Josef Führich (1861 Ritter von), * 9. Februar 1800 Kratzau, Böhmen (Chrastava, Tschechische Republik), † 13. März 1876 Wien 8., Schmidgasse 8, Lenaugasse 15 (Grinzinger Friedhof), Historienmaler, Kupferstecher, Gattin (5. Juni 1832 Prag) Franziska Gasser (* 25. August 1806 Linz, † 19. März 1874 Wien).
Durch seinen Vater Wenzel in die Kunst eingeführt, kam er 1819 an die Prager Kunstschule und ging dann 1827-1829 mit einem durch Metternich erwirkten staatlichen Stipendium nach Rom, wo er in den Kreis der Nazarener trat (Fresken im Casino Massimo). 1829-1834 hielt sich Führich in Prag auf. In das Kunstleben Wiens trat Führich erst 1834, als er zum zweiten Kustos der Akademiegalerie ernannt wurde; er entwickelte sich zu einem Hauptvertreter der Nazarener in Wien. Mit Eduard Engerth begab er sich 1838 nach Venedig, um dort Bilder für die Galerie auszuwählen. 1840 wurde er Professor der historischen Komposition an der Akademie. Während der Revolution 1848 ging er nach Böhmen. Nach seiner Rückkehr 1851 war seine Professur an der Akademie aufgehoben, was praktisch das Ende der „Führich-Schule" bedeutete. 1852-1865 war Führich Leiter einer Meisterschule für Malerei, anschließend 1865-1872 einer Spezialschule für Historienmalerei; er war Mitglied der Akademie von München und Berlin. Zu seinen Schülern zählte unter anderem Carl Joseph Geiger (1822-1905). Besondere Verdienste erwarb sich Führich im Bereich der Sakralmalerei. Von ihm stammt der Gesamtentwurf der Fresken für die Altlerchenfelder Kirche (er schrieb darüber die Broschüre „Die Alt-Lerchenfelderkirche. Kurzgefaßte Erklärung über deren Bau sowie den Bilder-Cyclus", 1873); man übertrug ihm auch die Leitung der Ausführung. Seine zum Teil selbständig arbeitenden Helfer bei dem Riesenprojekt waren Carl Blaas, Franz Dobiaschofsky, Eduard Engerth und Leopold Kupelwieser.
Die Kirche wurde durch dieses Werk zu einem Museum der um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Wien tätigen Nazarener und der ihnen nahestehenden Künstler (1854-1861). Zu Führichs frühen Werken gehören „Jakob und Rachel" (1836), „Gang nach dem Ölberg" (1839), ein „heiliger Johannes Baptist" am linken Seitenaltar der Altmannsdorfer Pfarrkirche „Zum heiligen Oswald" (ebenfalls 1839) und „Gang Maria über das Gebirge" (1841). Weiters „Letztes Abendmahl" (Refektorium des Kapuzinerklosters, 1842) und „Christus am Ölberg" (Peterskirche am Grabmal), im Oratorium befinden sich drei weitere Bilder (1843, 1850, 1851) in Verwahrung. Die erste Freskenarbeit vollendete Führich an den Seitenschiffwänden der Johannes-Nepomuk-Kirche in der Praterstraße (Kreuzweg-Fresken, 1844-1846). 1847 schuf er die Klosterkapelle der Ursulinen (18, Gentzgasse 18) und das Ölbild „Heiliger Josef" für die Priesterhauskapelle (Defizientenhaus, 3, Ungargasse 38). Er lieferte auch einen Entwurf für den Vorhang des alten Burgtheaters („Apollo unter den Hirten"). Die nach seinen und E. Steinles Entwürfen hergestellten Glasfenster in der Votivkirche wurden 1945 vernichtet (Kaiserfenster rekonstruiert).
Ehrenbürger der Stadt Wien (12. Februar 1875), Gedenktafel Altlerchenfelder Kirche (rechts vom Hauptportal); Führichgasse.
Literatur
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- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
- Ulrich Thieme / Felix Becker [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bände. Leipzig: Engelmann 1907-1950
- Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
- Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23)
- Heinrich Wörndle von Adelsfried: Josef Führichs Werke nebst dokumentarischen Beiträgen und Bibliographie ... Wien: Artaria 1914
- Moritz Dreger: Josef Führich. Wien: Artaria 1912
- Gerbert Frodl: Wiener Malerei der Biedermeierzeit. Rosenheim: A. Förg 1987 (Rosenheimer Raritäten), S. 249
- Heinz Schöny: Wiener Künstler-Ahnen. Genealogische Daten und Ahnenlisten. Wiener Maler. Band 1: Mittelalter bis Romantik. Wien: Selbstverlag der Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft "Adler" 1970, S. 199
- Richard Kralik: Josef Ritter von Führich. In: Die Kultur 1 (1900), Heft 4, 242 ff.
- B. Rittinger: Die Kreuzwegfresken Josef von Führichs in der Pfarrkirche St. Johann Nepomuk, Wien II., Praterstraße. Dissertation Universität Wien. Wien 1976
- Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Band 2: Geschichte der Malerei in Wien. Wien [u.a.]: Selbstverlag des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 1955 (Geschichte der Stadt Wien / Neue Reihe, 7/2), Register
- Walter Wagner: Geschichte der Akademie der bildenden Künste in Wien. Wien: Rosenbaum 1967 (Veröffentlichungen der Akademie der Bildenden Künste in Wien, Neue Folge 1), Register
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), Register
- Renate Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19. Jahrhundert. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1970, S. 106, S. 108, S. 115 (Anmerkung 32), S. 136
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- Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 325
- Das Josefstädter Heimatmuseum. Band 1, Heft 22, S. 4
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- Karl Hilscher: Meidling. Wiens 12. Gemeindebezirk. Wien: Jugend & Volk 1923, S. 175, S. 178
- Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 281, S. 487