Erlaaer Friedhof

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Aufbahrungshalle am Erlaaer Friedhof (23., Erlaaer Straße 82-90).
Daten zum Objekt
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48° 8' 28.52" N, 16° 18' 51.60" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Der seit 1865 bestehende Erlaaer Friedhof (23., Erlaaer Straße 82-90) ist 4.651 Quadratmeter groß und verfügt über rund 600 Grabstellen. Eine Besonderheit ist das Denkmal für die Opfer des Ersten Weltkriegs.

Geschichte

Ursprünglich wurden die Verstorbenen von Erlaa in Atzgersdorf begraben (Atzgersdorfer Friedhöfe), die Gemeinde musste Beiträge für die Mitbenützung zahlen; erst 1865 erhielt Erlaa einen (winzigen, jedoch stimmungsvollen) eigenen Friedhof (zum Pfarrsprengel von Atzgersdorf gehörte Erlaa bis 1974).

Ausschlaggebend für die Errichtung einer eigenen Begräbnisstätte war die weite Entfernung nach Atzgersdorf und die Erklärung des Atzgersdorfer Bürgermeisters vom 23. Mai 1864, für die geplante Vergrößerung des Atzgersdorfer Friedhofs von der Filiale Erlaa, den dritten Teil der Auslagen als Kostenbeitrag zu verlangen. Die Entscheidung war in der Gemeindeausschuss-Sitzung vom 1. August 1864 gefallen, anlässlich dieser Sitzung erklärte sich der Grundbesitzer Adolf Bäuerle bereit, einen zwischen Alt- und Neu-Erlaa liegenden Grund unentgeltlich zur Verfügung zu stellen und die Einsegnung der Verstorbenen in seiner Schlosskapelle zu gestatten. Mit den Herstellungsarbeiten einer Leichenkammer und einer Friedhofsmauer begann man am 30. August 1865. Bäuerle begann nach der Vollendung der Friedhofsmauer mit der Errichtung einer Kapelle, worin sich seine Familiengruft befindet, die Vollendung war jedoch erst 1867 - nach dem Ende des Preußisch-österreichischen Krieges 1866 - möglich. Die erste Bestattung in dieser Familiengruft, jene der Katharina Bäuerle, erfolgte am 23. Juni 1869, ihr 1859 verstorbener Gatte Adolf Bäuerle wurde aus Basel überführt und am 10. Oktober 1869 beigesetzt.

1883 wurde eine neue Friedhofsmauer aus Ziegeln errichtet und die nahe dem Verfall stehende Kapelle renoviert. 1892 wurde der Friedhof um 1367 m² auf das Doppelte vergrößert. 1904 wurde für den am Friedhof begrabenen Bürgermeister Franz Rösler auf Kosten der Gemeinde Erlaa ein Grabstein errichtet und das Grab auf Friedhofsdauer in die Obhut der Gemeinde Erlaa übernommen. Schließlich wurde im Jahr 1922 an die Friedhofskapelle ein Glockenturm angebaut und für diesen zwei Stahlglocken angeschafft. Noch vor dem Jahr 1926 errichtete man eine kleine Urnenmauer im Gemeindebaustil angelegt, der an die ideologischen Debatten um die Einführung der Feuerbestattung erinnert. Die meisten Gräber stammen aus dem Ende des 19. und dem Anfang des 20. Jahrhunderts.

1940 wurden auf Kosten der Wiener Städtischen Leichenbestattung Instandsetzungsarbeiten in der Totenkammer vorgenommen und darin eine ständige Aufbahrung eingerichtet. Dennoch war es in Erlaa üblich, für die Einsegnung beziehungsweise Aufbahrung Verstorbener das Mausoleum mit Glockenturm - die Gruft der Familie Bäuerle - zu verwenden.

Obwohl ab August 1945 ein Verbot für die Aufbahrung Verstorbener in Wohnhäusern galt, führte der durch Einwirkungen des Zweiten Weltkriegs desolate Zustand der Totenkammer und der Friedhofskapelle zur Häufung der Fälle von Hausaufbahrungen. Von 1947 bis 1949 wurde die nunmehr als Aufbahrungshalle bezeichnete Totenkammer, die Friedhofskapelle und der Beisetzraum instandgesetzt, Schäden an der Friedhofsmauer ausgebessert und im Aufbahrungsraum elektrisches Licht installiert.

1964 wurde die Aufbahrungshalle renoviert, während der Sperre fanden auch die Aufbahrungen in der für Einsegnungszwecke benützten Kapelle statt. Der Erlaaer Friedhof war einer der vielen für die Sperre im Jahr 1985 vorgesehenen Friedhöfe, die aber kraft des Ergebnisses der Volksabstimmung 1980 weiterhin bestehen. Von 1982 bis 1983 wurde in diesem und den 15 ehemaligen Sperrfriedhöfen ein Verfahren zur Einziehung heimgefallener Gräber durchgeführt, sodass nach dessen Abschluss die Vergabe neuer Grabstellen ermöglicht wurde. 1990 erfolgte der Abschluss der Instandsetzungsarbeiten an der Friedhofskapelle, die Kapelle blieb bis zur Renovierung des Innenraumes geschlossen. 1993 bis 1994 wurde auf einer vor dem Friedhof neu gewidmeten Fläche eine Aufbahrungshalle gebaut.

Aufbahrungsraum am Erlaaer Friedhof

Vor dem Friedhofseingang befindet sich ein Kriegerdenkmal für die Opfer des Ersten Weltkriegs (Felsblock mit Adler auf Halbkugel, Inschrifttafel; enthüllt 10. Juli 1932).

Bestattete Personen

Im Wien Geschichte Wiki gibt es 2 Einträge von Personen, die auf diesem Friedhof bestattet sind.

BildName des BildesPersonennameBerufBerufGeburtsdatumDatum der GeburtSterbedatumSterbedatumGrabstelle
Karl ScheiberGärtner
Politiker
18701937Gruppe 8, Reihe 1, Nummer 8
Fritz ZechaSchauspieler
Regisseur
Oberspielleiter
6 Januar 192518 April 1996Gruppe A, Reihe 5, Nummer 59

Quellen

Literatur

  • Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Wien: Falter-Verlag 1988, S. 178
  • Franz Knispel: Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien. Band 2. Wien: Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung 1992, S. 22 ff.
  • Ferdinand Opll: XXIII. Liesing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Wiener Bezirkskulturführer, 23), S. 34
  • Wiener Geschichtsblätter. Band 36. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1981, S. 103

Weblinks