Wiener Herbstmesse – Landwirtschaftsmesse im Rahmen der 1. Wiener Friedensmesse
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Die Wiener Herbstmesse, welche auch als 1. Wiener Friedensmesse bezeichnet wurde und in deren Programm es auch eine Landwirtschaftsmesse geben sollte und die vom 6. Oktober bis zum 13. Oktober 1946 stattfand, wurde Anfang 1946 zeitgleich mit der Exportmusterschau beantragt und erhielt auch beim ersten Mal keine Freigabe. Erst nachdem weitere Verhandlungen über die Exportmusterschau getätigt wurden und den Argumenten, dass in Deutschland ebenfalls wieder Messen stattfinden, so z.B. die erste Nachkriegsmesse in Leipzig, welche mit Unterstützung der Alliierten durchgeführt wurde und die wirtschaftliche Lage in Leipzig nicht besser sei als in Wien. Auch andere Länder hielten wieder Messen im Mai ab. Im Gegensatz zur Exportmusterschau würden hier jedoch auch Menschen aus dem Ausland kommen und dies war für die Alliierten neben der Einquartierung und der Lebensmittelversorgung das größte Problem. Daher gab es den Vorschlag der Wiener Messe AG die ausländischen Gäste und Aussteller zu begrenzen, da es nach Statistik der Leipziger und Prager Messe nicht mehr als 1000 waren. Doch man bräuchte genügend Einnahmequellen, für das ohnehin schon knappe Budget und die ursprünglich geplante verkleinerte Version der Herbstmesse.
Hierbei würden Reisebegünstigungen und Interzonenpässe diese Veranstaltung jedoch fördern, wodurch es folgende Vorschläge gab:
- Für ausländische Besucher: Die Vorlage des Messeausweises würde die kürzeste Einreise nach Österreich bewilligen und bringt Vergünstigungen bei Benützung der Eisenbahn.
- Für inländische Besucher: Die Vorlage des Messeausweises bewilligt den Übertritt der Besatzungszonen und bringt Vergünstigungen bei Benützung der Eisenbahn.
Für beide Kategorien sei jedoch die Sicherung der Unterkünfte im öffentlichen Faktor wie Hotels und Pensionen, aber auch in Privat-Unterbringungen mit dem Verkehrsverein abzusprechen, welcher zusicherte 600 bis 800 Fremde unterbringen zu können. Für dieselbe Anzahl sagte die Innung der Gastgewerbe, dass sie diese ernähren könnten und bereits Verhandlungen mit Zulieferern begonnen hätten. Es wurde vorab den Ausstellern und den Gästen aus den Bundesländern mitgeteilt, dass sie selbst Quartiere bei Verwandten oder Geschäftspartnern organisieren und ihre eigenen Lebensmittel mitnehmen müssten, um einen Engpass zu vermeiden. Bruno Marek, Leiter der Messe AG, nahm auch hier teilweise wieder direkt Kontakt mit dem US-Kommando auf und durch mehrere Interventionen des Bürgermeisters Theodor Körner wurde sie dann ebenfalls bewilligt. Unter der Voraussetzung, dass die Verpflegung und die Unterkunft der Stadt Wien zufällt, es keinen Vorwand für Feiertage (Arbeitsentfall) und keine Unterbrechung der öffentlichen Betriebe gäbe. Der Messepalast konnte jedoch nicht freigegeben werden. Daher war eine Lösung dieser Platzfrage dem Oberkommandierenden vorzulegen. Die Wiener Messe AG brachte daher Statistiken vor, dass das Rekordjahr für die Wiener Messe 1929 mit 5000 Besuchern war und man höchstens mit einem Fünftel oder einem Viertel davon rechnet. Vor allem fehlen auch die Gebäude, da das Rotundengelände noch nicht wieder vollständig aufgebaut wurde und daher 45.000m² (Quadratmeter) an Hallen und Pavillons fehlen würden und im Messepalast aktuell nur 15.000m² (Quadratmeter) zur Verfügung stünden.
Obwohl ursprünglich nur Ende September als Zeitraum bewilligt wurde, entschied man sich schlussendlich für Anfang Oktober, da der Almabtrieb da schon vorbei war und die Bauernschaft somit nicht nur als Aussteller, sondern auch als Besucher auftreten kann, außerdem sei es früher nicht möglich gewesen und zu diesem Zeitpunkt auch am breitesten wirksam. Geplant wurden acht durchgehende Tage, wie bei früheren Wiener Messen auch. Als Ort wurde dann doch das Rotundengelände der Wiener Messe gewählt, wo früher auch schon Landwirtschaftsmessen veranstaltet wurden, da dort noch Hallen vorhanden waren, welche sich kostengünstig reparieren lassen würden und zur Not hätte man Baracken errichtet. Außerdem kam jetzt zu der Landwirtschaftsmesse auch noch eine technische Messe und eine Mustermesse hinzu, weswegen noch mehr Platz benötigt wurde und die Herbstmesse genauso wie die Exportschau im Frühjahr zweigeteilt wurde.
