Minoritenkirche

Aus Wien Geschichte Wiki
(Weitergeleitet von Maria Schnee (1))
Wechseln zu:Navigation, Suche
Das Häuschen "zum goldenen Fasan" mit der Minoritenkirche
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Katholische Kirche
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1234
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag Maria Schnee
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Minoriten
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  7528
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Mittelalter, Kirche, Sakralbauten, Erzdiözese Wien, Katholische Kirche, Minoritenfriedhof, Kirchenmappe, Italiener
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 6.12.2022 durch WIEN1.lanm08uns
BildnameName des Bildes Zum goldenen Fasan.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Das Häuschen "zum goldenen Fasan" mit der Minoritenkirche
  • 1., Minoritenplatz 2A

Derzeit wurden noch keine Konskriptionsnummer zu diesem Bauwerk erfasst!

Die Karte wird geladen …

48° 12' 34.17" N, 16° 21' 49.94" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Minoritenkirche (1., Minoritenplatz 2A, "Maria Schnee" [italienische Nationalkirche]; ursprünglich angrenzend das Minoritenkloster).

Arkadengang der Minoritenkirche (1910)
Minoritenkirche (1951)

Die Fratres minores (Minoriten) wurden 1224 von Leopold VI. nach Wien berufen und errichteten sich nahe der neuen Stadtmauer einen kleinen (erstmals 1234 erwähnt) Konvent und eine 1251 durch Bischof Berthold von Passau geweihte Kapelle ("Zum heiligen Kreuz"). Nach den Bränden von 1262 und 1276 legte König Ottokar den Grundstein zu einer neuen Kirche, die ebenfalls zu Ehren des heiligen Kreuzes geweiht wurde. Die alte Kreuzkapelle blieb neben der Kirche bestehen, wurde 1296 vergrößert und nun der heiligen Katharina geweiht. 1316-1328 wurde der Ludwigschor erbaut. Im Zuge des Neubaus von Kirche und Kloster (1340-1400; mit finanzieller Unterstützung Herzog Rudolfs IV.) entstand um 1350 das Hauptportal. 1529 wurde der Turmhelm zerstört. 1596-1620 war die Kirche ein protestantisches Gotteshaus, doch lasen die Minoriten, um ihren Anspruch nicht aufzugeben, in Räumen des Klosters weiterhin die Messe (gewissermaßen das erste "ökumenische Kirchengebäude" Wiens). 1623 wurde der Turm restauriert, während der zweiten Türkenbelagerung 1683 verlor er neuerlich seinen Helm, worauf ihn 1685 Bruder Adrian mit einer "Mütze", einem Notdach, versah. 1784 transferierte Joseph II. den Orden in das aufgehobene Trinitarierkloster in der Alser Straße und übergab die Kirche der "Italienischen Kongregation".

1761 beschädigte ein Sturm die Turmspitze. Der Komplex wurde 1784-1789 durch Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg umgestaltet (Abtragung des Ludwigschors, flachgewölbter Kirchenabschluss im Osten, Auflassung des Friedhofs; im Inneren Beseitigung barocker Ein- und Umbauten; Profanierung des Klosters). Die Kirche erhielt nach dem neuen Hochaltarbild ihren Namen. Im Zug der Restaurierung verschwand das frühgotische Hochgrab der Herzogin Blanche (Blanka) von Frankreich († 1305; Gatte Rudolf III.) spurlos. 1808-1813 war Clemens Maria Hofbauer Kirchendirektor. Als man ab 1892 das Klostergebäude demolierte, trat an seine Stelle ein Anbau (Pläne von Viktor Luntz), der die Süd- und die halbe Ostseite der Kirche umschließt.

Ab Dezember 1957 wurden die Minoriten wieder als Seelsorger der Kirche beauftragt. Die Miinoritenkirche blieb weiterhin im Besitz der italienischen Kongregation.

1960-1970 entfernte man den Verputz von 1786, 1977 begann eine Außenrenovierung.

