Pummerin
Pummerin (1., Stephansplatz), Glocke im Dom zu St. Stephan (größte Glocke Österreichs und zweitgrößte Westeuropas).
"Angstern"
Angstern, Name einer 1558 im Stephansturm angebrachten großen Glocke, die bis zur Türkenbelagerung 1683 den Namen „Pummerin" führte, dann jedoch den Namen „die Angstern" erhielt (angeblich weil sie als einzige Wiener Glocke, die während dieser schrecklichen Zeit geläutet werden durfte, das Zeichen für das Herannahen gefahrvoller, „beängstigender" Ereignisse gab). Schadhaft geworden, kam an ihre Stelle 1711 die aus türkischen Beutekanonen gegossene (neue) Pummerin.
Pummerin ab 1711 (Glockenstube des Südturms)
Gegossen von Johann Achamer, der am 18. Dezember 1710 von Joseph I. den Auftrag erhielt, aus 180 in der Entsatzschlacht vom 12. September 1683 erbeuteten türkischen Kanonen eine neue Glocke für den Südturm des Stephansdoms zu gießen (300 Zentner Metall, dazu 40 Zentner Zinn als „Glockenspeise"). Am 21. Juli 1711 war der Guss vollendet, am 29. Oktober begann der Transport von der Gießerei (7., Burggasse 55) zum Rotenturmtor und am 5. November (nachdem Christian Alexander Oedtl die Festigkeit der unter die Straße reichenden Gewölbe geprüft hatte) der Transport zum Dom; am 15. Dezember 1711 erfolgte die Weihe durch Bischof Rummel, am 26. Jänner 1712 ertönte die Glocke erstmals bei der Rückkehr Karls VI. von der Kaiserkrönung. Die Pummerin hatte einen Durchmesser von 3,16 m, ein Gewicht von 22.511 kg (mit Klöppel und Joch) und kostete 19.400 Österreichische Gulden. Auf dem Mantel befanden sich drei Inschriftkartuschen und drei Relieffiguren (Maria Immaculata mit kaiserlichem Wappen, heiliger Joseph mit den Wappen von Böhmen und Ungarn, heiliger Leopold mit österreichischem Wappen), darunter Engelsköpfe und die Buchstaben DOM (Deo Optimo Maximo). Im 18. Jahrhundert hieß die Glocke „Josephinische Glocke", im Volksmund allerdings schon damals Pummerin (auch Bummerin). Zum letzten Mal wurde die Pummerin zu Ostern 1937 geläutet. Beim Brand der Stephanskirche stürzte sie am 12. April 1945 in die Tiefe, zerschellte und zerstörte dabei das Türkenbefreiungsdenkmal.
Neue Pummerin (Plateau des Nordturms):
Sie wurde am 5. September 1951 in der Glockengießerei St. Florian, Oberösterreich, aus den Trümmern der alten Pummerin gegossen, am 26. April 1952 von Linz nach Wien gebracht, von Kardinal Theodor Innitzer geweiht "der Königin von Österreich, damit durch ihre mächtige Fürbitte Friede sei in Freiheit" (Inschrift, 1951), am 27. April (nach der feierlichen Wiedereröffnung des Doms nach der Zerstörung von 1945) erstmals angeschlagen und dann neben der Stephanskirche zur Schau gestellt. Nach Umbau des Adlerturms wurde sie am 5. Oktober 1957 auf diesen gehoben und am 13. Oktober 1957 erstmals geläutet. Die neue Pummerin hat einen Durchmesser von 3,14 Metern (größte Wandstärke 23 Zentimeter), eine Höhe (einschließlich der Krone) von 2,94 Metern und wiegt (einschließlich Klöppel [813 Kilogramm] und Scharnierschraube [550 Kilogramm]) 21.383 Kilogramm. Der ornamentale Schmuck zeigt sechs Türkenköpfe auf den Armen der Henkelkrone, drei Bildreliefs (Madonna [Rekonstruktion nach der alten Pummerin], Szene aus der Türkenbelagerung 1683, Brand 1945) sowie eine Weiheinschrift mit Wappen (darüber Staatswappen, unterhalb eine Kombination aus den Wappen von Oberösterreich, des Kardinals Innitzer, des Linzer Bischofs Josef Fließer und der Glockengießerei St. Florian). Die Pummerin sollte die Basis für ein zwölfstimmiges Geläute abgeben, zu dem aber die alten Glocken im nördlichen Heidenturm klanglich nicht passten.
Quelle
Literatur
- Die Pummerin zu St. Stephan in Wien. Die zweitgrößte Glocke Westeuropas. Wien: Domerhaltungsverein [ca. 1960]
- Hans Mück: Quellen zur Geschichte des Bezirks Alsergrund. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1978 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 3), S. 14
- Rudolf Schmidt: Österreichisches Künstlerlexikon. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Tusch 1974-1980.
- Hans Rotter: Neubau. Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 41 f.