48° 13' 44.55" N, 16° 17' 54.40" E zur Karte im Wien Kulturgut
Dornbacher Kirche (17., Rupertusplatz 5-7; Pfarrkirche [seit 1251] "Heiligen Peter und Paul").
Die Benediktinermönche des Stifts St. Peter (Salzburg) kamen auf ihrer Missionstätigkeit auch nach Dornbach. Sie hatten "an der Als" bereits im 11. Jahrhundert Besitzungen (Schenkung zweier Edelhuben durch Graf Sighard IV. an St. Peter 1044, Erweiterung des Besitzes durch Markgraf Leopold III., nachdem der Besitz 1136 in seine Hand gekommen war). Eine unmittelbar darauf erwähnte Kapelle, die 1139 durch den Passauer Bischof Reginbert geweiht wurde (erster Pfarrer 1338 urkundlich erwähnt), wurde nach ihrer Zerstörung durch die Osmanen (1529) wiederhergestellt (1536). 1683 neuerlich zerstört, wurde das Gotteshaus 1687 wiederhergestellt und 1756 vergrößert, nachdem bereits 1716 ein höherer Turm errichtet worden war. 1779 und 1832 folgten Restaurierungen, 1880 wurde die baufällig gewordene Turmbekrönung erneuert. Obwohl bereits 1898 unter dem Protektorat von Therese Fürstin Schwarzenberg der Dornbacher Kirchenbauverein gegründet worden war, konnte die Kirche erst 1931/1932 nach Plänen von Clemens Holzmeister nach Süden erweitert werden (Weihe 26. Juni 1932). Durch diesen Zubau erfuhr sie eine Drehung um 90°. 1955-1957 kam es zu baulichen Veränderungen unter der Leitung von Georg Lippert (Verlegung des Haupteingangs nach Norden, Abtragung der Barockkanzel [von der Zacharias Werner, Schüler und Freund Clemens Maria Hofbauers, gepredigt hatte]). Die Kirche ist seit ihrer Gründung dem Benediktinerstift St. Peter in Salzburg inkorporiert und seit 1995 im Besitz der Erzdiözese Wien.
Äußeres
Kirchenbau mit Flachdach; aus der Mitte der stufenartig gestalteten Straßenfassade ragt der Turm empor. Der Eingangsseite ist eine Säulenhalle vorgelagert.
Inneres
Am alten Hochaltar befindet sich eine Gemäldekopie nach Daniel Crespie ("Christus inmitten der Apostelfürsten"). Die Holzskulptur "Krönung Mariens" und weitere Holzschnitzwerke sind barock. Das Gemälde "Die heilige Mutter Anna selbdritt" stammt von Max von Poosch. Im neuen Teil fällt der überlebensgroße Kruzifixus von Jakob Adelhart junior. auf (Nachbildung des sogenannten Nonnberger Kruzifixus aus dem Salzburger Dom). Auf der Wand hinter dem Hochaltar Fresko "Aussendung der Salzburger Missionare durch den heiligen Rupertus in den Wiener Raum" von Albert Urban (1937), auf dem Marienaltar moderne holzgeschnitzte Immaculata mit dem Jesuskind von Hans Scheibner. Den modernen Kreuzweg schuf Hans Andre, die modernen Glasmalereien zeigen die Propheten Isaias, Jeremias, Ezechiel (von Karl Hauck) und Daniel (von Georgi).
Eine aus dem 18. Jahrhundert stammende hölzerne St.-Anna-Kapelle wurde anlässlich des Baus der Tramway nach Dornbach abgetragen. Der Dornbacher Friedhof befand sich ursprünglich neben der Kirche (geschlossen 1814; der neue Friedhof an der Berglehne der Als [ Alszeile 28] entstand erst Ende des 19. Jahrhunderts). Nördlich der Kirche befinden sich der Wirtschaftshof des Stifts und das Pfarrhaus (steinernes Stiftswappen, "1829"; Mosaik "Heiliger Rupert mit dem Salzfaß" von Erich Huber). Der Pfarrheurige war bis 1858 ein Bierhaus. Im Pfarrgarten befand sich ein Weiher (während des Zweiten Weltkriegs zugeschüttet), an dessen einer Seite sich ein im 18. Jahrhundert erbaute Wohnturm befand. Hier soll sich der junge Wolfgang Amadeus Mozart mit den damaligen Pfarrern Niedermayer und Radler zu Musikabenden getroffen haben. Michael Haydn, der Bruder Josephs, schrieb hier 1802 sein "Dornbacher Te Deum". Die Steinskulpturen aus dem 18. Jahrhundert (eine von ihnen befindet sich im Hof des Hauses Neuwaldegger Straße 24) stammen aus dem Neuwaldegger Schloss und sollen die vier Jahreszeiten symbolisieren (andere Deutungen sprechen von Elementen oder antiken Göttern). In der Pfarre Dornbach hat der weibliche Zweig der Missionsgesellschaft "Königin der Apostel" (eine Wiener Gründung von 1923) ihr Mutterhaus. Der junge Theodor Innitzer war hier Superior.
Weblinks
Quellen
Literatur
- Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 342 ff.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matriken-Führer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde [1929], S. 91 (Sprengel), 273 (Matrikenbestand)
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 270
- Hernals. Ein Heimatbuch für den 17. Wiener Gemeindebezirk. Hg. von Hernalser Lehrern. Wien: Österr. Schulbuchverlag 1924, S. 50 ff., 136 ff., 271
- Helmut Kretschmer: XVII. Hernals. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 17), S. 45 f.
- Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 231 ff.
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 175 f.
- Alfred Schnerich: Wiens Kirchen und Kapellen in kunst- und kulturgeschichtlicher Darstellung. Zürich / Wien: Amalthea 1921 (Amalthea-Bücherei, 24), S. 212 f.
- Hans Tietze: Die Denkmale der Stadt Wien (XI. - XXI. Bezirk). Wien: Schroll 1908 (Österreichische Kunsttopographie, 2), S. 226 ff.