Münzmeister
Münzmeister, Vorsteher des Gremiums der Hausgenossen, dem 1194-1522 die Münzprägung, der Edelmetallhandel und der Geldwechsel im Herzogtum Österreich anvertraut war. Der Münzmeister wurde vom Landesfürsten aus dem Kreis der bürgerlichen Oberschicht Wiens bestellt und übte (vom Stadtrichter unabhängig) die Gerichtsbarkeit über alle Hausgenossen, Geldwechsler und die mit der Prägung betrauten Münzer aus, unterstand der Aufsicht des Erbkämmerers von Österreich und der Kontrolle durch den Münzanwalt. Der Münzmeister trug die oberste Verantwortung für die ordnungsgemäße Durchführung der Prägungen und für die Kontrolle der Geldwechselstätten. Als Entschädigung erhielt er einen Anteil am Reingewinn, der sich bei jeder Prägung durch den Unterschied zwischen Nominale und Metallwert ergab.
Amtsträger
- Schlom (1194, 1197)
- Dietrich der Reiche (1207-1209)
- Kuno (aus der Sippe der Greifen; 1255, 1260-1262, 1265, 1267)
- Leopold auf der Hochstraße (1275-1276, 1281)
- Seifrid Leubel (1287-88)
- Ulrich bei den Minderbrüdern (Sohn des Kuno; 1291-1292, 1309)
- Wernhard Chrannest (1302, 1304)
- Hermann von St. Polten (1320)
- Dietrich Chleber (1321)
- Leopold Pölz (1324)
- Niklas von Eslarn (1326-1327)
- Haimon von Regensburg (1330)
- Wernhard Chrannest (1332)
- Dietrich Urbetsch (1334, 1339, 1343)
- Niklas Mäserl (1336)
- Heinrich Schuchler (1338, 1340-1341)
- Friedrich von Tirna (1346, 1351)
- Dietrich Flusthart (1352-1353, 1357; vergleiche auch Nachtrag Band 5)
- Hans von Tirna (1354-1356, 1358-1360, 1362-1370, 1377-1378)
- Jakob von Tirna (1372-73)
- Michael Geukramer (1384-1395)
- Konrad Rock (1395-1398)
- Dietrich Prenner (1399-1408)
- Paul Würffel (1408-1413)
- Rudolf Angerfelder (1413-1419)
- Ulrich Gundloch (1420-1427)
- Niklas Untermhimmel (1428-46)
- Hans Steger (1446-1451)
- Wolfgang Holzer (1452-1456, 1460, 1462)
- Niklas Teschler (1456-1457, 1460-1462)
- Valentin Liephart (1462-1469, 1473 [vielleicht auch 1470-1472])
- Michel Menesdorfer (1494)
- Laurenz Taschendorfer (1495-1497)
- Mert Burger (1498)
- Thomas Meingos (1499-1503)
- Georg Gundlach (1503)
- Hans Kopp (1507)
- Wolfgang Liephart (1510-1517)
- Hans Schwarz (1518-1521)
Bei den Verweisstichwörtern sind teilweise nicht sämtliche ausgeübten Ämter aufgelistet, sodass die obigen Amtszeiten eine Ergänzung darstellen.
Nach der Auflösung des Gremiums der Hausgenossen (7. Juni 1522) wurde die Wiener Münzstätte in ein staatliches Amt umgewandelt und reorganisiert. Zum Münzmeister und zum Münzwardein (der an die Stelle des früheren Münzanwalts trat) konnten nun auch Nichtwiener
bestellt werden. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde das Münzmeisteramt zeitweise verpachtet. Als Münzmeister sind bis ins 18. Jahrhundert nachweisbar:
- Thomas Beheim (1524-47; Pächter)
- Andreas Hartmann (1547-1557)
- Adam Hartmann (1557-1579)
- Thomas Händl (1584-1587)
- Lorenz Huebmer (1587-1605)
- Andreas Händl (1605-1611)
- Matthias Fellner von Feldegg (1612-1622, 1624-1634)
- Hans de Witte (1622-1623; Pächter)
- Balthasar Zwirner (1623-1624; Pächter)
- Israel Wolf (1624; Pächter)
- Virgilius Konstanz von Vestenberg (1634-1638; Pächter)
- Hans Jakob Stadler (1638-1639, 1644-1648)
- Isaias Jessensky (1639-1644)
- Johann Konrad Richthausen (ab 1653 Freiherr von Chaos; 1648-1659)
- Franz Faber (1659-1660, 1666-1679)
- Andreas Cotto (1660-1665)
- Matthias Mittermayer von Waffenberg (1679-1708)
- Franz Joseph Mittermayer von Waffenberg (1708-1740)
Literatur
- Theodor G. von Karajan: Beyträge zur Geschichte der landesfürstlichen Münze Wiens im Mittelalter als Einleitung in das, im Anhange zum ersten Male mitgetheilte Münzbuch Albrechts von Eberstorf. Wien: Beck 1838, S. 274 ff. S. 401 ff.
- Arnold Luschin von Ebengreuth: Münzwesen, Handel und Verkehr. In: Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Band 2/2. Wien: Holzhausen 1905, S. 741 ff., besonders S. 819 ff.
- Karl Fajkmajer: Handel, Verkehr und Münzwesen. In: Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Band 4. Wien: Holzhausen 1911, S. 524 ff, besonders S. 578 ff.
- Johann Newald: Beitrag zur Geschichte des österreichischen Münzwesens im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts. In: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien 20 (1881), S. 21 ff.
- Leopold Sailer: Die Wiener Ratsbürger des 14. Jahrhunderts. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1931 (Studien aus dem Archiv der Stadt Wien, 3/4), S. 26
- Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 90
- Richard Perger: Die Wiener Ratsbürger 1396 – 1526. Wien: Deuticke 1988 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 18)
- Thomas Winkelbauer: Das Geld ist sanguis corporis politici - Notizen zu den Finanzen der Habsburger und zur Bedeutung des Geldes im 16. und 17. Jahrhundert. In: Wolfgang Häusler [Hg.]: Geld. 800 Jahre Münzstätte Wien. Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien, des Kunstforums Bank Austria und der Münze Österreich [im Kunstforum Bank Austria, Wien, 27. Juni bis 21. August 1994]. Wien: Kunstforum Bank Austria 1994, S. 143 ff.
- Bernhard Koch: Die Geschichte der Münzstätte Wien. In: Wolfgang Häusler [Hg.]: Geld. 800 Jahre Münzstätte Wien. Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien, des Kunstforums Bank Austria und der Münze Österreich [im Kunstforum Bank Austria, Wien, 27. Juni bis 21. August 1994]. Wien: Kunstforum Bank Austria 1994, S. 195 ff.