Redoutensäle

Aus Wien Geschichte Wiki
(Weitergeleitet von Redoutensaaltrakt)
Wechseln zu:Navigation, Suche
Mahl anlässlich der Hochzeit von Joseph II. und Isabella von Bourbon-Parma am 5. Oktober 1760 im Großen Redoutensaal. Gemälde von Martin van Meytens, 1763
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1629
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Giovanni Battista Carlone, Giovanni Burnacini, Nikolaus Pacassi, Jean Nicolas Jadot de Ville-Issey
Prominente Bewohner
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  23713
GNDGemeindsame Normdatei 1225404118
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Hofburg, Brand, Frühe Neuzeit, Theater in der Hofburg
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 12.09.2024 durch WIEN1.lanm08swa
BildnameName des Bildes Redoutensaal Hochzeitsmahl.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Mahl anlässlich der Hochzeit von Joseph II. und Isabella von Bourbon-Parma am 5. Oktober 1760 im Großen Redoutensaal. Gemälde von Martin van Meytens, 1763
  • 1., Josefsplatz 3-4

Derzeit wurden noch keine Konskriptionsnummer zu diesem Bauwerk erfasst!

Die Karte wird geladen …

48° 12' 24.55" N, 16° 22' 0.41" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Redoutensäle (Großer und Kleiner Redoutensaal; 1, Hofburg, Josefsplatz, zwischen Schweizerhof und Winterreitschule).

Barocke Festsäle und Theatergebäude

Von Francesco Galli-Bibiena 1699 im großen Saal eingerichtetes Hoftheater, Zuschauerraum mit Kaiserloge, vor 1716

Für die Feierlichkeiten der Hochzeit Ferdinands III. mit Infantin Maria Anna von Spanien wurden 1629 bis 1631 durch Hofbaumeister Giovanni Battista Carlone zwei Festsäle gebaut. Im Gegensatz zu früheren temporären Bauten sollten diese dauerhaft genutzt werden können. Zwischen Lustgarten und Rosstummelplatz (Bereich des heutigen Josefsplatzes) gelegen, wurde dafür der Augustinergang verlegt. 1651 gestaltete Giovanni Burnacini der Ältere den großen Saal zu einem Theater um, das 1659 durch seinen Sohn Lodovico Ottavio Burnacini adaptiert wurde. Nach einem Brand am 19. Juli 1699 erfolgte die Wiederherstellung durch Francesco Galli-Bibiena. In diesem Theater fanden bis 1744 Vorstellungen statt.

Tanzvergnügen in der Hofburg

Unter Maria Theresia erfolgte 1747 die Übergabe an Baron Rochus de lo Presti, damit in den Räumlichkeiten Redouten (Maskenbälle) abgehalten werden konnten. 1748 wurde der große Saal in einen öffentlichen Redoutensaal umgewandelt. 1755 unterzog man die Säle einer grundlegenden Modernisierung. Dabei hat Hofarchitekt Nikolaus Pacassi wohl auf Pläne von Jean Nicolas Jadot de Ville-Issey zurück gegriffen, der den Wiener Hof 1753 verlassen hatte. Um 1755 wurde die heute noch bestehende Redoutenstiege (zwischen Kleinem Redoutensaal und Hofbibliothek erbaut. Ab 1770 wurde die Fassade der Redoutensäle so wie jene des Augustinertraktes einheitlich nach Plänen Pacassis neu gestaltet. Pacassi wurde 1772 von Franz Anton Hillebrand abgelöst, der 1773 bis 1776 die Durchfahrtshalle zur Stallburg ausführte. 1788 wurde innen eine umlaufende Galerie eingebaut.

