Hilde Jesser-Schmid
Hilde Jesser-Schmid, * 21. Mai 1894 Marburg, † 22. Juli 1985 Wien, Kunsthandwerkerin, Malerin, Grafikerin, Hochschulprofessorin.
Biografie
Hilde Jesser-Schmid war die Tochter von Moritz Jesser, Ingenieur und Oberinspektor der Südbahn. Nach der Matura in Baden bei Wien studierte sie von 1912 bis 1914 an der Kunstschule für Frauen und Mädchen bei Maximilian Kurzweil und war gleichzeitig Hospitantin an der Kunstgewerbeschule des K. K. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie in Wien, unter anderem bei Rosalia Rothansl (Werkstätte Textil) und Erich Mallina (Fachklasse Malerei). Von 1914 bis 1917 besuchte sie als ordentliche Studentin an der Kunstgewerbeschule auch die Fachklasse Architektur bei Josef Hoffmann und die Fachklasse Bildhauerei bei Anton Hanak.
Unter der Leitung von Dagobert Peche war Jesser-Schmid von 1916 bis 1922 Mitarbeiterin der Künstlerwerkstätte und fertigte erste Wandmalereien für die Textilabteilung der Wiener Werkstätte in der Kärntner Straße 32 an (1918). Außerdem arbeitete sie mit den Firmen Lobmeyr und Augarten zusammen. Für die Wiener Werkstätte entwarf sie mehr als 200 Spitzen und Stickereien, Stoff- und Tapetenmuster, Holz- und Glasdekore, Schmuck, Lederwaren, keramische Gefäße und Gebrauchsgrafik.
1922 übernahm Jesser-Schmid eine Lehrtätigkeit an der Wiener Kunstgewerbeschule und wurde 1935 ordentliche Professorin. 1938 kam es durch die Nationalsozialisten zu ihrer Zwangspensionierung und nach Protesten zur Wiedereinstellung. Ab 1944 war Jesser-Schmid Leiterin der Fachklasse für angewandte Malerei (Mosaik, Glasfenster, Stuck). Ab 1957 als außerordentliche Professorin tätig, emeritierte Hilde Jesser-Schmid 1966.
Jesser-Schmids Spezialisierung lag im Bereich der großflächigen Wandgestaltung, sei es durch Malerei, Sgrafitto oder Stuck, und das sowohl in privaten, wie auch in öffentlichen Räumen, etwa der Sandleitenkirche, dem Funkhaus Wien, Hotels, Kaffeehäusern etc. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs unterstützte sie Restaurierungsarbeiten in Wien (Burgtheater, Staatsoper) und in Innsbruck (Hofburg, Landestheater). Jesser-Schmid war Mitglied des Österreichischen Werkbundes, der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs und der Wiener Frauenkunst.
Seit 1924 war sie mit Dr. Hubert Schmid, einem späteren Sektionschef im Finanzministerium, verheiratet.
Literatur
- Christoph Thun-Hohenstein / Anne-Katrin Rossberg / Elisabeth Schmuttermeier [Hrsg.]: Die Frauen der Wiener Werkstätte. Basel: Birkhäuser 2020, S. 231
- MAK Blog: Hilda Jesser – Meisterin der Wandgestaltung [Stand: 27.12.2023]
- biografiA: Jesser-Schmid Hilde [Stand: 27.12.2023]
- Wikipedia: Hilda Jesser-Schmid [Stand: 17.01.2022]
- Galerie Alberina: Hilda Schmid-Jesser [Stand: 27.12.2023]