Olga Bauer-Pilecka
Olga Bauer-Pilecka, * 14. Februar 1887 Rawa-Ruska, Galizien, 2. Juli 1941 Wien, Opernsängerin, Verlegerin.
Biografie
Olga Bauer-Pilecka entstammte einer sehr musikalischen polnischen adeligen Familie (Ritter von Pilecki, mit dem Wappen "Leliwa" -mit rotem Schild) und wuchs in Lemberg auf. Schon als Kind spielte sie Klavier. Mit 12 Jahren sang sie im Chor einer Klosterschule. 1904 kam sie nach Wien und wurde Schülerin von Rosa Papier-Paumgartner. Sie studierte an der Akademie für Musik und Darstellende Kunst, bezog für den Großteil ihrer Ausbildungszeit ein Stipendium der Stiftung Czartoryski , und schloss im Juni 1912 ihre Ausbildung im "Solo-Gesang" mit "vorzüglichem" Erfolg ab.
Am 1. Juni 1912 trat sie das erste Mal auf, und zwar im Theater an der Wien, im Zuge einer öffentlichen Opernaufführung der Opernschule. Sie sang in Mozarts "Die Hochzeit des Figaro" die Bärbel. Im selben Jahr erfolgte ihr Bühnendebüt am Stadttheater von Dortmund. Sie sang dort den Orlowsky in der "Fledermaus" und die Mercedes in "Carmen". 1913 kam sie nach Wien zurück und heiratete im April desselben Jahres in der Karlskirche den bekannten Wiener Gynäkologen Bernhard A. Bauer, damals noch Offizier, später einer der bekanntesten österreichischen Autoren von Büchern über Sexual-Aufklärung ( z.B. "Wie bist Du, Weib"). Dieser Ehe entstammte ein einziges Kind, die Tochter Johanna ("Hansi").
Olga Bauer von Pilecka war ab 1915 als Konzert- und Oratoriensängerin tätig. Ihr Debut als Konzertsängerin gab sie 1915 im Konzerthaus in Wien. 1917 wurde die Altistin an die Wiener Hofoper, berufen. Ihre Debut-Rolle war der 3. Knabe in der Zauberflöte am 16. September 1917. Als Solosängerin war sie Mitglied des Ensembles bis 1928 . Zu ihren Partien zählten unter anderem die Azucena im "Troubadour", die Maddalena im "Rigoletto", die Suzuki in "Madame Butterfly", die Amneris in "Aida", die Brangäne in "Tristan und Isolde" und die Fricka im "Ring des Nibelungen". Sie trat unter bedeutenden Dirigenten auf, wie Richard Strauss, Wilhelm Furtwängler, Arnold Schönberg, Franz Schalk, Clemens Krauss und Bernhard Paumgartner. Berühmte Gesangskolleginnen und -kollegen waren Leo Slezak, Lotte Lehmann, Maria Jeritza, Lotte Schöne, Alfred Piccaver, Alfred Jerger, Richard Tauber.
Bedeutender noch als ihre Bühnentätigkeit war ihr Wirken auf dem Konzertsektor. Begleitet von den Wiener Symphoniker und dem Wiener Singverein trat sie im Konzerthaus und im Musikverein auf.
1920 trug sie gemeinsam mit und zu Ehren Maurice Ravels vor. 1921, als zum ersten Mal bei den Salzburger Festspielen auch Konzerte stattfanden, trat sie in einem Konzert im Salzburger Dom als Solistin auf; man rühmte vor allem ihre Interpretation des Alt-Solos in den "Gurreliedern" von Schönberg. Dieses sang sie u. a. 1921 in Amsterdam, unter der Leitung von Arnold Schönberg. Bei weiteren Auslandsreisen und -engagements sang sie an den Opern- und Konzerthäusern in Oldenburg, Warschau und Prag.
Mit Beginn der Einrichtung von Rundfunkübertragung durch Radio Wien / RAVAG (ab ca. 1924), scheint die Sängerin bereits sehr früh, und auch regelmäßig, in den wöchentlichen Programm-Vorankündigungen auf. Die erste derart dokumentierte Übertragung fand am 18. Dezember1924 statt.
1927 gründete sie gemeinsam mit Ida Fischer den Fiba-Verlag (mit Versandbuchhandlung). FIBA steht dabei für Fischer-Bauer. Nach dem Ausscheiden Fischers 1928 leitete sie das Unternehmen als "Fiba-Verlag O. Bauer" alleine weiter. Nach Beendigung ihrer Gesangs-Karriere widmete sich voll den Tätigkeiten im Verlag. Sie war eine der ersten Frauen, die selbst als Verlagsgründerinnen auftrat.
Sie verstarb am 2. Juli 1941 an einer Bauchfellentzündung, ausgelöst nach einer Blinddarmoperation, und an Herzlähmung.
Quellen
- Peter Clausen: Unveröffentlichte Biografie 2021
Literatur
- Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
- Franz Hadamowsky / Alexander Witeschnik: Hundert Jahre Wiener Oper am Ring [Jubiläumsausstellung]. Wien: Aktionskomitee 100 Jahr-Feier d. Wiener Staatsoper 1969, S. 115