Maskenball im Großen Redoutensaal, um 1815
Johann Christian Schoeller, Das französische Theater in Wien, Aufführung im kleinen Redoutensaal der Hofburg, 1827

Die Redoutensäle dienten auch als Schauplatz für Bankette und Konzerte. Am 29. März 1828 gab Niccolò Paganini im Großen Redoutensaal in Anwesenheit von Franz I. sein erstes Konzert in Wien, dem fünf weitere folgten. Anfangs im Kleinen, 1816-1847 und 1851-1869 im Großen Redoutensaal fanden die Gesellschaftskonzerte der Gesellschaft der Musikfreunde statt. 1835 wurde hier die erste 'Gewerbeproducten'-Ausstellung abgehalten. Die Redoutensäle wurden 1816, 1840 und 1892/1893 (durch Ferdinand Kirschner) umgestaltet (Einbau der Kästen im Untergeschoß, Verspiegelung der Fenster, Stuck und Goldleisten an der Decke, Einleitung der Elektrizität, Gobelins).

20. Jahrhundert

Karl I. wollte die Redoutensäle der Nationalbibliothek überlassen, Alfred Roller ein Theater einbauen (1921 tatsächlich eingerichtet: Theater in der Hofburg), nach 1930 fanden Opernaufführungen sowie Ausstellungen der Österreichischen Nationalbibliothek statt. 1973 baute man die Redoutensäle zu einem Kongresszentrum um (am 18. Juni 1979 Unterzeichnung des SALT-II-Abkommens durch Jimmy Carter und Leonid Breschnjew). In der Nacht vom 26. auf den 27. November 1992 wurde der Große Redoutensaal durch einen Großbrand völlig, der Kleine Redoutensaal teilweise zerstört. Nach längerer Diskussion begann eine denkmalpflegerische Wiederherstellung; am 24. August 1993 beschloss die Bundesregierung, die Redoutensale künftig als Pressezentrum der Regierung zu verwenden, doch sollen sie auch für Theater- und Opernaufführungen sowie Ballveranstaltungen zur Verfügung stehen.

Ersatzquartier für das Parlament

2014 wurde beschlossen den Parlamentsbetrieb während der Zeit des Umbaus des Parlamentsgebäudes am Ring in die Redoutensäle zu verlegen. Am 20. September 2017 fand die erste Sitzung des Nationalrats im Großen Redoutensaal statt. Nach Verzögerungen, unter anderem aufgrund der COVID-19-Pandemie, begann die Rückübersiedlung 2022 und der Parlamentsbetrieb im Gebäude an der Ringstraße konnte Anfang 2023 wieder aufgenommen werden.



Literatur

  • Renate Leggatt-Hofer [bis 2015 Holzschuh-Hofer] / Reinhold Sahl [Hg.]: Die Wiener Hofburg. Sechs Jahrhunderte Machtzentrum in Europa, Wien: Brandstätter Verlag 2018
  • Hellmut Lorenz / Anna Mader-Kratky [Hg.]: Die Wiener Hofburg 1705–1835. Die kaiserliche Residenz vom Barock bis zum Klassizismus. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2016 (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 3)
  • Herbert Karner [Hg.]: Die Wiener Hofburg 1521–1705. Baugeschichte, Funktion und Etablierung als Kaiserresidenz. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2014 (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 2)
  • Christian Benedik: Die Redoutensäle – Kontinuität und Vergänglichkeit (Kat. Ausst. des Kulturkreises Looshaus und der Albertina im Looshaus, 1993)
  • Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 88
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 48 f.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 411.
  • Franz Hadamowsky / Alexander Witeschnik: Hundert Jahre Wiener Oper am Ring [Jubiläumsausstellung]. Wien: Aktionskomitee 100 Jahr-Feier der Wiener Staatsoper 1969, S. 17 ff.
  • Silvia Steiner: Redoutensäle: Kontinuität und Vergänglichkeit. In: Parnass. Das Kunstmagazin. Wien: Parnass Verlagsgesellschaft / Linz: Grosser 1981 - lfd. Band 2/1993, S. 117
  • Manfred Wehdorn: Zur Restaurierung und Wiederherstellung der Redoutensäle der Hofburg in Wien. In: ÖZKD 47 (1993), S. 194 ff.