Kaiserin-Elisabeth-Spital
48° 11' 43.00" N, 16° 19' 30.96" E zur Karte im Wien Kulturgut
Das Kaiserin-Elisabeth-Spital (15., Huglgasse 1-3) bestand von 1890 bis 30. November 2012.
Vorgängerbau
In der Gemeinde Sechshaus wurde 1857 das öffentliche Bezirkskrankenhaus Sechshaus auf dem Areal dreier Bürgerhäuser in der Sechshauser Hauptstraße (Sechshaus Nr. 58, 59 und 60), die dem Bürgermeister Johann Plunker (Plunkergasse) gehörten, errichtet und mit 80 Betten in Betrieb genommen. Nach einer Erweiterung 1867-1872 durch den Kauf dreier weiterer Grundstücke (Sechshaus Nr. 56, 57 und 61; gesamtes Areal entspricht Sechshauser Straße 71-75) wurde die Bettenzahl auf 320 aufgestockt. Das Spital umfasste eine medizinische und eine chirurgische Abteilung, die Pflege wurde von den Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul besorgt.
Das neue Spital
Wegen der, bei einer Überprüfung festgestellten, zu dichten Belegung der Zimmer wurde ein Neubau geplant, der zunächst an der Stelle des bisherigen Spitalsbaues nach Entwürfen von Eugen Sehnal vorgesehen war. Aufgrund der ungünstigen Lage und Infrastruktur, vor allem die mangelhafte Wasserversorgung betreffend, wurde stattdessen ein Neubau südlich der Schmelz realisiert. Wiederum nach Plänen von Eugen Sehnal wurde 1889-1890 das neue Spital im Pavillonsystem errichtet und am 25. November 1890 unter dem Namen "Kaiser-Franz-Josef-Bezirkskrankenhaus in Rudolfsheim" eröffnet. Die Umbenennung in "K. k. Kaiserin-Elisabeth-Spital" erfolgte 1892, nach der Eingemeindung der Vororte, wegen des in Favoriten bereits bestehenden Kaiser-Franz-Josef-Spitals. Zeitgleich wurde das neue Spital in den k. k. Wiener Krankenanstaltenfonds übernommen. Das frühere Bezirkskrankenhaus Sechshaus wurde 1893 abgebrochen und an dessen Stelle eine Bürgerschule (heute MS Sechshauser Straße 71) errichtet. Eine im ersten Hof errichtete Büste Kaiser Franz Josephs I. wurde gegen eine von Viktor Tilgner 1879 geschaffene Büste der Kaiserin Elisabeth ausgetauscht.
Bettina-Pavillon
Bereits kurze Zeit nach der Eröffnung wurde eine Vergrößerung des Spitals notwendig. Für diese Erweiterung wurde das südlich an das Spital anschließende Grundstück für den Bau eines weiteren Pavillons, eines Administrations- und eines Wohngebäudes für die weiterhin für die Pflege zuständigen Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul erworben. Finanziert wurde der neue Bau durch die "Bettina-Stiftung“ von Albert Salomon Anselm Freiherr von Rothschild in der Höhe von 1,100.000 Kronen. Der Krankentrakt wurde 1894-1896 für die Aufnahme von 60 Frauen eingerichtet und in Erinnerung an die an Brustkrebs verstorbene Bettina de Rothschild, Albert Rotschilds Gattin, „Bettina-Pavillon“ benannt. Im Stiegenhaus des Pavillons wurde 1897 die Marmorskulptur "Die Pflege" von Josef Kassin errichtet.
Entwicklung im 20. Jahrhundert – Medizinische Schwerpunkte
Um 1900 umfasste das Spital 550 Betten in drei Medizinischen Abteilungen, einer Chirurgischen Station und der Gynäkologischen Abteilung im Bettina-Pavillon. 1898 wurde der erste Röntgenapparat in Betrieb genommen und Ernst Wertheim, Primararzt der Gynäkologie, führte im selben Jahr die erste Radikaloperation bei einem Uteruskarzinom durch (Wertheim-Meigs-Operation). Bedeutung erlangte die Chirurgische Abteilung besonders durch die Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen. Mit den Chirurgen Paul Albrecht, Fritz Kaspar und Paul Huber erlangte das Krankenhaus für seine Spezialisierung auf Strumaoperationen enorme Bedeutung, im Volksmund wurde es auch "Kropfspital" genannt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Schwerpunkt der Schilddrüsenbehandlung, -diagnostik und -chirurgie weiter ausgebaut und unter anderem ein eigenes Nuklearmedizinisches Institut gegründet.
NS-Zeit und Nachkriegszeit
1939 wurde das Spital der Stadt Wien angegliedert und 1941-1945 in Johann Peter Frank-Krankenhaus umbenannt. Im Zweiten Weltkrieg zerstörten mehrere Bombentreffer die Gebäude stark, die Patienten mussten in andere Krankenhäuser gebracht werden. Nach Kriegsende wurden die Gebäude zunächst als russisches Lazarett verwendet, erst nachdem die Verwundeten in das Sanatorium Purkersdorf verlegt worden waren, konnte der Spitalsbetrieb wieder aufgenommen werden. Ein ab Ende der 1950er Jahre geplanter Neubau wurde nicht realisiert, jedoch erfolgten in den 1960er Jahren einige kleinere Umbauten und die Errichtung eines Operationstraktes.
Übergabe an weltliche Krankenpflege
Nachdem die Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul wegen der rückgängigen Zahl der Ordensschwestern die Pflege nicht weiter ausüben konnten, wurde diese ab 1973 von weltlichen Krankenschwestern übernommen und zugleich eine Krankenpflegeschule eingerichtet.
Schließung
Am 31. Mai 1996 wurde zunächst die Abteilung Gynäkologie und Geburtenhilfe und mit 30. November 2012 das gesamte Spital im Zuge der Spitalsreform geschlossen. Die Chirurgische Abteilung mit dem Schwerpunkt Schilddrüsenbehandlung übersiedelte in die Krankenanstalt Rudolfstiftung.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 209.4 - Kaiserin-Elisabeth-Spital
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 212, B18/5 - Kaiserin-Elisabeth-Spital: Totenverzeichnisse
- Wien Museum Online Sammlung: hochauflösende Abbildungen zum Kaiserin-Elisabeth-Spital
Literatur
Allgemein:
- Günther Berger: Kaiserin Elisabeth-Denkmäler in Wien. Frankfurt am Main / Wien [u.a.]: Lang 2002, S. 79, 129f.
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Wien 1996, S. 349
- Felix Czeike: XV. Rudolfsheim-Fünfhaus. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 15), S. 21f.
- Kurt Keminger: Das Kropfspital in Rudolfsheim. Kaiserin-Elisabeth-Spital 1890-1990. Wien/München/Bern: Maudrich 1990
- F. Kubicek: 100 Jahre Kaiserin-Elisabeth-Spital der Stadt Wien. 1890-1990. In: Österreichische Ärztezeitung. Organ der Österreichischen Ärztekammer 45 (1990), Heft 22, S. 1 ff.
- Magistrat der Stadt Wien – PID [Hg.]: Kaiserin Elisabeth Spital. [Eigenverlag, o.J.]
- Karl Heinz Tragl: Chronik der Wiener Krankenanstalten. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2007, S. 404-428
Wiener Gesundheitsarchitekturen:
- Ludwig Teleky. Zur Geschichte der Tuberkulosebekämpfung in Österreich. In: Der Stand der Tuberkulosebekämpfung in Österreich Ende 1917. Hg. von Österreichisches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose. Wien: 1918, S. 8