Julius Raab

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Julius Raab, 1955
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Raab, Julius
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dipl.Ing.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  20788
GNDGemeindsame Normdatei 118743309
Wikidata Q78539
GeburtsdatumDatum der Geburt 29. November 1891
GeburtsortOrt der Geburt St. Pölten
SterbedatumSterbedatum 8. Jänner 1964
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Politiker
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen) Österreichische Volkspartei
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung  14. Jänner 1964
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 14 C, Nummer 21 A
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  Ehrengrab
BildnameName des Bildes Julius Raab.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Julius Raab, 1955

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Abgeordneter zum Nationalrat (1927 bis 1934)
  • Bundeskanzler (1953 bis 1961)

  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 10. März 1961, Übernahme: 25. März 1961)
  • Ehrenring Stadt Wien
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (Übernahme: 4. April 1955)

Raab Julius, * 29. November 1891 St. Pölten, † 8. Jänner 1964 Wien (Zentralfriedhof, Ehrengrab Gruppe 14C, Nummer 21 A), Politiker, Gattin (1923) Hermine Haumer.

Raab studierte Hochbau an der Technischen Hochschule Wien (Studienabbruch 1922 nach der zweiten Staatsprüfung) und trat der CV-Verbindung „Norica" bei. 1922 trat er in die Baufirma seines Vaters in St. Pölten ein. Dort und in Niederösterreich übernahm er politische Funktionen, wurde 1927 in den Nationalrat gewählt und von Ignaz Seipel in die Heimwehr entsandt. Zwecks besserer Organisation der Wirtschaftstreibenden nahm er Kontakte zum deutsch-österreichischen Gewerbebund auf, in dem großdeutsche und christlichsoziale Elemente vereinigt waren. Als Vertreter einer gemäßigten Richtung konnte er sich zwar 1930 (Korneuburger Eid) in der Heimwehr gerade noch behaupten, schied aber, aus Abneigung gegen den beginnenden Radikalismus, kurz danach aus und widmete sich wieder gewerblichen Organisationen (Mitbegründer des Österreichischen Reichsgewerbebunds [ab 1934 Präsident], Obmann der Landesgruppe Niederösterreich des Gewerbebunds, Präsident des Bunds Österreichischer Gewerbetreibender und Vizepräsident der Hauptstelle gewerblicher Arbeitgeberverbände), wobei er, von den Bünden ausgehend, die Handelskammern zu einer fachlichen Vertretungskörperschaft zusammenzufassen suchte (das Handelskammergesetz 1937 war eine Vorstufe zu diesem Ziel).

1934-1938 war Raab Mitglied des Bundeswirtschaftsrats, im Februar/März 1938 Handelsminister. 1945 war er einer der Mitbegründer der ÖVP, Landesparteiobmann der ÖVP in Niederösterreich, außerdem Gründer (bis 1963 Präsident) des Österreichischen Wirtschaftsbunds und der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft (Präsident ab 1947) und Staatssekretär für öffentliche Bauten, Übergangswirtschaft und Wiederaufbau in der provisorischen Staatsregierung Karl Renners. 1945-1961 Abgeordneter zum Nationalrat (Klubobmann der ÖVP 1945-1953), 1952-1960 Bundesobmann der ÖVP, 1953-1961 Bundeskanzler und 1963 Kandidat der ÖVP für die Bundespräsidentenwahl, in der er Adolf Schärf unterlag. Mit dem Präsidenten des ÖGB Johann Böhm schuf er die Grundlagen für die Sozialpartnerschaft. Die Kanzlerära Raabs wurde bestimmt durch die Zusammenarbeit der beiden großen Parteien, den sogenannta Raab-Kamitz-Kurs (mit dem Ziel der wirtschaftlichen Konsolidierung) und den Abschluss des Österreichischen Staatsvertrags (15. Mai 1955); im September 1955 wurde das Allgemeine Sozialversicherungsesetz beschlossen und damit ein bedeutender sozialpolitischer Schritt getan. Raabs Autobiographie erschien 1964 als „Selbstporträt eines Politikers".

Ehrenbürger (10. März 1967); Julius-Raab-Hof (12., Tivoligasse); Gedenkmedaille (1971).

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Laut Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe war Julius Raab 1928 bis 1930 Landesführer der niederösterreichischen Heimwehren. Seine öffentlichen Reden waren neben Polemiken gegen die Sozialdemokratie auch von antidemokratischen und antijudaistischen Elementen durchzogen. Vor allem in Abgrenzung zum Nationalsozialismus distanzierte sich Raab in den 30er Jahren zunehmend von der autoritären, (para)militärischem und antidemokratischen Ausrichtung der Heimwehr und der Vaterländischen Front. 1938 verfolgte er als Handelsminister in der Regierung Kurt Schuschniggs einen autonomen „österreichischen“ Kurs mittels einer stärkeren Verständigung mit der Sozialdemokratie, wenngleich die ständischen Strukturen beibehalten werden sollten. Während der NS-Zeit verhielt sich Raab politisch bedeckt, ohne die freundschaftlichen Kontakte zu seinen früheren politischen Mitstreitern zu unterbrechen. Nach 1945 versuchte er (wie viele andere Politiker der SPÖ und ÖVP) ehemalige (teils auch schwer belastete) NSDAP-Mitglieder für sich bzw. die ÖVP zu gewinnen.

Julius-Raab-Platz, Raabdenkmal

Literatur

  • Neue österreichische Biographie ab 1815. Große Österreicher. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1957-1987. Band 16, 1965 (Ludwig Jedlicka)
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Gertrude Enderle-Burcel: Mandatare im Ständestaat 1934-1938. Wien: Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes [u.a.] 1991
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 3: Der Parlamentarismus und die modernen Republiken. Wien / München: Jugend & Volk 1974, S. 460 ff.
  • Erwin H. Aglas (Hg.): Die Zweite österreichische Republik und ihre Repräsentanten. Politische Leistung im Spiegel des wirtschaftlichen Erfolges. Wien / Linz: Österreichisches Pressebüro 1960, S. 9
  • Heinrich Schramm-Schießl: Julius Raab - Kanzler der Freiheit. Wien: Österr. Bundesverlag 1961
  • Othmar Franz Lang: Julius Raab. Der Kämpfer für Österreich. Wien: Österr. Bundesverlag 1961
  • Ludwig Jedlicka: Julius Raab. In: Ludwig Jedlicka. Vom alten zum neuen Österreich. St. Pölten [u.a.]: Verl. Niederösterr. Pressehaus 1975
  • Karl Heinz Ritschel: Julius Raab. Der Staatsvertragskanzler. Salzburg: Ed. Reinarzt 1975
  • Stichwort Österreich. Totalinformation. Hg. Karl Heinz Ritschel. Salzburg: Reinartz 3 (1978/79)
  • Friedrich Weissensteiner [Hg.]: Die österreichischen Bundeskanzler. Leben und Werk. Wien: Österr. Bundesverlag 1983, Register
  • Alois Brusatti [Hg.]: Julius Raab. Eine Biographie in Einzeldarstellungen. Linz [Donau]: Trauner 1986
  • Hans Weiss / Krista Federspiel: Wer? Wien: Autoren 1988, S. 155 f.
  • Gustav Peichl: No smoking. By Ironimus. Vienna [u.a.]: Wedl 1958
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 71 f.
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 12.11.1981, 29.11.1991
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 149–151
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013

Weblinks