Friedhof der Namenlosen (1900-)
48° 9' 34.29" N, 16° 30' 8.84" E zur Karte im Wien Kulturgut
Friedhof der Namenlosen (11., Molostraße / Alberner Hafen).
Der als Ersatz für den Alten Friedhof der Namenlosen eingerichtete (Neue) Friedhof der Namenlosen befindet sich ebenfalls im Bezirksteil Albern des 11. Bezirks, Simmering, neben dem Alberner Hafen der Donau. Er diente wie der alte Friedhof der Bestattung von Wasserleichen.
Am 2. November 1899 beschloss der Wiener Stadtrat, der Gemeinde Albern einen Teil einer Waldparzelle gegen Zahlung eines Anerkennungszinses zu überlassen. Die ursprünglich gestellte Bedingung, dass alle auf dem Alten Friedhof der Namenlosen beerdigten Leichen exhumiert und hier neu bestattet werden sollten, wurde am 16. März 1900 widerrufen. Der neue Friedhof wurde 1900 angelegt und ist durch Dämme vor Überflutung geschützt.
Anlässlich des Baus verstärkter Hochwasserschutzdämme (1933-1935) wurde in der Zeit des schwarzen Wien 1935 eine Auferstehungskapelle beim Friedhof errichtet. 1938 wurde Albern von der nationalsozialistischen Diktatur nach Wien eingemeindet (Groß-Wien), und zwar in den damaligen 23. Bezirk namens Schwechat. Da die Donau durch den Bau des Getreidesilos und des Alberner Hafens 1939 eine andere Richtung erhielt und die Opfer der Donau daher nicht mehr im Uferbereich von Albern angeschwemmt wurden, wurde der Friedhof, auf dem 1940 die letzte Bestattung vorgenommen wurde, 1957 in die Obhut der Kulturabteilung (MA 7) des Magistrats übergeben.
Als 1954 das Gebietsänderungsgesetz in Kraft trat, mit dem die nationalsozialistischen Eingemeindungen nach Wien größteils rückgängig gemacht wurden, verblieb Albern bei Wien, musste aber auf Wunsch der sowjetischen Besatzungsmacht vorerst in den 2. Bezirk, Leopoldstadt, aufgenommen werden, der - wie Albern bis dahin - sowjetisch besetzt war. Die Aufnahme in den 11. Bezirk hätte Albern unter britische Besatzung gebracht. Nach dem Staatsvertrag 1955 und dem folgenden Abzug der Besatzungstruppen gelangte Albern mit diesem Friedhof 1956 zum 11. Bezirk.
Insgesamt wurden 1900-1940 104 Tote bestattet (darunter nur 43 Identifizierte). Die Aufbahrungskapelle wurde 1987 mit Unterstützung der Wiener Hafen GmbH, einer Firma im Eigentum der Stadt Wien, restauriert.
Siehe auch: Friedhof der Namenlosen (11, Albern) (1854-1899), Friedhöfe.
Quellen
Literatur
- Felix Czeike: XI. Simmering. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 11), S. 2
- Hans Havelka: Das Dorf, wo einst der Eber hauste. 1971, S. 29 ff
- Franz Knispel: Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien. Wien: Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung 1992, Band 2, S. 150 ff. .
- Robert Messner: Die Landstrasse im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der südöstlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1978 (Topographie von Alt-Wien, 5), S. 147
- Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017
- Wien aktuell Wochenblatt. Wien: Schmid, 06.01.1983