Katholische Bahnhofsmission
Die "Katholische Bahnhofsmission in Wien" wurde am 5. Mai 1904 nach dem Vorbild der Bahnhofsmissionen anderer Städte (wie zum Beispiel Köln) über Veranlassung des Katholischen Wohltätigkeitsverbandes für Niederösterreich und einer Initiative des Werks des heiligen Philipp Neri von Gräfin Aloisia Fünfkirchen-Liechtenstein gegründet. Erst 1912 wurde daraus ein eigenständiger Verein, der sich im selben Jahr dann auch zu einem Verband mit allen bis dahin gegründeten österreichischen Bahnhofsmissionen zusammenschloss und dem katholischen internationalen Mädchenschutz in Freiburg (Schweiz) beitrat.
Hauptaufgabe der Bahnhofsmission war der Mädchenschutz, der folgende Tätigkeiten umfasste: Aufklärungsarbeit über die Gefahren der Großstadt in der Heimat, Unterstützung auf dem Weg in die Großstadt durch Broschüren und Plakate, Empfang der Mädchen durch sogenannte "Schutzdamen" am Bahnhof und Begleitung zu ihrer Unterkunft sowie Betreuung während des Aufenthalts in der Großstadt. Aufgrund der Vielsprachigkeit in Österreich war es notwendig, dass die Schutzdamen neben deutsch auch der polnischen, böhmischen, slowenischen, ungarischen oder italienischen Sprache mächtig waren.
Die Bahnhofsmission betrieb – neben ihrer Anwesenheit auf Wiens Bahnhöfen – zunächst auch eine Unterkunftsstelle in der Nähe des Franz-Josefs-Bahnhofs (9., Clusiusgasse 3) und ab 1. November 1905 ein Asyl in der Nähe des Südbahnhofs (10., Raaber-Bahn-Gasse 8). Aus beiden wurde 1906 ein Heim in 3., Jacquingasse 5 errichtet, auch in der Marienanstalt (3., Fasangasse 4) konnten Mädchen beherbergt werden. Im Heim in der Jacquingasse, das wie die Marienanstalt von den "Töchtern der göttlichen Liebe" geleitet wurde, befand sich auch das Sekretariat der Bahnhofsmission, das zuvor in der Kanzlei des Werks des heiligen Philipp Neri, 1., Himmelpfortgasse 19 untergebracht war.
Präsidentin und Protektorin der Bahnhofsmission war Gräfin Aloisia Fünfkirchen-Liechtenstein, zu den Konsulenten zählten unter anderem P. Heinrich Giese SVD und Otto Kozlik vom St.-Raphael-Verein. 1922 wurde die Leitung der Bahnhofsmission von der Gemeinschaft Caritas Socialis übernommen.
Die Bahnhofsmission war Mitglied im Katholischen Wohltätigkeitsverband für Niederösterreich und danach im Caritasverband für die Erzdiözese Wien.
Literatur
- Silvia Ursula Ertl: Geschichte der Caritas der Erzdiözese Wien. Die verbandliche Organisierung 1897-1921. Linz: Wagner Verlag 2022
- Tätigkeits-Bericht der Kathol. Bahnhofsmission in Wien welche im Auftrage des N.ö. Kathol. Wohltätigkeitsverbandes wirkt, über die Zeit von der Gründung 5. Mai 1904 bis 1. November 1905. Wien: Eigenverlag 1905.