VS Alxingergasse 82
48° 10' 13.91" N, 16° 22' 0.44" E zur Karte im Wien Kulturgut
Die Volksschule Alxingergasse 82 ist eine öffentliche Volksschule im 10. Wiener Gemeindebezirk, Favoriten. Im gleichen Gebäudekomplex befindet sich die VS Herzgasse 87. Beide Schulen sind historisch miteinander verknüpft.
Schulgründung
Nur in einem Nebensatz im Verwaltungsbericht des Jahres 1899 findet sich die Information, dass das Schulgebäude in der Alxingergasse bereits 1885 von der Gemeinde Inzersdorf am Rudolfshügel als Doppelvolksschule, also eine Schule für Knaben und Mädchen, erbaut wurde. Quellen zur Schulgeschichte liegen allerdings erst ab 1895 in der Serie der Standesausweise vor.
Im ältesten vorhandenen Standesausweis der Doppelvolksschule Alxingergasse 82 vom Schuljahr 1895/1896 ist Oberlehrer Eduard Marko als Leiter der Schule angegeben. Damals gab es jeweils sechs Klassen für Knaben beziehungsweise Mädchen, die von 338 Schülern beziehungsweise von 343 Schülerinnen besucht wurden. Unter den Schulkindern gab es acht evangelische, fünf jüdische Schulkinder sowie ein konfessionsloses Schulkind; der Rest war römisch-katholisch.
Schulausbau 1899: Gründung Herzgasse 87
1899 wurde der Ausbau der Doppelvolksschule zur Herzgasse hin geplant. Hintergrund für den Ausbau war die infolge der fortschreitenden Verbauung des Bezirksteiles stark angewachsene Schülerinnen- und Schüleranzahl, für die die Erweiterung in Form eines neuen Schultraktes beschlossen wurde. Mit dem Erdaushub für den Erweiterungsbau wurde am 30. Oktober 1899 begonnen, jedoch musste der Bau infolge des strengen Winters durch nahezu drei Monate eingestellt werden. Das für Ende August 1900 geplante Bauende verschob sich somit auf das Jahr 1901. Das Schulgebäude in der Herzgasse 87 sollte eine Volksschule für Mädchen beherbergen. Die ursprünglich als Doppelschule gegründete Schule der Alxingergasse 82 wurde so zur reinen Knabenschule.
Der neue Trakt in der Herzgasse 87 sollte in derselben Weise wie jener in der Alxingergasse 82 ausgeführt werden. Der einstöckige Turnsaaltrakt in der Hardtmuthgasse verband die beiden Trakte miteinander. So bestand der neu errichtete Teil des Schulgebäudes in der Herzgasse 87 aus einem zweistöckigen, mit Falzziegeln eingedeckten Haupttrakt und aus einem einstöckigen Turnsaaltrakt, welcher mit einem Holzzementdach versehen wurde. Das neue Schulgebäude enthielt 14 Lehrzimmer, einen Turnsaal samt Garderobe, ein Konferenzzimmer, zwei Lehrmittelzimmer, eine Direktionskanzlei und eine Schuldienerwohnung samt Waschküche.
Im Schulgebäude Alxingergasse 82 wurden durch Auflassung der Schulleiterwohnung und des durch die Herstellung von zwei neuen Turnsälen beim Neubau der Nachbarschule Herzgasse 87 entbehrlich gewordenen Turnsaales sowie durch eine zweckmäßige Verlegung der Schuldienerwohnung drei neue Lehrzimmer gewonnen. Zudem erfolgten aufgrund der Umwandlung der Schule in eine Knabenvolksschule bauliche Umänderungen, wie etwa der Einbau mehrerer Pissoirs. Dazu kamen Renovierungsarbeiten an der Fassaden, der Anstrich der Fenster, die Malerei der Gänge und Stiegen nebst einer Dachreparatur. Die vorgenommenen Renovierungen erfolgten in den Sommermonaten des Jahres 1901.
Nach der Gründung der Mädchenvolksschule Herzgasse 87 und der Umwandlung der Alxingergasse 82 in eine reine Knabenvolksschule führte die Schule Alxingergasse 82 im Schuljahr 1901/1902 14 Klassen mit 879 Schülern, davon neben dem Großteil an römisch-katholischen Kindern ein altkatholisches, 20 evangelische und fünf jüdische Kinder. Außerdem fungierte die Knabenvolksschule mittlerweile als gewerbliche Fortbildungsschule für Lehrlinge und Gehilfen.
