Gaudenzdorfer Brauhaus

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Das Gaudenzdorfer Brauhaus um 1835, Abgebildet am Situations-Plan der k.k. Haupt-und Residenzstadt Wien von Carl Graf Vasquez (Ausschnitt)
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Brauerei
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1818
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1872
Benannt nach Gaudenzdorf (Vorort)
Prominente Personen Josef Leopold Gierster
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  5071
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Bier, Brauhäuser, Gaudenzdorf (Vorort)
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 7.02.2024 durch WIEN1.lanm08trj
BildnameName des Bildes Gaudenzdorfer Brauhaus.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Das Gaudenzdorfer Brauhaus um 1835, Abgebildet am Situations-Plan der k.k. Haupt-und Residenzstadt Wien von Carl Graf Vasquez (Ausschnitt)
  • 12., Hofbauergasse 2-4
  • 12., Anton-Scharff-Gasse 8-9

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48° 11' 9.77" N, 16° 20' 33.68" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Gaudenzdorfer Brauhaus (12, Gaudenzdorf; Hofbauergasse 2-4, Anton-Scharff-Gasse zwischen 8 und 9; Areal zwischen Schönbrunner Straße und Arndtstraße; Konskriptionsnummer 90-92). Braubetrieb von 1818 bis 1872, danach Gastwirtschaft mit Gartensalon.

Anfänge

Die Brauerei wurde vom Ehepaar Joseph und Elisabeth Gierster im Stil eines Sommerschlosses am Anfang des Ortes Gaudenzdorf errichtet und ging 1818 in Betrieb. Sie wurde auf einer der Randspalten der Pläne von Carl Graf Vasquez als eines der schönsten Biedermeier-Wirtschaftsgebäude von Wien verewigt und war eine der vielen Brauereien der ersten Gründungswelle in den 1810er Jahren im Wiener Raum.

In den angebauten Tanzsälen, im Sommer auch im terrassenförmig angelegten großen Garten, wurden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gut besuchte Unterhaltungsveranstaltungen durchgeführt, was sehr zum Aufschwung der Gemeinde beitrug: „Hunderte und aber Hunderte von Besuchern pilgerten im Vormärz an Sonntagen in das 'liederliche Tal und feuchtfröhliche Nest', wie man Gaudenzdorf nannte, um entweder im Brauhaus selbst oder in einem der sonstigen 45 Wirtshäuser von Gaudenzdorf ihren Durst zu löschen und die jährlich erzeugten 30.000 hl Bier vertilgen zu helfen“. In den Brauereigebäuden befand sich auch ein kleines Theater, in dem zeitweise Possen und Schauerdramen von „fahrenden Leuten“ oder den Schauspielern des damaligen Meidlinger Theaters gespielt wurden.[1] Ein Vorteil des Brauhauses war, dass es knapp außerhalb des Linienwalles lag und so Essen und Trinken zu günstigen Preisen anbieten konnte, weil es nicht der Verzehrungssteuer unterlag.

Ära Gierster

Das Brauhaus war durch drei Generationen eng mit der Familie Gierster verbunden, die zu den bedeutendsten Familien dieses Vorortes und des späteren Wiener Bezirkes Meidling zählte. Der erste Brauereibesitzer war Joseph Gierster, der 1828 auch das Oberdöblinger Brauhaus erwarb und es etwa auf die gleiche Größe wie jenes in Gaudenzdorf ausbaute. Sein Sohn, der wie sein Vater Josef hieß und 1799 geboren wurde, trat schon in jungen Jahren in den elterlichen Betrieb ein. Die Namensgleichheit zwischen Vater und Sohn führte noch 1833 zu größeren Problemen, da das Ansuchen für das Braurecht des Joseph Gierster junior irrtümlich dem Vater zugesprochen wurde. In einem Schreiben vom 25. Oktober 1833 an die Stiftsherrschaft Klosterneuburg stellte Josef Gierster senior richtig, dass er nur noch eine Brauerei, und zwar die in Oberdöbling, betreibe.

Joseph Gierster jun., während der Revolution 1848 ein Bataillonskommandant der Nationalgarde in Gaudenzdorf, wurde noch von Kaiser Ferdinand zum ersten und einzigen k.k. Hofbraumeister ernannt und wurde 1850 erster Bürgermeister von Gaudenzdorf. 1861 legte er seine Stelle als Bürgermeister von Gaudenzdorf zurück und starb 1863. Sein Sohn August, der den Betrieb übernahm, starb nur zwei Jahre später im 37. Lebensjahr.

Ära Holitscher und Ende des Braubetriebs

1866 erwarben die Brüder Anton und Friedrich Holitscher das Brauhaus. Drei Jahre später verkauften sie die Realität um 430.000 Gulden an die "Aktiengesellschaft der vereinigten Fabriken in Gaudenzdorf" und zogen dort in den Vorstand ein. Hier wurde nun auch eine Ölfabrik betrieben und eine neue Mälzerei errichtet. 1870 wurde mit 50.842 Hektolitern Bier der Höhepunkt der Produktion erreicht, allerdings gehörte das Brauhaus immer zu den kleineren in Wien. 1872 wurde die Aktiengesellschaft an die "Neue Wiener Omnibus-Gesellschaft", an deren Gründung auch Anton Holitscher beteiligt ist, verkauft und der Braubetrieb eingestellt. Die Gebäude wurden nun zu Stallungen und Wagen-Remisen adaptiert. Die Gastwirtschaft und der Gartensalon blieben noch für einige Zeit bestehen.

Die meisten ehemaligen Brauereigebäude mussten 1903 dem Bau des Gaudenzdorfer Gürtels weichen, ein Haus direkt am Gürtel diente später der Firma ADEG als Zentrale und wurde später revitalisiert und ein Geschäftshaus mit Loft-Wohnungen.

Literatur

  • Friedrich Fischer: Chronik des Wiener Vorortes Gaudenzdorf. Grenzen, Geschichte, Art und Leute. Komitee für Förderung heimischer Kunst und Literatur: Wien 1927, S.68-69
  • Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Meidling. Vom Wienfluß zum Wienerberg. Mohl Verlag: Wien 1992, S. 50-51
  • Meidling, herausgegeben vom Meidlinger Heimatbuchausschuss: Wien 1930, S.72-73
  • Christian Springer / Alfred Paleczny / Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2017, 94-100
  • Christian Springer: Historische Brauerei-Topographie Wien. Die Brauereien auf dem Gebiet des heutigen Stadtgebietes. Wien 2023,

Referenzen

  1. Meidling, herausgegeben vom Meidlinger Heimatbuchausschuss: Wien 1930, S. 72-73.