Josef Scheu
Josef Franz Georg Scheu, * 15. September 1841 Margareten, † 12. Oktober 1904 Wien, Komponist.
Biografie
Josef Franz Georg Scheu wurde 1841 als Sohn von Joseph (1811–1857) und Wilhelmine Christine Scheu, geborene Bökenyi (1814–1862) geboren. Er wuchs mit seinen beiden Brüdern Andreas und Heinrich sowie zwei Schwestern auf. Am 27. November 1867 heiratete er Karoline Fuchs. Gemeinsam hatten sie zwei Söhne, Robert und Gustav.
1856 wurde Josef Franz Georg Scheu – nachdem er sich bereits im Kirchenchor seiner Pfarre als Sänger betätigt hatte, ein Musikstudium jedoch aus finanziellen Gründen nicht in Frage kam – als Chorsänger ins Theater an der Wien aufgenommen. Am Konservatorium lernte er den späteren Dirigenten Hans Richter kennen, mit dem ihn zeitlebens eine Freundschaft verband. Von 1865 bis 1883 wirkte er als Hornist im Orchester des Burgtheaters und stellte 1865 erstmals mit Erfolg auch eigene Kompositionen vor. Am 6. Februar 1868 begründete Scheu eine Liedertafel im Arbeiterbildungsverein Gumpendorf, aus der 1878 der "Arbeiter-Sängerbund Wien" hervorging. An diesem Chor durften erstmals auch Frauen mitwirken. Durch die Vertonung des von Josef Zapf verfassten Gedichts "Lied der Arbeit" (Erstaufführung 29. April 1868 in Zobels Viktoriasälen in Fünfhaus anlässlich einer Lassallefeier), die sich zur Hymne der Arbeitersänger entwickelte, wurde er allgemein bekannt. In den folgenden Jahren entstanden verschiedene Lieder und Chorwerke nach Gedichten seines Bruders Andreas, die von den Arbeitern als Kampflieder benutzt wurden. 1872 gründete er den "Wiener Musikerbund", die erste österreichische Gewerkschaft für Musiker, womit es ihm gelang, bessere sozial- und lohnrechtliche Bedingungen für die Musiker zu erwirken. Bis 1875 war Scheu Obmann des Vereins, von 1875 bis 1878 auch Redakteur der "Österreichischen Musikerzeitung". 1878 gründete er den "Arbeiter Sängerbund Wien", den ersten österreichischen Arbeitergesangsverein.
Seine politisch-gewerkschaftliche Tätigkeit führte 1881 zur Zwangspensionierung im Burgtheater. 1882 kam er zeitweise in Haft, blieb doch weiterhin politisch tätig. 1890 gewann ihn Karl Höger für den von ihm begründeten Chor "Freie Typographia" als Chormeister; auch zu diesem Chor hatten Frauen Zutritt. 1894 war Scheu Chormeister des "Arbeiter-Sängerbunds Landstraße", am 1. Jänner 1895 wurde er Musikkritiker der Arbeiterzeitung. Er schuf zahlreiche Kompositionen und populäre Kampflieder der Arbeiterbewegung, einige davon nach Texten seines Bruders Andreas.
Scheu wurde in einem Ehrengrab am Zentralfriedhof (Gruppe 64/2/18) beigesetzt. Das Grabdenkmal stammt von Richard Luksch und wurde am 1. April 1907 von Viktor Adler enthüllt. Scheus Teilnachlass befindet sich in der Musiksammlung der Wienbibliothek im Rathaus.
Quellen
Literatur
- Klangbogen Wien: 44. Musiksommer. 19. Juni bis 15. September 1995. Wien: Stadt Wien, Kulturabt., Musikreferat 1995, S. 100
- Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien: Wiener Stadt- u. Landesbibliothek 1993 (Publikationen aus der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, 1), S. 155
- Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 225 f.
- Herbert Steiner: Die Gebrüder Scheu. Eine Biographie. Wien: Europa-Verl. 1968 (Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaft für Geschichte der Arbeiterbewegung in Österreich, 5), S. 5 ff., S. 14 ff., S. 163 ff.
- Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 139
- Richard Fränkel: 80 Jahre Lied der Arbeit. Geschichte der Österreichischen Arbeitersängerbewegung. Wien: Verl. d. Wiener Volksbuchhandlung [1948]
- Josef Scheu: Die Arbeiter-Gesangvereine und ihre Bedeutung für die sozialdemokratische Partei. Dresden: J. Günther [1909]
- Neue Glühlichter. Humoristisch-satirisches Arbeiterblatt 224 (1904), Beiblatt (Nachruf)
Josef Scheu im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.