Luftschutzvorbereitungen
Während des Zweiten Weltkriegs wurden verschiedene vorsorgliche, sich im Wiener Stadtbild widerspiegelnde Maßnahmen angeordnet, die zum reichsweiten Luftschutzprogramm zählten.
An den Hausfassaden wurden Hinweispfeile aufgemalt, die zusammen mit bestimmten Abkürzungen der Bevölkerung (und eventuell später nach Verschütteten suchenden Bergungstrupps) den Weg in die Sammelschutzräumen zeigten:
- "LSK" (Luftschutzkeller)
- "LSR" (Luftschutzraum)
- "LSK i. H." (Luftschutzkeller im Hof)
- "MD" (Mauerdurchbruch)
- "NA" (Notausstieg)
Die dazugehörenden weißen Richtungspfeile an den Fassaden zeigten zu den Kellerausgängen. Auf den Hausfassaden waren auch Aufschriften gemalt, die eine Orientierung boten, um sich in einem durch Brände oder Staubwolken ausgelösten Chaos rasch zurechtzfinden. Hierzu gab es Richtungshinweise wie "Donau", "Ring", "Gürtel" oder "Park".
Auf den Gehsteigen wurden Luftschutzausstiege angebracht, aus denen sich Kellerinsassen noch ins Freie retten konnten. Es gab hunderte Notausstiege mit der Umschrift "Luftschutz Mannesmann". Durch enge, über Eisensprossen führende Schächte konnten Personen aus den verschütteten Kellern oder Schutzräumen klettern.
Der Bau von sicheren Luftschutzräumen (Luftschutzbunker, Luftschutzkeller, Splitterschutzdeckungsgräben, Luftschutzstollen, Ausbau des "Luftschutz-Raum-Netz Innere Stadt", etc.) war in der Zeit des Bombenkriegs, der ab 1943 Wien erreichte, notwendig.
In den mustergültigen Schutzräumen wurde entlang der Treppenabgänge und an den Wänden ein etwa 20 Zentimeter breiter, phosphoreszierender Leuchtstreifen aufgetragen. Bei Stromausfall sollte diese Notbeleuchtung den Orientierungsweg sichtbar machen. Auch waren fabriksmäßig hergestellte Emailschilder angebracht, auf denen wichtige Informationen zu lesen waren.
Zu den umfassenden Luftschutzvorbereitungen zählten auch die an den Dächern Wiens montierten Luftschutzsirenen und das Aufstellen von Löschteichen (oberirdisch oder unterirdisch angelegte große Löschwasserbehälter). Ein wichtiges Gebot war auch die Verdunkelung, ebenso die Splitterschutzummantelung von Denkmälern beziehungsweise die Verlagerung von Kulturgut.
Sicherung und Verlagerung von Kulturgut
In Absprache mit der Stadtverwaltung und dem Denkmalamt wurden etliche wertvolle Denkmäler vor eventuellen Bombenschäden geschützt (unter anderem die Pestsäule am Graben; das Riesentor des Stephansdoms; das Hochgrab Friedrichs III.; die Grabdenkmäler in der Kapuzinergruft).
Im Oktober 1942 fand anlässlich einer geplanten baulichen Sicherung der beiden Reiterstandbilder am Heldenplatz (Erzherzog Karl und Prinz Eugen) eine Besprechung statt. Der Reichsstatthalter von Wien, Baldur von Schirach, hatte an das Reichsbauamt Wien-Innere Stadt diesbezüglich eine Voruntersuchung angeordnet. Drei Möglichkeiten standen zur Diskussion: 1) Ummauerung der Denkmäler durch Ziegel, 2) Abtragung und Aufstellung derselben auf einen nicht luftschutzgefährdeten Ort, 3) diese stehen lassen und durch Gipsabdrücke einen möglichen Verlust durch einen Nachguss zu ermöglichen.[1] Die Denkmäler und der Unterbau wurden vorsorglich untersucht und alle Risiken berücksichtigt, ehe die beiden Bronzedenkmäler mit zwei splittersicheren Ziegelummauerungen, versteift mit Eisenbetonrosten, umkleidet wurden.
Obwohl die NS-Führung veranlasst hatte, historische Denkmäler und Bauten zu schützen, wurde gleichzeitig Kulturgut zerstört. Glocken und leicht abzutragende metallene Denkmäler wurden für Rüstungszwecke eingeschmolzen. Auf einer eigenen Liste aus dem Jahr 1943 wurden rund 30 Denkmäler angeführt (unter anderem Augustin, Georg Raphael Donner, Sebastian Kneipp, Johann Nestroy, Erzherzog Rainer, Siegfried, Carl Auer-Welsbach), die abzutragen sind.[2] Letztendlich wurden aber nicht alle eingeschmolzen.
1942 wurden etliche Kulturschätze und Archivmaterialien aus den Wiener Museen vorsorglich abtransportiert. Unzählige Transporte, überfüllte Möbelwagen brachten bereits zu Kriegsbeginn Gemälde und andere Kunstwerke zu diversen Bergungsorten. Viele übersiedelten später in das Salzkammergut (in das Bergwerk Bad Ischl / Lauffen). Ganze Bibliotheken wurden beispielsweise in das Stift Klosterneuburg oder nach Gaming verfrachtet.[3]