Flottenvereinskino

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Eingangsbereich des Flotten Kinos in der Mariahilfer Straße (um 1953)
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Kino
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1913
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 2002
Benannt nach
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  57839
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Kiba, Robert Kotas
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BildnameName des Bildes Flotten Kino.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Eingangsbereich des Flotten Kinos in der Mariahilfer Straße (um 1953)
  • 6., Mariahilfer Straße 87

Frühere Adressierung
  • Flottenvereinskino (1913, bis: 1952)
  • Flotten Kino (1953, bis: 2002)
  • Flotten Center (1953, bis: 2002)

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48° 11' 50.96" N, 16° 20' 53.83" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Eingang des Flottenkinos (um 1974)
Kinosaal im Flottenkino
Kassabereich des Flottenkinos
Kinosaal im Flottenkino (um 1974)
Kinosaal im Flottenkino (um 1974)
Flotten-Center (Herwig Jobst, 1980)

Das Flottenvereinskino (auch Flotten Kino beziehungsweise Flotten-Center Kino, 6., Mariahilfer Straße 87) wurde 1913 gegründet und hatte 1914 einen Fassungsraum von 797 Personen, 1922 für 800 Personen und 1934 hatte es Kapazitäten für 780 Personen. 1929 wurde der Tonfilm eingeführt. Im Jahr 2002 wurde es geschlossen.

Erste Jahre

Das Flottenvereinskino wurde 1913 gegründet. Die ursprüngliche Platzzahl wurde noch vor der Eröffnung des neuen Mariahilfer Kinos mit 797 Plätze festgelegt, 1922 waren rund 800 Personen im Saal erlaubt, 1934 reduzierte sich die erlaubte Besucherzahl erneut auf 780 Personen. Doch obwohl das Kino damit zu den größeren des Bezirks zählte, kam es in den folgenden Jahren immer wieder zu Problemen wegen Überfüllung und zu damit einhergehenden Anzeigen beim Magistrat.

Kinoeigentümer war von 1913 bis 1928 an der 1872 in Ismael (damals Bessarabien, heute Russland) geborene Architekt Julius Goldschläger. Die Konzession für das Kino lag ab 1913 beim „Österreichischen Flottenverein“. Am 4. Dezember 1919 wurde ein Antrag vom Bezirksvorsteher des 6. Bezirks gestellt, welcher dazu aufforderte, die Kinolizenz an den „Zentralen Verband der deutsch-österreichischen Kriegsbeschädigten“ zu verleihen, der Antrag wurde jedoch abgelehnt, und der „Österreichische Flottenverein“ blieb Lizenzinhaber bis 1926, ehe ihm in diesem Jahr der „Pestalozziverein für Kinderschutz und Jugendfürsorge“ folgte.

Reservelazarett im Ersten Weltkrieg

Während des Ersten Weltkriegs wurde das Gebäude als Spital für verwundete Soldaten genutzt, sodass der Notausgang des Kinos, welcher Richtung Esterházygasse zeigte, in dieser Zeit als Eingang für das Spital verwendet wurde. Vom 17. Dezember 1915 bis zum 17. Januar 1916 fanden hier zudem Aufführungen von Karl Vollmöllers „Mirakel“ statt, die die Kriegsfürsorgeorganisation „Schwarz-gelbes Kreuz“ zugunsten von Kriegsinvaliden initiiert hatte.

Zwischenkriegszeit

1921 erhielt das Kino im Tiefparterre des Gebäudes einen eigenen Kaffeehausbetrieb. 1923 kam es zu einem kleineren Brand im Kino, der nach Angaben des Feuerwehrkommandos der Stadt Wien durch einen Riss im Film ausgelöst wurde, welcher zuvor mit einer nicht sachgemäß ausgeführten Klebestelle korrigiert worden war. Auch wenn es keine Verletzten gab, wurde der Kinoeigentümer Julius Goldschläger zu strengeren Brandschutzmaßnahmen in seinem Betrieb aufgefordert.

