Reinprechtsdorf (Vorstadt)
48° 11' 19.40" N, 16° 21' 6.00" E zur Karte im Wien Kulturgut
Reinprechtsdorf, Vorstadtgemeinde auf dem Boden des heutigen 5. Bezirks.
Die erstmals 1270 erwähnte Ortschaft Reinprechtsdorf dürfte ein Uferzeilendorf an der Schönbrunner Straße nahe dem Hundsturm gewesen sein; der sicher ältere Ort verödete im Spätmittelalter (nach der Türkenbelagerung 1529 aufgegeben); der Name lebte nur noch in Riedbezeichnungen weiter: Nieder-Reinprechtsdorf reichte vom Platz Am Hundsturm bis zur Reinprechtsdorfer Straße; Mitter-Reinprechtsdorf ("zunächst der Gasse am Bach") südlich davon von der Margaretenstraße bis zur Siebenbrunnengasse (wo eine Viehtrift verlief); Ober-Reinprechtsdorf (auch Siebenbrunnenfeld genannt) bis zum nachmaligen Linienwall (Margaretengürtel). Die zuständige Herrschaft war Matzleinsdorf.
1730 entstanden die ersten Häuser einer neuen Vorstadt, die Reinprechtsdorf genannt wurde und nach heutigen topographischen Begriffen von Ramperstorffergasse, Margaretenstraße, Reinprechtsdorfer Straße und Schönbrunner Straße begrenzt war. Die Grundherrschaft über diese neue Vorstadt wurde 1786 beziehungsweise 1795 vom Bürgerspital an die Gemeinde Wien verkauft. Mit der mittelalterlichen Wiener Ratsbürgerfamilie Ramperstorffer hat Reinprechtsdorf (entgegen manchen Deutungen in der älteren Literatur) nichts zu tun. 1850 wurde Reinprechtsdorf als Teil des 4. Bezirks Wieden eingemeindet und 1861 dem neuen 5. Bezirk (Margareten) zugeschlagen.
Siegel
Die Vorstadt Reinprechtsdorf führte ein Grundgerichtssiegel, das den Reichsapfel aus dem kleineren Siegel des Bürgerspitals zeigt. Im Reichsapfel erscheint die Jahreszahl 1790 im oberen Teile des Siegelgrundes rechts der Buchstabe G, links der Buchstabe R [Gemeinde Reinprechtsdorf[1]]. Keine Umschrift.
Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Margareten.
Häuser
- 1766: 16
- 1778: 18
- 1783: 18
- 1790: 21
- 1796: 22
- 1840: 24
- 1851: 24
- 1857: 24
Einwohner
- 1783: 495
- 1796: 507
- 1840: 831
- 1857: 1.141
Häusernummerierungen und -schematismen
In der Vorstadt Reinprechtsdorf wurden 1770 zum ersten Mal Konskriptionsnummern vergeben, im Jahr 1795 erfolgte eine Neunummerierung (Zur Übersicht über die Phasen der Nummerierungen der Häuser [Konskriptionsnummern] in der Vorstadt siehe: Häusernummerierung). Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet.
Nummerierung 1770
- Franz de Ponty: Verzeichniß der in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien sammt dazu gehörigen Vorstädten und Gründen befindlichen numerirten Häusern. Wien: Johann Joseph Jahn 1779
- Karl Hofer: Verzeichniß der in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien samt den dazu gehörigen Vorstädten und Gründen befindlichen numerirten Häuser. Wien: Joseph Gerold 1789
Nummerierung 1795
- Verzeichniß der in der k. k. Haupt- und Residenz-Stadt Wien sammt den dazu gehörigen Vorstädten und Gründen befindlichen numerirten Häuser. Wien: Joseph Gerold 1796
- Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenz-Stadt Wien inner denen Linien befindlichen numerirten Häuser. Wien: Joseph Gerold 1798
- Joseph Johann Grosbauer: Vollständiges Verzeichniß aller in der kaiserlichen auch k. k. Haupt- und Residenz-Stadt Wien inner denen Linien befindlichen numerirten Häuser. Wien: Joseph Gerold 1805
- Joseph Johann Grosbauer: Vollständiges Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenz-Stadt Wien inner denen Linien befindlichen numerirten Häuser deren Eigenthümer, Strassen, Gässen, Plätze, und Schilder. Wien: Gerold'schen Buchhandlung 1808
- Alois Edler von Fraißl: Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien und sämmtlichen Vorstädten inner den Linien befindlichen numerirten Häuser und Plätze. Wien: Carl Gerold'sche Buchhandlung 1812
- Mathias Gutjahr: Vollständiges Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenz-Stadt Wien und ihren Vorstädten befindlichen Straßen, Gassen, Plätzen und Häusern. Wien: Gerold 1816
