Die inoffiziell einfach als Remisen bezeichneten Gebäude sind bzw. waren Rohziegelbauten in einheitlicher architektonischer Gestaltung, die von 1883 bis 1908 als Wagenhallen von unverwechselbarer Identität errichtet wurden. Kennzeichen waren runde Uhren in der Mitte der Fassade und schlichte, konsequent die Funktion umsetzende Nutzbauten. Analog sind die einheitlich gestalteten Markthallen entstanden. 1996 wurde nach längeren Planungen damit begonnen, die Gelände der Straßenbahnbetriebsbahnhöfe zu Bauzwecken heranzuziehen. Die folgende Liste ist nicht vollständig. Es fehlen Remisen im 13. (Feldkellergasse), 14., 21. und 22. Bezirk.
Erdberg
3., Erdbergstraße 109, Fruethstraße 2; erbaut 1901/1902; seit 1986 in einer nicht mehr benötigten Halle Straßenbahnmuseum, Betriebsareal 1990 gänzlich aufgelassen; heute Verkehrsmuseum Remise, aber nach wie vor mit Anschluss an das aktuelle Straßenbahnnetz (Linie 18), in dem historische Sonderfahrten durchgeführt werden.
Leopoldstadt
2., Engerthstraße, Walcherstraße: Am 29. Februar 1992 als Kulturtreffpunkt der Leopoldstadt eröffnet; bis zum Bau der neuen Reichsbrücke eine besonders große Remise.
Meidling
12., Koppreitergasse 5): erbaut 1913 durch Janesch und Schnell für die Gemeinde Wien (Entwurf wahrscheinlich von einem Otto-Wagner-Schüler); die Anlage (mit ihren Nebenbauten eine der geschlossensten und schönsten ihrer Art) wurde später auch für andere Zwecke [beispielsweise Ausstellungen] verwendet und besteht heute nicht mehr.
Favoriten
10., Gudrunstraße 155-159: erbaut 1914/1915 nach einem Entwurf der Hochbauabteilung der Städtischen Straßenbahnen (ehemaliger Fassungsraum 270 Wagen); bemerkenswert frühe Eisenbetonkonstruktionen.
Simmering
11., Simmeringer Hauptstraße 160): Die Anlage gehört mit der charakteristischen Sichtziegelarchitektur und den eisernen Dachkonstruktionen zum älteren Typ, der bis kurz vor 1900 gebaut wurde.
Ottakring
16., Maroltingergasse: erbaut ab 1901 (drei Hallen), heute nur mehr eine Halle. Hier befand sich 1972 - 1985 in Halle IV (nahe Rankgasse) das ursprüngliche Wiener Tramwaymuseum.
Hernals
17., Hernalser Hauptstraße 138-138A: Errichtet 1900 bis 1913 durch die Architekten Rolf Geyling, N.R. Bode; blockhafter, viergeschossiger Bau mit Innenhof; 1900 bis 1901 Bau der westlichen, kleineren Halle 1 nach Plänen von N.R. Bode, 1911 Bau der östlichen Halle 2, 1900 bis 1913 Bau des frei stehenden monumentalen Verwaltungsgebäudes.
Währing
18., Währinger Gürtel 131-133: erbaut ab 1900.
18., Kreuzgasse 72-76: erbaut ab 1873; der aufgelassene Straßenbahnbetriebsbahnhof war als geschlossenes Ensemble eine architektonisch und städtebaulich eindrucksvolle Anlage, die ursprünglich noch der Pferdestraßenbahn gedient hat (Pferdestallung). Vor dem Jahr 2000 neue Nutzung der Wagenhalle (Einkaufszentrum) und aufgeständerter Bau eines Wohnhauses auf der ehemaligen Gleisharfe. Die ehemalige Remise hat einen klassischen Wiener Gemeindebau, den Lindenhof, als Nachbarn.
Brigittenau
20., Wexstraße (für die Linie 31 in Betrieb)
Siehe auch
Literatur
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 145
- Bezirksjournal Leopoldstadt 3/1992, S. 2
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 328, S. 287, S. 306
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/2: Wien. 13.-18. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1984, S. 234 f., S. 235 f.
- Kurier, 17.01.1996, S. 17