Erster Weltkrieg
Die Ereignisse des Ersten Weltkriegs hatten wie vielerorts räumliche Zusammenlegungen mit anderen Schulen zur Folge. Während der gesamten Kriegszeit war beispielsweise die Knabenvolksschule Knöllgasse 59 in der Alxingergasse 82 untergebracht. In den Jahren 1916/1917 und 1917/1918 wurde auch der Turnsaal der Alxingergasse 82 von der Knabenvolksschule Rotenhofgasse 35-37 mitbenützt.
Die Veränderungen des Lehrkörpers durch die Kriegssituation lassen sich ebenfalls leicht herauslesen: Bereits im ersten Kriegsjahr fehlten sechs Lehrer der Knabenvolksschule, die eingezogen worden waren und durch neun neue, vor allem weibliche Lehrkräfte von außen ersetzt wurden.
NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg
Bis zum "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 verschwanden die wenigen jüdischen Schulkinder der Knabenvolksschule gänzlich. Die erstaunlich hohe Zahl an evangelischen sowie konfessionslosen Schülern (beispielsweise 62 evangelische und 45 konfessionslose Schüler im Jahr 1933/1934) sank ebenfalls zumindest für die konfessionslosen Schulkinder plötzlich auf wenige Einzelfälle. Alternativ gaben immer mehr Schüler an, "gottgläubig" zu sein (beispielsweise 22 gottgläubige und zwei konfessionslose Schüler im Jahr 1943/1944). Für das Jahr 1940/1941 wurde die Schule Alxingergasse 82 außerdem als Konfessionsunterrichtssammelstelle für den römisch-katholischen Unterricht angegeben.
Während des Nationalsozialismus mussten die Volksschulen ihre Räumlichkeiten für nationalsozialistische Organisationen bereitstellen. So benützte beispielsweise der HJ-Bann Wien-Südost (504) einige Zimmer und den Turnsaal der Alxingergasse 82 ab 1940 mit. Aber auch die Kartenstelle Nummer 67 belegte zur Vergabe von Lebensmittelkarten bis Kriegsende zwei Zimmer des Schulgebäudes. Auswertige Schulen griffen ebenfalls auf den Turnsaal der Alxingergasse 82 zurück, da das jeweilige Schulgebäude belegt war. Dies war zum Beispiel der Fall für die Knabenvolksschule Leibnizgasse 33 und die Mädchenvolksschule Arthaberplatz 12-13.
Laut dem Kriegsschädenplan von 1946 hatte das Schulgebäude Alxingergasse 82-Herzgasse 87 auch einige Bombentreffer abbekommen.
Gegenwart
Heute ist die Volksschule Alxingergasse 82 eine verhältnismäßig kleine Schule mit zehn Klassen. Zu den pädagogischen Angeboten zählen unter anderem die Vorschulklassen, die offenen Lernformen sowie Leseintensivkurse. Weitere Schwerpunktsetzungen gibt es in besonderen Schwerpunktklassen, wie etwa in Musik, bewegtem Lernen und Gesundheitsförderung. In Kooperation mit der Information der MS Herzgasse 27 wird zudem bereits ab der Vorschulstufe eine digitale Grundbildung vermittelt. Eine sportliche Nachmittagsbetreuung gibt es ebenfalls. Muttersprachlicher Zusatzunterricht wird in Türkisch sowie Bosnisch/Kroatisch/Serbisch (BKS) angeboten.
Bezüglich der schulischen Ausstattung gibt es neben den Klassenräumen auch Gruppenräume, zwei Werkräume, eine Schulbibliothek, einen Medienraum sowie einen großer Turnsaal. Zum Schulgebäude gehören ebenfalls ein Sportplatz sowie ein begrünter Innenhof.
Quellen
- WStLA, Kartographische Sammlung, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P10/2.120422
- Georeferenzierter Kriegsschädenplan von 1946 in Wien Kulturgut
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stadtschulrat, A9/1 - Standesausweise: Öffentliche Schulen 1916-1945
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stadtschulrat, B4 - Standesausweise 1876-1915
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Schulpläne, P10/3 - Schulplan Alxingergasse 82 / Herzgasse 87 (1899)
- Verwaltungsbericht der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien im Jahre 1899. Bericht des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger. Wien: Wilhelm Braumüller, k. u. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1902
- Verwaltungsbericht der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien im Jahre 1900. Bericht des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger. Wien: Wilhelm Braumüller, k. u. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1903