besatzungszeit in Wien 1945-1955. Wien: Wiener Stadt- und Landesarchiv 1985 (Wiener Geschichtsblätter, Beiheft 1/1985), S. 3.
- Harald Knoll, Barbara Stelzl-Marx: Der Sowjetische Teil der Alliierten Kommission für Österreich. Struktur und Organisation. In: Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945-1955. Beiträge. Hg. von Stefan Karner, Barbara Stelzl-Marx (=Veröffentlichungen des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung, Sonderband 4), S. 179-217, hier: 182.
- Stefan Vogel: Frankreich und die alliierte Besatzung 1945-1955. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 1997, S. 86 f.