Der Begriff Stadtbuch (statpuech) bezieht sich auf einen Typus mittelalterlicher Rechtsbücher. Er wird in einer großen inhaltlichen Vielfalt verwendet. Die gesamte Breite von Aufzeichnungen des Wiener Stadtrechts ist durch diesen erfasst, von der Kodifizierung bürgerlicher Verfügungen beispielsweise das Erbe betreffend, über die Verschriftlichung von Rechtsnormen von Handwerk und Gewerbe bis hin zu Büchern, die wichtige Privilegien des Stadtherrn wie auch anderer für die Zeitgenossen wichtige Rechtsgeschäfte umfassten. Eine Systematik, welche Inhalte im jeweiligen Buch eingetragen wurden, ist nicht zu erkennen. Manchmal finden sich ähnliche Materien in unterschiedlichen Stadtbuchtypen.
Für Wien sind nach dem weiten Stadtbuchbegriff von Konrad Beyerle gemäß Ferdinand Opll im städtischen Archiv folgende Stadtbücher erhalten:[1]
- das Urbar des Wiener Bürgerspitals um 1300: WStLA, Grundbuch Bürgerspital, B6.1 - Dienstbuch A
- das Eisenbuch, angelegt bald nach 1320 (bis 1819 in unterschiedlicher Intensität geführt): WStLA, Handschriften, A1, 1: Eisenbuch
- die ab 1368 von der Stadt Wien geführten städtischen Grundbücher: WStLA, Grundbücher, Grundbuch Stadt Wien | 1368-1880
- drei Stadtrechtsbücher aus der Zeit um 1400 bzw. aus dem 15. Jahrhundert: WStLA, Handschriften, A3 und A4 sowie das Stadtrechts- oder Weichbildbuch: WStLA, Handschriften, B152
- drei Bände der „Geschäftsbücher“ mit bürgerlichen Testamenten und Verwandtschaftsnachweisen aus den Jahren 1395-1405, 1405-1419 und 1419-1430: WStLA, Handschriften, A285
- das Gültenbuch, angelegt mit Stadtratsbeschluss vom 11. November 1418 und während des gesamten 15. Jahrhunderts geführt: WStLA, Handschriften, A286
- die städtischen Rechnungsbücher, die mit einem Einzelband über die Jahre 1368 bis 1385 einsetzen (Österreichische Nationalbibliothek, Codex 14.234 Han) und ab 1424 in Jahresbänden (mit Lücken) im Wiener Stadt- und Landesarchiv überliefert sind: WStLA, Oberkammeramt, B1/1. Reihe
- das Handwerksordnungsbuch, das Stadtschreiber Ulrich Hirssauer 1430 anlegte, worin sich Ordnungen ab 1368 bis ins 16. Jahrhundert finden: WStLA, Handschriften, A97.1
- das nicht im Original überlieferte „Copey- bzw. Registraturbuch“ mit Urkundenabschriften (ursprünglich 2 Bände):
- Band 1 (1440-1453): teilweise Überlieferung in: Adam Franz Kollár: Analecta monumentorum omnis aevi Vindobonensia II. Wien: Trattner 1762 (ÖNB): im Kapitel S. 827–1404 hat Kollár neben anderen Quellen Auszüge aus dem ersten Band des Copey-Buches verwendet (Quellenangabe "Publicorum Actorum Commentarii Civitatis Vindobonensis")
- Band 2 (1454-1464): Hartmann Josef Zeibig [Hg.], Copey-Buch der gemainen Stat Wienn, 1454-1464 (Fontes rerum Austriacarum 2/7). Wien: Hermann Böhlaus Nachfahren 1853 (Bayerische Staatsbibliothek): Edition einer im 18. Jahrhundert angefertigten Abschrift
Literatur
- Konrad Beyerle: Die deutschen Stadtbücher. In: Deutsche Geschichtsblätter. Monatsschrift zur Förderung der landesgeschichtlichen Forschung XI (1910), S. 145-200
- Peter Csendes: Eine wiederentdeckte Handschrift des Wiener Stadtrechtsbuchs. In: Studien zur Wiener Stadtgeschichte. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien, Band 54 (1998), S. 19-28
- Ferdinand Opll: Das Wiener Eisenbuch, Zum Quellentypus und den im Zuge der Restaurierung neu gewonnenen Erkenntnissen. In: Ferdinand Opll [Hg.]: ...daz si ein recht puech solten haben... Kodikologische, kunsthistorische, paläographische und restauratorische Analysen zum Wiener Eisenbuch (14. - 19. Jahrhundert). Innsbruck / Wien: Studien-Verlag 2010 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 53), S. 145-165
Einzelnachweise
- ↑ Opll, Eisenbuch S. 149-151