Am Pratergelände fand die technische Messe und auch die Landwirtschaftsmesse statt, die Mustermesse wurde in den Messepalast verlegt, der von den USFA fast komplett freigegeben wurde, nachdem diese durch die Exportschau sehr begeistert waren und nun zu starken Unterstützern wurden und sogar überlegten als Aussteller-Land an der Herbstmesse teilzunehmen. Der Leiter der amerikanischen Wirtschaftsabteilung versuchte zu helfen und brachte die Genehmigung durch alle Instanzen bis sich die Industriekommission der Alliierten damit betraute, welche ziemlich lange auf ihre Zusage warten ließ.
Organisiert wurde die Messe durch die Wiener Messe AG, die Landwirtschaftskammer Niederösterreich und die Magistratsabteilung 59 - Marktamt. Werbung und Plakate wurden in zwölf Fremdsprachen geplant, wovon dann schlussendlich nur acht realisiert wurden. Es gab Orientierungspläne für den Messepalast (Musterschau) und das Messegelände (Technische Messe und Landwirtschaftsmesse), die wie folgt aufgeteilt waren:
- Im Messepalast selbst die Mustermesse für Mode, Textilien, Schmuck, Möbel, Porzellan und ähnliches, außerdem auch eine Veranstaltung für das gute österreichische Buch, sowie eine Kollektiv-Ausstellung der Schweiz, welche sich an der Herbstmesse beteiligte. Insgesamt gab es 1076 Aussteller im Messepalast, davon 919 aus Wien, 90 aus den Bundesländern und 47 aus dem Ausland.
- Am Pratergelände die technische Messe und auch die Landwirtschaftsmesse mit insgesamt 850 Ausstellern, davon 522 aus Wien, 82 aus den Bundesländern, 55 aus dem Ausland und 191 Kollektiv-Ausstellern.
Aufteilung der technischen Messe:
- Südhalle mit Haupteingang: Elektrotechnik (städtische Elektrizitätswerke), Eisen- und Metallwaren, Fahrzeuge aller Art
- Hallen 6 und 7: Maschinen und Bürobedarf
- Halle 9: Gasgeräte und Apparate (städtische Gaswerke)
- Halle 10 samt Freigelände: Baumesse
- Reihe von Firmen Pavillons: Motoren, Maschinen und sonstige Waren
Aufteilung der Landwirtschaftsmesse:
- Auf dem Territorium der abgebrannten Halle 4: Landwirtschaftliche Maschinen und Geräte
- Hallen 2 und 3: Sonderschau, Technik in der Landwirtschaft
- Halle 1: Landwirtschaftliche Musterschau mit allen Bundesländern
- Halle 11: österr. Kleintierzuchtausstellung
- Halle 12: österr. Zuchtviehausstellung
- Halle 4a: Restauration
- Freigelände zwicken Halle 5 und den anderen Ausstellungsobjekten, sowie Freigelände vor Halle 1 für Gartenbau verwendet
- Obst-, Gemüse- und Blumen Ausstellungen im Rahmen der Landwirtschaftsmesse
Die Hallen 5 und 8 waren durch einen Brand nicht verwendbar, die Nordhalle war komplett zerstört und das Gelände hinter der Südhalle wurde abgesperrt.
Das Programm der Landwirtschaftsmesse war folgendes:
- Eine landwirtschaftliche Sonderschau der Niederösterreichischen Landwirtschaftskammer
- Der Viehwirtschaftsverband veranstalte eine Viehschau, wofür jedoch die Zustimmung der Alliierten nötig war, da diese Tiere aus und über die verschiedenen Besatzungszonen transportiert werden müssten.
- Das Futter kam vom Getreide- und Brauwirtschaftsverband, der auch selbst Material zeigen wird.
- Der Gartenbau- und Kartoffelwirtschaftsverband bringt schematische Darstellung des Speisekartoffelanbaus und Informationen zum Selbstanbau und zum aktuellen Kartoffelmangel.
- Der Milch- und Fettwirtschaftsverband zeigt Produktionskapazitäten und Margarineentwicklung
- Der Zuckerwirtschaftsverband präsentiert eine Übersicht der Produktion und dessen Ablauf nach dem Ersten Weltkrieg, der Höchstproduktion im Jahr 1936 und aktuell nach dem Zweiten Weltkrieg.
- Die Verbände stellten außerdem Lehrfilme (Kurz-Schmalfilme) zur Verfügung.
Die Herbstmesse wurde am Vortag, am Samstag dem 05.10.1946 feierlich eröffnet.