Ab 1928 pachtete die Kommanditgesellschaft Holzer & Sekyra das Kino: Johann Holzer war von 1910 bis 1913 Lizenzinhaber des „Kino Stiller“ auf dem Neubaugürtel 25 (auch: „Holzers Kinematograph“) und ab 1919 von dessen Nachfolgekino „Abbazia Kino“ auf dem Neubaugürtel 15 gewesen; sein Kompagnon Sekyra hatte das „Abbazia Kino“ erbaut und übernahm nun erneut mit Holzer gemeinsam ein Wiener Kino. Kommanditen waren August Vinciquerra, Georg Amfalden sowie von 1929 bis 1935 die Hugo Engel G.m.b.H., die ab 1926 auch Mitbesitzerin des Elite Kinos war.

1929 wurde der Tonfilm eingeführt.

In den Jahren 1936 und 1937 wurde das Kino an Sonntagen mehrmals von der „Fachgruppe für technische Volksbildung“ für Sonderveranstaltungen gemietet, wobei die gezeigten Programme vom Veranstalter selbst beigestellt wurden. Gezeigt wurde am 25. Oktober 1936 das Programm „Deutsches Volk zur See“ („Ein neues Schiff“, „Gorch Fock“, „Die biologische Seestation in Kiel“, „Der VI. Teil der Sommerolympiade in Berlin“ und die „Bavaria-Wochenschau 42“) sowie die obligatorische Wochenschau der Zeit, „Österreich in Bild und Ton“. Am 15. November 1936 folgte das Programm „Deutsches Volk als Pionier“ („Eroberung der Luft“, „Bezwingung des Materialtodes“) sowie der „Uraniafilm“ „Nanga Parbat“ aus dem Verleih Hugo Engel). Am 6. Dezember 1936 präsentierte der Verein das Programm „Jugend in Sonne und Schnee“ („Sonne und Schnee über Deutschland“, „Winterfreuden in der Steiermark“, „Wien, die Wiege des Eis-Kunstlaufes“ und „Jugend der Welt“). Am 24. Jänner 1937 folgte das Programm „Wehr und Waffen“ („Die Front in Flandern nach 15 Jahren“, „Das Grabmal des unbekannten Soldaten“, „Die kriegstechnische Ausbildung des österreichischen Heeres“, „Husaren der See“, „Waffenträger der Nation“), am 7. März 1937 präsentierte der Verein eine Reihe von „Kulturfilmen“ („Von Wald zur Straßendecke“, „Kampf mit dem Moor“, „Steine geben Brot“, „Deutscher Wald - Deutsches Holz“, „Um das blaue Band der Schienen“, „Wenn einer eine Reise tut …“), am 14. März 1937 eine „Kultur Film Matinee“ mit „Wasser hat Balken“, „Helgoland“ sowie der österreichischen und der Bavaria-„Ton-Woche“. Ebenfalls „Kultur Film Matineen“ folgten am 21. März (neben Wochenschauen gezeigt wurden „Große Stadt im engen Tal“, „Vom Uhu und anderen Geschichten der Nacht“, „Kleiner Film von einer großen Stadt“, „Eine Fliege ist ins Glas gefallen“ und „Du und die Sterne“) und am 4. April 1937 (der Hapag-Film „Mit der Hamburg-Amerika-Linie rund um die Welt“ sowie die Wochenschauen des Abendprogramms). Am 4. April 1937 folgte abends eine Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten des „Ersten evangelischen Unterstützungsvereines für Kinder“. Gezeigt wurde der UFA-Film „Schloss Hubertus“, eine Ludwig-Ganghofer-Verfilmung in der Regie von Hans Deppe.

