Anton Weber
Anton Weber, * 5. November 1878 Kindberg (Steiermark), † 28. Dezember 1950 Wien, Politiker, Journalist.
Biografie
Nach dem frühen Tod seiner Mutter kam Weber 1884 zu seinem Onkel nach Fohnsdorf. Nach der Volksschule erlernte er den Beruf des Maschinenschlossers und war als Schmiedgeselle tätig. In den folgenden Jahren begab er sich, wie damals üblich, auf Wanderschaft und nahm Beschäftigungen in Deutschland, Italien, Russland und in verschiedenen Kronländern der Habsburgermonarchie an. In diesen Lehr- und Wanderjahren kam Anton Weber mit der sozialdemokratischen Bewegung in Kontakt. 1910 übersiedelte er nach Krumau, wo er erfolglos bei den Wahlen 1911 für den Reichsrat kandidierte. 1913 zog Anton Weber nach Wien. Hier arbeitete er bei der Zeitung “Volksbote“ als Maschinenmonteur und später als Administrator und Redakteur. Von 1915 bis 1918 leistet er seinen Militärdienst ab.
1918 wurde Weber zum Obmann der Floridsdorfer Sozialdemokratischen Arbeiterpartei gewählt, zog im Dezember 1918 in den Provisorischen Gemeinderat der Stadt Wien ein und fungierte als provisorischer Stadtrat. Er kandidierte bei der Gemeinderatswahl von 1919 erfolgreich im 21. Bezirk. Er war von 1919 bis 1920 Gemeinderat und von 1920 bis 1934 Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien. In dieser Zeit gehörte er von 1918 bis 1920 dem Stadtsenat unter den Bürgermeistern Weiskirchner und Reumann an. Mit Einführung der amtsführenden Stadträte schied Weber wieder aus dem Stadtsenat aus. Am 13. Jänner 1922 kehrte er als amtsführender Stadtrat der Geschäftsgruppe Sozialpolitik und Wohnungswesen in den Wiener Stadtsenat zurück. In seine Verantwortung fiel damit der Ausbau des Wohnungsangebotes in der Zwischenkriegszeit. Neben Finanzstadtrat Hugo Breitner war er der Organisator des Sozialen Wohnbaues des "Roten Wien". Ein besonderes Anliegen stellte für Weber die Siedlerbewegung dar, die er mitbegründete. Von 1927 bis 1934 war er amtsführender Stadtrat der Geschäftsgruppe Wohnungsbau und Wohnungswesen. Zudem war er Mitglied des Mietersenates und Mitglied der Personaleinkommensteuer-Schätzungskommission. Auf nationaler Ebene gehörte Weber vom 4. März 1919 bis 9. November 1920 der Konstituierenden Nationalversammlung an und war von 1920 bis 1922 Abgeordneter zum Nationalrat.
Nach der Niederschlagung der Februarkämpfe 1934 wurde Anton Weber aus politischen Gründen verhaftet und im Anhaltelager Wöllersdorf inhaftiert. In der Zeit des Nationalsozialismus blieb er vorerst von Verfolgung verschont. Am 22. August 1944 wurde er im Zuge der "Sonderaktion gegen führende Kommunisten und Revolutionäre Sozialisten" von der Gestapo Wien erkennungsdienstlich erfasst.
Am 18. April 1945 wurde er amtsführender Stadtrat Geschäftsgruppe Stadtbauamt der neuen Wiener Stadtregierung. Weber organisierte zunächst die Schutträumung und den Transport von Nahrungsmitteln. Im Zuge einer von ihm einberufenen Wiederaufbauenquete stellte er ein 14-Punkte-Programm für den Wiederaufbau der Stadt Wien vor. Am 14. Februar 1946 legte er sein Amt zurück. Weber gründete die Wiener Baubedarfsgesellschaft, die Baufirmen Maschinen und Gerüste leihweise zur Verfügung stellte. In dieser Gesellschaft war er bis zu seinem Tod in leitender Funktion tätig.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, BPD Wien, K11 - Prominentensammlung, 19.Jh.-20.Jh.: Meldezettel von Anton Weber
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Gestapo, K1 - Gestapo-Kartei: Erkennungsdienstliche Kartei von Anton Weber
Literatur
- Wolfgang Solt: Mitglieder des Gemeinderates der Stadt Wien (Wiener Landtages) und des Stadtsenates der Stadt Wien (der Wiener Landesregierung) 1918-1934. Wien: 1995
- Wolfgang Solt: Personenindex. In: Stichwort Demokratie. 50 Jahre Zeitgeschehen. Politisches Handbuch. Hg. von Josef Rauchenberger. Wien: PR-Verlag 1994
- Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 54 f.
- Jean Maitron, Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971.
- Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 167.
- Franz Patzer: Der Wiener Gemeinderat 1918-1934. Ein Beitrag zur Geschichte der Stadt Wien und ihrer Volksvertretung. Wien 1961 (Wiener Schriften, 15)
- Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 04.01.1951.
- Otto Leichter: Schwarzbuch der österreichischen Diktatur. Brüssel: Maison d’Édition l’Eglantine 1934, S. 117 f.
- Prominenten Almanach. Wien: Verl. des Prominenten-Almanachs 1 (1930), S. 285.
- Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929.
- Joseph Hofbauer: Im roten Wien. Eine Studien-Reise deutscher Arbeiter aus der Tschechoslowakei. 25.April bis 2.Mai 1926. Prag: Selbstverlag 1926
- Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Weber, Anton [Sign.: TP-054900]
- Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861-1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963