Venedig in Wien

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Ausschnitt aus dem Situationsplan von "Venedig in Wien" (1895)
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Theater
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1894
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1945
Benannt nach
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  3337
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Theater, Prater
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 4.07.2024 durch WIEN1.lanm09buc
BildnameName des Bildes WStLA Pläne und Karten Sammelbestand P5 6223 Ausschnitt.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Ausschnitt aus dem Situationsplan von "Venedig in Wien" (1895)
  • 2., Prater

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48° 12' 58.51" N, 16° 23' 44.53" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Venedig in Wien (2., Volksprater).

Theaterdirektor Gabor Steiner hatte 1894 den von der Londoner Gesellschaft "The Assets Realisation Company" 1891 erworbenen im Prater gelegenen Kaisergarten (der seither Englischer Garten hieß) gepachtet.

Fünf Ansichten von „Venedig in Wien“
Ein „japanischer“ Umzug in Venedig in Wien (um 1901)

1894 wurde in der Londoner Olympiahalle "Venice in London" präsentiert. Dies diente Steiner wohl als Anregung, er ließ im Kaisergarten nach Plänen von Oskar Marmorek unter Mitarbeit des Malers Ferdinand Moser eine Theater- und Vergnügungsstadt errichten, die am 22. Mai 1895 eröffnet wurde.[1] Auf rund 50.000 Quadratmetern Fläche wurde eine solide, kunstvolle Nachbildung venezianischer Bauwerke und mit Gondeln befahrbarer Kanäle präsentiert. In "Venedig in Wien" waren über 2.000 Mitarbeiter beschäftigt. Neben Kaufläden, Restaurants, Cafés, Champagner-Pavillons, Heurigen und Biergärten boten zahlreiche Bühnen ein sehr abwechslungsreiches Programm: Konzerte, Wiener Lokalpossen, französische Lustspiele, Ausstattungsoperetten, Revuen, Ballette, großes internationales Varieté, Kabarett und Ringerturniere.

Die wichtigsten Bühnen waren das 1898 eröffnete Sommertheater (Operette), die für rund 4.000 Besucher ausgelegte, 1903 eröffnete Olympia-Arena (Spektakelstücke) sowie ab 1905 die Parisiana (Salonkomödien). Die großen Meister der Wiener Musik Johann und Josef Strauß, Carl Michael Ziehrer, Josef Hellmesberger der Jüngere, Edmund Eysler, Franz Lehár, Oscar Straus und viele andere traten hier auf. Auch Erstaufführungen wie beispielsweise Ziehrers "Die Landstreicher" und "Manöverkinder" wurden in "Venedig in Wien" gespielt. Am 7. Juli 1905 wurde auch Ziehrers Operette "Fesche Geister" ebendort uraufgeführt.

Zahlreiche Operettenstars, Schauspieler, Volkssänger, Charakter- und Gesangskomiker der damaligen großen Theaterzeit waren zu sehen, darunter Annie Dirkens, Hansi Führer, Fritzi Massary und Mizzi Zwerenz, Franz Glawatsch, Ludwig Gottsleben und Richard Waldemar.

"Venedig in Wien" war gewissermaßen ein Vergnügungspark im Vergnügungspark, stand aber in Konkurrenz zum Volksprater.

1897 ließ Steiner im Rahmen einer Ausstellung internationaler Erfindungen im "Venedig in Wien"-Gelände das 65 Meter hohe Riesenrad von der englischen Firma Basset in einer Bauzeit von 8 Monaten errichten. Bis 1914 fanden immer wieder größere Um- und Neubauten für wechselnde Präsentationen statt, um das Publikum mit neuen Attraktionen zum Besuch zu animieren:

  • 1901 die "Internationale Stadt" (mit spanischen, ägyptischen und japanischen Straßenbildern)
  • 1902 die "Blumenstadt"
  • 1903 die "Elektrische Stadt"
  • 1905 wurde ein künstlicher See (Fläche 4000 Quadratmeter) angelegt (der nach einigen Jahren in einen Rollschuhplatz umfunktioniert wurde).
  • 1909 wurde auf dem Terrain von "Venedig in Wien" die neben dem Riesenrad gelegene "American Scenic Railway" eröffnet (Hochschaubahn).