Äußeres

Prismatischer Baublock mit hohem Satteldach, Westfassade mit zwei schräggestellten Strebepfeilern an den Seiten und zwei weiteren an den Nahtstellen der Seitenschiffe, drei Portale; das qualitätvolle Mittelportal (um 1350) gestaltete vermutlich Frater Jacobus Parisiensis (dreiteiliges Tympanonrelief "Gekreuzigter mit Hauptmann und trauernden Frauen", das französischen Einfluss erkennen lässt, am Mittelpfosten Maria mit Kind, an den Gewänden je drei Heiligenfiguren). Vor der Ostfassade steht (anstelle eines Mittelchors) ein hoher, schlanker Turm mit flachem Zeltdach. Der Turm wurde während der Ersten Türkenbelagerung 1529 von den Verteidigern als Beobachtungsstelle verwendet. Durch den damit verbundenen Beschuss des Turmhelmes durch die türkische Artillerie erlitten das Kloster und noch mehr die Kirche großen Schaden. 1623 wurde der von den Türken zerstörte Turmhelm restauriert. Auch während der zweiten Türkenbelagerung 1683 diente der Turm der Minoritenkirche als Beobachtungsstelle und wurde demgemäß von den Türken beschossen und neuerlich schwer beschädigt. Zur Erinnerung daran wurde 1875 über dem Hauptportal links und rechts von den beiden kleinen Fenstern je eine Türkenkugel eingemauert.

1., Minoritenplatz: Minoritenkirche, um 1940

Inneres

Halle mit drei Schiffen in gleicher Höhe, deren profilierte Bündelpfeiler ohne Kapitelle in ein Kreuzrippengewölbe übergehen; teilweise originale Maßwerkfenster.

  1. Romantisch-gotisierender Hochaltar von Hetzendorf von Hohenberg mit Altarbild von Christoph Unterberger (Kopie des in der Kirche Santa Maria Maggiore auf dem Esquilin in Rom verehrten Bildes "Maria Schnee"; um 1785); die seitlichen Stuckfiguren kamen Ende 18. Jahrhundert aus der Schwarzspanierkirche (9) hierher.
  2. Kanzel, davor Freskofragment "Heiliger Franziskus" (16. Jahrhundert).
  3. Am Langhauspfeiler Steinfigur "Madonna della Famiglia" (um 1350). Linke Seitenwand:
  4. In der Mitte originalgroßes nachgebildetes Mosaik des "Letzten Abendmahls" von Leonardo da Vinci (von Giacomo Raffaeli, 1806-1814), das der Minoritenkirche von Ferdinand I. überlassen und 1845/1847 angebracht wurde (er übernahm die Kosten in Höhe von 8.000 Gulden; die gotisierende Mannonimrahmung stammt von August von Stäche); das von Franz II. Anfang 19. Jahrhundert um 400.000 Gulden angekaufte Mosaik war zerlegt in einem Magazin des Belvederes gelagert gewesen.
  5. "Glorie des heiligen Johannes Nepomuk" von Bartolomeo Altomonte.
  6. "Heiliger Leopold gründet Klosterneuburg" von Martino Altomonte (beide erste Hälfte 18. Jahrhundert [zuvor in der Schwarzspanierkirche]). Rechte Seitenwand:
  7. Pestbild "Die Heiligen Karl Borromäus und Rochus" (Ende 18. Jahrhundert, vielleicht von Johann Steiner) über Marienaltar.
  8. Marmordenkmal des in der Michaelerkirche bestatteten Hofdichters Pietro Metastasio (lebensgroße Sitzfigur von Vincenzo Luccardi).
  9. "Heiliger Benedikt nimmt Maurus und Plackte in den Orden auf" und
  10. "Wunder des heiligen, Nikolaus" von Daniel Gran (vor 1750 [aus der Schwarzspanierkirche).
  11. Antoniuskapelle (ehemaliger Chor des nördlichen Seitenschiffs, durch eine von Hetzendorf eingezogene Zwischenwand vom Kirchenschiff getrennt) mit gotischem Taufstein. Barockaltar erste Hälfte 18. Jahrhundert).

Kriegerdenkmäler

  • Dietrich von Pillichdorf, Marschall (gefallen am 25. Dezember 1326 in der Schlacht bei Mühldorf).
  • Freiherr von Sult, Graf Basta von Huszt und Woemmosch, General († 26. August 1607).
  • Henri du Val Compte de Dampierre, Baron zu Hans, Generalfeldwachtmeister (gefallen am 9. Oktober 1620 vor Preßburg). Bemerkenswertes Epitaphfragment mit dem Relief eines Ritters unter dem Kreuz. Der Grabstein ist an der linken Wand im Inneren des Gotteshauses angebracht.
  • Reimbold Graf Collalto, Feldmarschall († 1575).

