Neustift am Walde (Vorort)

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Neustift am Walde (1890)
Daten zum Objekt

Neustift am Walde (19.), ehemalige Vorortgemeinde am Fuß des Hackenbergs, die 1890/1892 im Zuge der zweiten Stadterweiterung teils in den 18., teils in den 19. Bezirk einbezogen wurde (jetzt Katastralgemeinde).

Durch mehrere Jahrhunderte (als "Newstift" urkundlich erstmals am 24. April 1330 erwähnt) war das Gebiet in den Händen von verschiedenen Familien. 1348 wurde Neustift am Walde, das ursprünglich zu Heiligenstadt gehörte, nach Obersievering eingepfarrt. 1413 verkauften die Brüder Hans und Michael Zink den Besitz an den Pfarrer Andreas Plank aus Gars (Kanzler und Erzieher Herzog Albrechts V.), der als Begründer des Augustiner-Chorherrenstifts St. Dorothea diesem mit Zustimmung des Herzogs 1414 den Besitz einverleibte (das älteste erhaltene Gebäude stammt von 1435). Die "am Walde" gelegene "neue Stiftung" führt seither diesen Ortsnamen.

Der Bau einer Kapelle scheiterte 1473 offenbar am Einspruch des Sieveringer Pfarrers; erst 1713 entstand jenseits des Krottenbachs eine Rochuskapelle (Neustifter Kirche). 1784 wurde Neustift am Walde zur Pfarre erhoben und dieser auch Salmannsdorf eingegliedert. Als das Dorotheerkloster 1786 durch Joseph II. aufgehoben wurde, kam Neustift am Walde 1802 an das Chorherrenstift Klosterneuburg. Von den Verwüstungen der Jahre 1529, 1683 (21 Häuser wurden niedergebrannt und deren Eigentümer getötet) und 1809 konnte sich Neustift am Walde nur schwer erholen. 1728 wurde ein Schulmeister angestellt (bis dahin gingen die Kinder nach Sievering),

1786 wurde ein neues Schulhaus (mit Lehrerwohnung) errichtet (später Feuerwehrdepot). 1860 befand sich in Neustift am Walde am Sommerhaidenweg eine Alaunfabrik, die allerdings nach wenigen Jahren wegen Unrentabilität wieder aufgelassen wurde, weil sich die im Dorotheerwald angelegten Alaungruben als unergiebig erwiesen. War Neustift am Walde im Vormärz als Ausflugsziel beliebt geworden, so war es ab den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts auch als Sommerfrische begehrt. 1874 erhielt Neustift am Walde eine Poststation, 1890 begann man mit der Kanalisation (abgeschlossen 1908), 1893 erhielt Neustift am Walde eine Gasbeleuchtung und 1909 den Anschluss an die Zweite Hochquellenleitung. Der ab den 1870er Jahren verkehrende Stellwagen wurde 1908 durch den elektrischen O-Bus Neustift am Walde-Pötzleinsdorf abgelöst. Am 19. Juli 1907 wurde Neustift am Walde durch den Krottenbach ein letztes Mal überschwemmt.

Neustift am Walde wurde 1890 / 1892 nach Wien eingemeindet, und zwar vorerst in den 18. Gemeindebezirk Währing. Seit 1938 zählt Neustift größtenteils zum 19. Bezirk, Döbling; der Friedhof verblieb im 18. Bezirk.

Siegel

Der Vorort Neustift am Walde führte ein Siegel, das den heiligen Rochus mit Pilgerstab zeigt, an seiner Seite ein Hund. Umschrift: »DER · GEMEINDE · IN · NEUSTIFT · AM · WALD.[1].

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Währing.

Häuser

  • 1355: 30
  • 1385: 21
  • 1435: 24
  • 1476: 24
  • 1494: 23
  • 1590: 24
  • 1679: 24
  • 1696: 23
  • 1751: 25
  • 1757: 24
  • 1787: 31
  • 1794: 34
  • 1819: 37
  • 1822: 37
  • 1830: 38
  • 1846: 50
  • 1851: 47
  • 1858: 50
  • 1869: 62
  • 1880: 72
  • 1890: 73

Einwohner

  • 1757: 130
  • 1783: 201
  • 1794: 229
  • 1819: 257
  • 1822: 285
  • 1830: 307
  • 1846: 474
  • 1851: 393
  • 1869: 418
  • 1880: 524
  • 1890: 483
  • 1782:209

Häuserschematismen

Ortsrichter

Vergleiche Währing. Ein Heimatbuch des 18. Wiener Gemeindebezirks. Wien: Selbstverlag Währinger Heimatkunde 1923-1925, S. 412 (Liste ab 1570)

Bürgermeister

  • Matthias Wöginger (Ortsrichter 1847-1849; Bürgermeister 1849, 1859-1866)
  • Leonhardt Rath (1850-1859, 1867-1870)
  • Ferdinand Rath (1870-1876, 1879-1885)
  • Ferdinand Postl (1876-1879)
  • Leopold Rath (1885-1891) (Rathstraße)

Quellen

Literatur

  • Währing. Ein Heimatbuch des 18. Wiener Gemeindebezirks. Wien: Selbstverlag Währinger Heimatkunde 1923-1925, S. 387 ff., 412 (Ortsrichter, Bürgermeister), 415 ff. (Hausbesitzerlisten)
  • Topographie von Niederösterreich. 8 Bände. Wien: Verlag des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1877-1929. Band 7, S. 274 fT.
  • Ferdinand Opll: Alte Grenzen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1986 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 4), S. 54 f.
  • Arthur Haberlandt: Ein Winzerbrauch aus Neustift am Walde, in: Zeitschrift der österreichischen Volkskunde. 18, 1923, 1 ff.
  • Adolf Schmidl: Wiens Umgebungen. 1, 1835, S. 91 ff.
  • Hans Tietze: Die Denkmale der Stadt Wien (XI. - XXI. Bezirk). Wien: Schroll 1908 (Österreichische Kunsttopographie, 2), S. 284 f.
  • Emmerich Siegris: Alte Wiener Hauszeichen und Ladenschilder. Wien: Burgverlag 1924, S. 106
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 422
  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XVIII, Taf. L
  • Hugo Gerard Ströhl: Städtwappen von Österreich-Ungarn Wappenbuch. 2. Auflage. Wien: Anton Schroll & Co. 1904, S. 8

Bevölkerungsgeschichte

Referenzen

  1. Hugo Gerard Ströhl: Städtwappen von Österreich-Ungarn Wappenbuch. 2. Auflage. Wien: Anton Schroll & Co. 1904, S. 8