1912 musste Steiner infolge eines Konkurses des riesigen Unternehmens die Direktion zurücklegen. In der Folge wechselten die Direktoren häufig und das Unternehmen war wirtschaftlich mäßig erfolgreich.

Die letzte Präsentation vor dem Ersten Weltkrieg war, aus Anlass der Jahrhundertfeier des Wiener Kongresses, die Ausstellung "Alt-Wien 1814", eine Darstellung der Basteien und Tore sowie einzelner alter Wiener Gebäude, wie das alte Burgtheater. 1916/1917 folgte eine Kriegsausstellung, bei welcher die Besucherinnen und Besucher in einem nachgebildeten Schützengrabensystem herumspazieren konnten.

Kriegsaustellung 1916/17: Plan des Nachbaus einer Frontsituation mit Schützengräben, Stacheldrahtverhauen und Feldbäckerei
Ankündigung des geplanten, aber nicht durchgeführten "Doppel-Walküren-Zahnflugs" von Mizzi Kindl und Partner im Wiener Vergnügungspark (August 1919)
Planskizze des Hippodroms im Wiener Vergnügungspark. Es sollte 1921 südlich des Riesenrades neben der Hochschaubahn errichtet werden.

Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde das Areal von Emmerich Waldmann und Hugo Fürst reaktiviert und weiterhin mit wechselnden Attraktionen, wie einer Höhlenbahn und diversen artistischen Veranstaltungen bespielt. Die Vergnügungsanlage hieß seit 1919 nunmehr "Wiener Vergnügungspark". 1945 brannte das gesamte Areal bis auf das Riesenrad ab.

Siehe auch: Venediger Au.

Schauspielerinnen und Schauspieler

Im Wien Geschichte Wiki gibt es 9 Einträge von Personen, die im Venedig in Wien engagiert waren.

BildName des BildesNameBerufBerufGeburtsdatumDatum der GeburtSterbedatumSterbedatum
Josef ArminTextautor
Schauspieler
4 August 185825 Mai 1925
Ludwig GottslebenSchriftsteller
Schauspieler
24 November 183626 Februar 1911
Eduard LunzerBühnenschriftsteller
Schauspieler
6 Oktober 184319 Oktober 1913
Fritz LunzerSchauspieler
Bühnenschriftsteller
19 Oktober 187716 März 1940
Fritzi MassarySchauspielerin
Sängerin
21 März 188230 Januar 1969
Anton MatschegSchauspieler5 Juni 185824 Dezember 1929
Leopold NatzlerSchauspieler
Komponist
17 Juni 18603 Januar 1926
Siegmund SteinerSänger
Schauspieler
8 Januar 185416 September 1900
Karl TuschlSchauspieler
Regisseur
14 Oktober 185821 November 1943

Quellen

Literatur

  • Führer durch die Ausstellung "Venedig in Wien", Mai-Oktober 1895. 1895
  • Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien, München: Jugend & Volk 1974 (Wiener Heimatkunde), S. 152 ff.
  • Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater einst und jetzt. Leipzig / Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1935, S. 206 ff.
  • Hans Pemmer: Schriften zur Heimatkunde Wiens. Festgabe zum 80. Geburtstag. Hg. von Hubert Kaut. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1969 (Wiener Schriften, 29), S. 85 f.
  • Norbert Rubey / Peter Schoenwald: Venedig in Wien. Theater- und Vergnügungsstadt der Jahrhundertwende. Wien: Ueberreuter 1996
  • Ursula Storch: Das Pratermuseum. 62 Stichwörter zur Geschichte des Praters. Wien: Eigenverlag 1993, S. 64 ff.
  • Paul S. Ulrich: Wiener Theater (1752–1918). Dokumentation zu Topographie und Repertoire anhand von universalen Theateralmanachen und lokalen Theaterjournalen. Mit einem Überblick zu Zeitungen mit Theaterreferaten und deren Referenten. Wien: Hollitzer 2018 (= Topographie und Repertoire des Theaters 1), S. 55

Einzelnachweise