Die Familie Collalto besitzt eine Gruft in der heutigen Antonius-Kapelle, die jedoch bereits 1561 von der Familie Hoyos übernommen wurde.

  • Johann Rudolf Graf von Puchaim, General († 1651).

Der General zeichnet sich nicht nur durch große Tapferkeit, sondern auch als kaiserlicher Botschafter in Konstantinopel aus. Der Grabstein befindet sich im Arkadengang an der Südseite der Kirche.

Die Umfassungsmauern des ehemaligen gotischen Ludwigchors sind auf dem Minoritenplatz durch Steinmäuerchen markiert.

Quellen

Literatur

  • Wolfgang Johannes Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 55 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 109 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 117 ff.
  • Giovanni Giuliani: Die Wiener Minoritenkirche. Hinweise über Geschichte und Kunstschätze der Kirche. Padua: Messagge 1967
  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 31 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 17 ff.
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 7, Wien ²1957 (Manuskript im WStLA), S. 225
  • Karl Janecek: Lateinische Inschriften an Bauwerken und Denkmälern Wiens. Horn: Berger i. Komm. 1956, S. 36 ff., S. 88 ff.
  • Harry Kühnel [Hg.]: Ausstellung Gotik in Österreich. 19. Mai bis 15. Oktober 1967, Minoritenkirche Krems-Stein, Niederösterreich. Krems a. d. Donau: Kulturverwaltung 1967, S. 375 ff.
  • Alois Kunzfeld: Die Minoritenkirche. Wien : Österr. Bundesverlag f. Unterricht, Wissenschaft u. Kunst [1927] (Heimatkundliche Wanderungen, 12)
  • Alfred May: Kapitelkapelle und alter Chor des ehemaligen Wiener Minoritenklosters. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1957 (Wiener Schriften, 5), S. 13 ff.
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 66 ff.
  • Giovanni Salvadori: Die Minoritenkirche und ihre älteste Umgebung. Ein Beitrag zur Geschichte Wiens. Wien: "Austria" 1894
  • Alois Kunzfeld: Die Minoritenkirche in Wien. Wien: Österr. Bundesverlag f. Unterricht, Wissenschaft u. Kunst [o.J.]
  • Erwin Pendl: Die Minoritenkirche in Wien. In: Alt-Wien. Monatsschrift für Wiener Art und Sprache. Wien: Raimann & Godina 1891 - lfd. Band 1894, S. 69 ff.
  • Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 133 ff.
  • Gerhard Schmidt: Das Grabmal der Blanche de France bei den Wiener Minoriten. In: Beiträge zur Kunst des Mittelalters. Festschrift für Hans Wentzel zum 60. Geburtstag. Hg. von Rüdiger Becksmann... . Berlin: Mann 1975, S. 181 ff.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 34 ff.
  • Alfred Schnerich: Wiens Kirchen und Kapellen in kunst- und kulturgeschichtlicher Darstellung. Wien [u.a.]: Amalthea 1921, S. 97 ff.
  • Alois Trost: Das Mosaik nach Lionardos Abendmahl. In: Alt-Wiener Kalender 1919, S. 128-133
  • Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II. Mitregent Kaiserin Maria Theresias, Kaiser und Landesfürst. Katalog zur Niederösterreichischen Landesausstellung, Stift Melk, 29. März - 2. November 1980]. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1980 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, N.F. 95), S. 571
  • Rolf M. Urrisk-Obertyński: Wien - 2000 Jahre Garnisonsstadt, Band 3 Innere Stadt, Weishaupt-Verlag, Graz 2012, S. 222
  • Anton Verdin-Valsivella / Louis Giacomelli-Monterosso: Ditalienische Nationalkirche zu "Maria Schnee" in Wien (Minoritenkirche) einst und jetzt. Rückblicke auf ihre Bau- und Entwicklungsgeschichte. Wien: Selbstverlag des Italienischen Vereins 1909