- Mathias Guetjahr: Vollständiges Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien und ihren Vorstädten befindlichen Straßen, Gassen, Plätze und Häuser. Wien: Gerold 1821
- Anton Behsel: Verzeichniß aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien mit ihren Vorstädten befindlichen Häuser. Wien: Gerold 1829
- Karl Ponschab: Darstellung der bei den Häusern in der Stadt und in den sämmtlichen Vorstädten Wiens einschreitenden Grundherrlichkeiten. Wien: PP. Mechitaristen 1829
- Anton Ziegler und Carl Vasquez: Die kaiserl. königl. Haupt- und Residenzstadt Wien mit ihren Vorstädten und nächsten Umgebungen. Wien: Christian Friedrich Schade 1830
- Neuester verbesserter Schema aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien und in ihren Vorstädten befindlichen Häusern. Wien: Stöckholzer von Hirschfeld 1833
- Anton Ziegler: Häuser-Schema im kaiserl. königl. Polizei-Bezirke Wieden: enthält die Vorstädte: Wieden, Schaumburgergrund, Hungelbrunn, Laurenzergrund, Matzleinsdorf, Nikolsdorf, Margarethen, Reimprechtsdorf und Hundsthurm. Wien 1837
- Neuester, verbesserter Schema aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien und in ihren Vorstädten befindlichen Häusern. Wien: Ulrich Klopf 1837ff.
- Carl Schwab: Neuer, verbesserter Häuser-Schema der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien mit ihren 34 Vorstädten, allen Neubauten und den angränzenden nahen Ortschaften. Wien: Singer und Goering 1843
- Neuester, verbesserter Häuser-Schema der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien mit allen Vorstädten, der Brigittenau, den Zwischenbrücken und den Praterhütten. Wien: Dorfmeister 1852
- Anton Ziegler: Neuester Wiener Häuser-Schema für das Jahr 1861 k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien mit sämmtlichen Vorstädten. Wien: Selbstverlag Ziegler 1861
Ortsrichter
- Johann Gullielmo (1839-1844)
Literatur
- Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 59
- Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 44 f.
- Franz Maurer: Die ehemalige Wiener Vorstadt Margareten. In: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien. Band 44. Wien: Gerold 1911, S. 37, Anmerkung 5
- Franz Maurer: Die ehemalige Wiener Vorstadt Margareten. In: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien. Band 43. Wien: Gerold 1910, S. 36 f.
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1895]). Cosenza: Brenner 1967, Band 3, S. 129
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 134
- Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. IX, Taf. D
- Anton Jung: Beschreibung und Abdruck der Grundgerichts-Siegeln sämmtlicher Vorstädte und Gemeinden der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, [Wien] 1829, S. 38
Bevölkerungsgeschichte
- Andreas Weigl: Eine Neuberechnung der Bevölkerungsentwicklung Wiens nach Bezirken 1777-1869. In: Wiener Geschichtsblätter 50 (1995), S. 219-238
- Ignaz de Luca: Topographie von Wien. Bd. 1, Wien: Thad. Schmidbauer 1794, S. 61
- Ignaz de Luca: Statistische Fragmente. Wien: C.P. Rehm 1797, S. 50
- Johann Karl: Detaillirte Darstellung der Bevölkerung der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien und der Vorstädte ... nach der letzten Conscription im Jahre 1840
- Niederösterreichische Handels- und Gewerbekammer (Hg.), Statistische Übersicht der wichtigsten Productionszweige in Oesterreich unter der Enns. Wien: L. Sommer 1855
- G.A. Schimmer: Die Bevölkerung von Wien. In: Blätter für Landeskunde von Niederösterreich 1 (1865), S. 14, 26
Einzelnachweise
- ↑ Anton Jung: Beschreibung und Abdruck der Grundgerichts-Siegeln sämmtlicher Vorstädte und Gemeinden der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, [Wien] 1829, S. 38 führt diese Buchstaben auf Vor- und Zunamen der ältesten Besitzer aus der Bürgerfamilie der Rampersdorfer zurück.