Wiener (Frühjahrs-) Messe – Exportmusterschau

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Daten zum Ereignis


Bereits im ersten Jahr nach dem Krieg wollte die Wiener Messe AG, unter der Leitung von Bruno Marek, wieder eine Wiener Messe durchführen. Bis vor dem Krieg wurden jährlich zwei Messeveranstaltungen, eine Frühjahrs- und eine Herbstmesse, abgehalten. Als Veranstaltungsort fungierte der Messepalast, wobei es sich hierbei um die ehemaligen Hofstallungen handelte, in denen heute das MuseumsQuartier untergebracht ist und andererseits um das Rotundengelände, was nach dem Abbrand dieser nur mehr Pratergelände oder schlicht nur mehr Messegelände genannt wurde, wo sich auch heute noch die Messe Wien Hallen befinden. In der Befreiungsschlacht um Wien im April 1945 wurde ein Großteil der Ausstellungsgebäude des Pratergeländes jedoch zerstört, weswegen diese erst wieder aufgebaut werden mussten. Da somit die räumlichen Voraussetzungen für eine Wiener internationale Frühjahrsmesse nicht gegeben waren, entschied man sich daher für eine kleinere Exportmusterschau im Mai 1946, die als Vorläufer der Wiener Herbstmesse im Oktober 1946 gesehen werden konnte. Vor allem hob Marek die Wichtigkeit solcher Messen für den moralisch-politischen Wert und die psychologische Bedeutung für die Bevölkerung, sowie das Ansehen und das Wiedererstarken Wiens in Europa hervor.

Doch gab es hierfür von den Alliierten Bedenken und viel Gegenwind wegen der möglichen Einreise vieler Fremder, wofür sie vor allem Probleme mit der Sicherheit, dem Mangel an einer ausreichenden Lebensmittelversorgung und fehlenden Unterkünften vorbrachten, sowie auch der allgemeinen politischen Lage im Nachkriegseuropa und vor allem dem besetzten Österreich und Wien. Ganz abgesehen vom generellen Platzmangel, denn viele benötigte Gebäude wurden zerstört oder anderweitig genutzt. So wurde der Messepalast von den amerikanischen Truppen, den „United States Forces in Austria“, als Sportzentrum genutzt, in dem sich die die USFA-Basketballhalle und andere Sporthallen befanden. Die jedoch für solche Messen gebraucht werden würden. Daher gab es bereits im Oktober 1945 eine erste kleine Exportmusterschau im Gebäude der Wiener Börse, welche von den Alliierten stillschweigend zur Kenntnis genommen wurde. Doch diesmal sollten es wieder echte, reguläre Messen werden, weswegen es zähe Verhandlungen um Gebäude, Freigaben, Kosten und ähnliches gab.

Planung und Programm

Die bereits fertig geplante Exportmusterschau für den Zeitraum vom 07. Mai bis zum 10. Mai 1946 stand ursprünglich auf Messers Schneide, da es wie bereits vorher erwähnt, von den Alliierten eine starke Gegenwehr gab. So erfolgte beim ersten Antrag keine Freigabe für die Exportmusterschau, dann nur unter der Bedingung, dass diese nicht im Messepalast stattfinden würde, worauf die Wiener Messe AG jedoch beharrte. Da sich bereits über 1000 Firmen angemeldet hatten, was ungefähr 70 bis 80 Prozent früherer Messen gleichkommt und was viel mehr war, als erwartet wurde. Vor allem, da keine Ausstellerwerbung betrieben wurde und sich nur österreichische Aussteller bewerben durften, da es um die Repräsentation für die wirtschaftliche Exportfähigkeit von Österreich ging, weswegen aber schlussendlich mindestens 5.000m² (Quadratmeter) an Ausstellungsfläche benötigt wurde und daher kein anderes Gebäude als die Reitschule samt Nebenhallen bzw. Sporthallen in Betracht hätte kommen können. Die USFA gaben dann die beiden großen Hallen frei, unter den Bedingungen, dass im Basketballhof nichts entfernt werden darf, keine baulichen Änderungen vorgenommen werden, die Handballhöfe nicht verunstaltet werden und bis 11. Mai alles wieder sauber wie im vorherigen Zustand ist. Außerdem dürften auch keine anderen Räume außer Toiletten benutzt werden. Allen Bedingungen hätte zugestimmt werden müssen, sonst hätte wieder ein anderes Gebäude gesucht werden müssen, wie es auch ursprünglich gefordert wurde. Dies war jedoch nicht zufriedenstellend und es gab Nachverhandlung über die Halle G und Druck der Wiener Messe AG auf die amerikanische Oberkommandantur, sie genauso zu unterstützen, wie die amerikanische Sektion in Linz, die Industrie- und Gewerbeausstellung dort am 05. Mai 1946 tatkräftig unterstützt hatte. Sonst drohte Marek, er müsse sich an den sowjetischen Oberkommandierenden Lebedenko wenden, der ihm seine Unterstützung zugesagt hätte. Diese Verhandlungen zogen sich öfters hin und her und der Wiener Bürgermeister Theodor Körner musste öfters intervenieren, einerseits um Mareks Begründungen zu unterstützen und ihn gleichzeitig etwas in Schach zu halten, da er teilweise direkt mit dem US-Kommando Kontakt aufnahm, was jedoch verboten war, da der offizielle Amtsweg zu den Alliierten über den Bürgermeister gehen musste. Schlussendlich wurde nahezu der ganze Messepalst freigegeben und zwar:

  • Die Hallen E und E1
  • Statt Abteilung G – die Abteilungen S und R
  • Die Abteilungen H2, H3, H4 und H5
  • Die Restaurationsbetriebe
  • Die Abteilungen F, O1 und O2
  • Die Abteilungen P1 und P2

Dafür musste jeder Um- und Rückbau auf Kosten des Messe Komitees übernommen werden und die Messe wurde zweigeteilt, es fand auch ein Teil in der Börse statt, obwohl trotzdem nur ein Teil der Bewerber zugelassen wurde.

Eröffnet wurde die Exportmusterschau durch Bundespräsident Dr. Karl Renner, weitere Anwesende waren Vertreter der Alliierten, Mitglieder der Bundesregierung und der Stadtverwaltung und viele der Wirtschaftstreibende. Ansprachen gab es von Bundespräsident Dr. Renner, Bundesminister Eugen Fleischacker, Ehrenpräsident des Österreichischen Exportförderungsinstituts und Bundesminister Eduard Heinl und dem Wiener Bürgermeister Körner, welcher nochmals die Unterstützung der Alliierten betonte. In einem weiteren Schreiben nach der Eröffnung dankte er nochmals besonders den US Sektionsleuten General Lewis, General Clark, Oberst Storke und den andere Offizieren und Mannschaften, die den Umbau und die Benützung des Messepalastes möglich gemacht haben. Außerdem bat er um eine Verlängerung der Exportschau und um längere Öffnungszeiten bis 20 Uhr, statt bisher 18 Uhr, damit auch die arbeitende Bevölkerung die Messe besuchen könne.

Quellen