Nachkriegsjahre

Kinopublikum und Passanten vor dem Eingang des Flottenvereinskino; oberhalb des Eingangs ein Filmplakat zum Film "Die Glocken von St. Marien", 1948

In den Fünfzigerjahren wurde das Kino, das zu diesem Zeitpunkt der "Kiba" Kinobetriebsanstalt Gesellschaft m.b.H. gehörte, von Robert Kotas umgestaltet und am 10. September 1953 unter Anwesenheit des damaligen Präsidenten der KIBA, Stadtrat Josef Afritsch, feierlich eröffnet. Kotas hatte, so die Presseberichte zur Neueröffnung, besonders auf die Klangwirkung und auf bequeme Sitzgelegenheiten Bedacht genommen sowie die Front des Kinos und das Foyer mit dem Büffet modernisiert; und das „Flotten Kino“ hatte nun eine moderne Klima- und Beheizungsanlage. Darüber hinaus wurde die Bar, die zum alten Kino gehört hatte, mit ihren 250 Plätzen zur ersten Wiener „Kulturfilmbühne“ umgewandelt.

Ende 1953 begann man auch in diesem Kino mit Modeschauen vor den Filmvorführungen, eine Neuerung, die dazu dienen sollte, die Beliebtheit der Wiener Kinos zu steigern. Im Flotten Kino hatte man aus diesem Anlass im November eine Abstimmung anlässlich der letzten Vorstellung des Films Gegenspionage mit Gary Cooper abgehalten. Die Besucherinnen und Besucher stimmten dabei auf Frage „Wünschen Sie die Vorführung einer Modeschau?“ mit 606 Stimmen für das Abhalten von Modeschauen (103 waren dagegen, 26 Zettel waren ungültig, 40 Zettel wurden nicht abgegeben).

1954 wurde mit dem „Studio 1“ im Flotten Kino ein früher Versuch der KIBA gestartet, in Wien ein „Art-Kino“ zu schaffen. Der kleine Sondersaal hatte rund 200 Plätze und wurde von der Leiterin der ebenfalls gemeindeeigenen „Urania“, Hilde Hannak, programmiert. Gezeigt werden sollten Reprisen und anspruchsvolle Filme, zudem gab es bei manchen Filmen Diskussionen im Sinne der „Kino- und Jugendreformer“ der 1950er Jahre, um die als „zu unmittelbar und unberechenbar geltende Wirkung von Filmen auf Jugendliche zu brechen und einen Reflexionsprozess in Gang zu setzen“. Die Gestaltung hatte auch hier Robert Kotas übernommen, der die Studio-1-Räume ganz in Schwarz-Weiß einrichten ließ, während das restliche Kino ein anderes Farbkonzept hatte. Die Farbgebung „rekurrierte neben der Feierlichkeit, Strenge und Weltabgewandtheit […] vor allem auf die lange Zeit dominante Vorstellung, wonach die ,Filmkunst‘ bereits in der Stummfilmzeit ihren künstlerischen Zenit erreicht hätte“. Das Projekt hielt sich hier bis 1968, ehe das „Studio 1“ in die Urania umzog und bald darauf schloss.

Bis zuletzt zählte das Flotten Kino zu den anspruchsvollsten Kinos der Stadt. 1974, von der Kiba völlig neu gestaltet und als „Flotten-Center“ zu einem der ersten Mehrsaalkinos.[1] Es konnte jedoch zuletzt gegenüber Künstlerhauskino, Urania-Kino oder Stadtkino nicht mehr bestehen.

2002 wurde das „Kinocenter“ mit einer Vorstellung von Peter Bogdanovics „Die letzte Vorstellung“ geschlossen und das Kino nach knapp 80 Jahren mit einer „Leichenfeier“ verabschiedet.

Heute befinden sich dort je eine Filiale von „Hofer“ und „Mac Donald’s“ sowie das Gesundheitszentrum Wien-Mariahilf der Wiener Gebietskrankenkasse.

Fassungsraum

Siehe auch: Kino

Quellen

Literatur

  • Werner Michael Schwarz: Kino und Kinos in Wien. Eine Entwicklungsgeschichte bis 1934. Wien: Turia & Kant 1992, S. 222

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Umbaukosten: 15 Mio. Schilling, vgl. Fischmann 1982, S. 9.