Ziegelhaus
48° 12' 38.01" N, 16° 22' 25.00" E zur Karte im Wien Kulturgut
Ziegelhaus, auch Krebsenhaus (1., Hoher Markt 12, Teil, Konskriptionsnummer 524).
Hausname
Der Bezeichnung Ziegelhaus, die bereits im 14. Jahrhundert existierte, leitet sich von der solideren Bauart gegenüber der unmittelbaren Umgebung ab und ist auch bei Häusern in anderen Stadtteilen zu finden. Zwar befahl Ferdinand I. im Jahr 1526, dass wegen der Feuergefährlichkeit keine hölzernen Dächer mehr erreichtet werden sollten, doch erst Karl VI. (1711-1740), der sehr auf die Verschönerung seiner Residenz bedacht war, setzte das Verbot von Schindeldächern in der inneren Stadt durch.
Die spätere Bezeichnung Krebsenhaus bezieht sich auf das Schild der seit 1690 im Haus untergebrachten Apotheke "Zum roten Krebs".
Geschichte
Das Haus wird bereits 1327 genannt. Bis 1438 war ihm die Schranne vorgebaut, die in diesem Jahr einem Brand zum Opfer fiel und danach an anderer Stelle wieder aufgebaut wurde. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts war das Haus im Besitz der Familie Maroltinger, eines alten Wiener Adelsgeschlechtes, das aus Bayern stammte und nach dem die Maroltingergasse im 16. Gemeindebezirk benannt ist, wo ihnen zwischen 1484 und 1508 der Ottakringer Freihof gehörte. Im Jahr 1548 erbte Dr. jur. Stefan Schwarz, Regent der niederösterreichischen Lande, das Ziegelhaus. 1689 gehörte es dem Äußeren Rat Martin Kullmayer.
Ab dem Jahr 1690 war in diesem Haus die Apotheke "Zum roten Krebs" untergebracht, die vorher im Haus Stadt 523 (siehe Ankerhof) ihre Geschäftsräume hatte. Sie war bis in die Zeit Karls VI. die vornehmste Apotheke Wiens und lieferte auch die Medikamente an den Hof. In den Jahren 1822 bis 1833 wohnte der Großhändler Grünling in dem Haus. Er hatte eine wertvolle Sammlung alter Kupferstiche und über 2000 Handzeichnungen der berühmtesten Maler, darunter 70 von Albrecht Dürer. Daher wurde sein Heim von vielen kunstsinnigen Fremden und Einheimischen besucht.
Im Jahr 1836 ließ die Familie de Pauli das Haus, das sich seit 1770 in deren Besitz befand, mit dem Schmergrübel zusammenbauen. Dieses Gebäude wurde 1913 abgetragen und durch den Ankerhof ersetzt.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
Literatur
- Richard Perger: Der Hohe Markt (1970; Richard Perger: Der Hohe Markt. Wien [u.a.]: Zsolnay 1970 (Wiener Geschichtsbücher, 3), S. 121 f.
- Alt-Wien. Monatsschrift für Wiener Art und Sprache. Wien: Raimann & Godina 4 (1895), S. 180 ff.
- Leopold Hochberger / Joseph Noggler: Geschichte der Wiener Apotheken. Wien: Verlag des Wiener Apotheker-Hauptgremiums 1917-1919, S, 27 ff. (Apotheke)
- Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 38 f.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 374 f.
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 2. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 491-494