Lauberhaus
48° 12' 23.86" N, 16° 22' 15.92" E zur Karte im Wien Kulturgut
Lauberhaus (1., Kärntner Straße 14 [vorher 20], Kupferschmiedgasse 1, Neuer Markt 1, Konskriptionsnummer 1049).
Hier standen ursprünglich drei Gebäude:
Haus A "Lauberhaus"
Haus A war das größte der drei Gebäude und erstreckte sich von der Kärntner Straße bis zum Neuen Markt. Am 20. April 1414 wird es zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die damalige Benennung als "Ziegelhaus" gibt einen Hinweis auf seine solide Bauart. An der Wende zum 16. Jahrhundert verfügte seine Besitzerin, dass das Haus nach dem Tod ihrer Geschwister sowie deren Kinder zu drei Wochenmessen bei St. Stephan gewidmet werden solle. Da die Erben jedoch weder das Haus instand hielten noch Stadtsteuern und Gebühren zahlten, bat der Kirchmeister von St. Stephan um eine Schätzung des Gebäudes. Die nächsten Erben, zu denen auch Waldburga, die Frau des Ratsherren und späteren Bürgermeisters Wolfgang Treu gehörte, wollten jedoch nicht auf das Haus verzichten. Schließlich kam es zu einem Vertrag, wonach das Haus aufgrund seiner Bewertung im Jahr 1513 um 575 Pfund verkauft wurde. 300 Pfund wurden daraufhin zur Ausrichtung der drei Messen angelegt, 20 zum Bau von St. Stephan verwendet und 24 der Stadt überlassen (für Stadtsteuer, Gebühren und für die Eintragung ins Grundbuch). Der Rest von 220 Pfund Wiener Pfennig wurde den Erben ausbezahlt.
Um 1600 fiel das Haus, das seit 1596 meist Apothekern gehörte, vor allem durch sein Aussehen auf: Es hatte weit vorspringende Gitterfenster, ein ebenso vorspringendes Dach sowie zwei Aufzugslöcher und eine hölzerne Laube, unter der Krämer und Händler ihre Waren verkauften. Zu dieser Zeit befand sich auch die Hofapotheke "Zum (schwarzen) Mohren" ("Ad nigrum hominem") im Haus, die 1602 auch von dessen Besitzer Peter Pesster erworben wurde. Pessters Witwe heiratete später den Apotheker August Bartholomäus Schlezer, den sie 1611 ins Grundbuch eintragen ließ. 1612 kaufte er die Apotheke "Zum goldenen Hirschen" am Graben. Da er nicht zwei Apotheken gleichzeitig leiten oder besitzen durfte, übergab er die Apotheke "Zum schwarzen Mohren" Johann Georg Soldinus. Soldinus wurde beschuldigt, den Titel "Hof- und Landschaftsapotheker" erschlichen zu haben und musste sich verpflichten, diesen abzulegen. Weil er sich nicht daran hielt und auch gegenüber der Universität nicht kooperativ war, wurde die Apotheke am 27. Februar 1614 gesperrt.
August Bartholomäus Schlezer blieb jedoch Besitzer des Hauses, das er seinem Sohn, dem Ratsherren und Stadtoberkämmerer Bartholomäus Schlezer, hinterließ. 1722 kaufte es der Apotheker Johann Friedrich Günther von Sternegg.
Haus B
Das in der Kärntner Straße liegende und seitlich an das Haus A angrenzende Haus B wird 1420 erstmals urkundlich erwähnt. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts scheiterte der Verkauf des Gebäudes, da niemand den Schätzwert von 260 Pfund zahlen wollte. In der Folge wurde es 1522 um 224 Pfund verkauft, erzielte jedoch bei einem weiteren Besitzerwechsel im selben Jahr 310 Pfund! Nachdem der neue Eigentümer verschuldet gestorben war, wurde das Haus auf 500 Pfund geschätzt und konnte im Jahr 1541 sogar um 540 Pfund verkauft werden. Nach 1549 verstarb sein damaliger Besitzer noch minderjährig. Da sich jedoch nur Verwandte mütterlicherseits als Erben meldeten, kam die andere Hälfte in den Besitz der Stadt Wien, wurde aber aufgrund eines Vergleiches den Eigentümern der anderen Hälfte überlassen. Am 7. Februar 1722 wurde das Gebäude von Johann Friedrich Günther von Sternegg erworben.
Haus C
An die Rückseite des Hauses B grenzte das Haus C, das am Neuen Markt lag und der Philipp- und Jakob-Kapelle im Kölner Hof grunddienstbar war (vier Schilling jährlich am Michaelstag). 1414 wird es zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Am 1. März 1642 überschrieben es die damaligen Besitzer gegen ein Darlehen von 3000 Gulden einem Gläubiger. Da sie das Geld nicht zurückzahlen konnten, suchte der Gläubiger um gerichtliche Exekution an und gewann den darauffolgenden Prozess, der am Ende gegen die Erben der ehemaligen Eigentümer geführt wurde. Johann Friedrich Günther von Sternegg kaufte das Haus am 27. September 1722.
Umbau nach 1722 "Lauberhaus"
Laut Wilhelm Maximilian Kisch wurden die Häuser A-C 1710 zu einem Dreifrontenhaus verbaut. Dies kann jedoch nicht stimmen, da diese bis 1722 unterschiedliche Besitzer hatten. Im neuen Gebäude war weiterhin die Hofapotheke untergebracht, die sich zuvor in Haus A befunden hatte. Die ehemalige hölzerne Laube, unter der Krämer und Händler ihre Waren feilboten, wurde durch einen steinernen Laubengang ersetzt, auf dem sich im ersten Stock eine Terrasse befand. Im Laubengang befand sich neben anderen Geschäften die älteste Tierhandlung der Stadt.
Johann Friedrich Günther von Sternegg hinterließ (Testament vom 28. September 1737) Haus und Apotheke seinem Sohn Josef, der jedoch schon 1744 starb. Am 5. Mai dieses Jahres wurde die Apotheke um 95.000 Gulden an die Hofkammer verkauft. Der hohe Kaufpreis ergab sich durch die großen Vorräte. In der Folge wurde die Hofapotheke in die Stallburg verlegt. 1809 erwarb es der Apotheker Ignaz Rebhann, der hier die Apotheke "Zum Salvator" betrieb. Das vierstöckige Haus wurde 1894 demoliert.
Neubau 1895/1896
1895/1896 wurde ein Neubau nach Plänen von Karl König errichtet. Dieser stand auf einer Grundfläche von 581 Quadratmetern und zeichnete sich durch seine hellen Räume aus. Die Häuserkataster von 1905 und 1911 weisen Wilhelm Zierer als Eigentümer aus (siehe auch Ziererpalais). 1931 erwarb es die "Allgemeine Versicherungs AG Anker".
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges (11. April 1945) brannte das Haus in den Stockwerken vollständig aus. Während die ebenerdigen Geschäftsräume der Firma Pawlata (Wohnkunst und Wohnungsgeräte) schon bald repariert werden konnten, glich die Wiederherstellung des übrigen Hauses, die 1955 beendet wurde, einem Neubau.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
- Apotheke "Zum schwarzen Mohren" / Hofapotheke / "Zum Salvator"
- Tierhandlung
- Firma Pawlata (Wohnkunst und Wohnungsgeräte)
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 6, 1. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 24-30