Paulus Manker

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Manker, Paulus
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  33943
GNDGemeindsame Normdatei 122147065
Wikidata Q85720
GeburtsdatumDatum der Geburt 25. Jänner 1958
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum
SterbeortSterbeort
BerufBeruf Schauspieler, Regisseur, Autor
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Theater, Film, Fernsehen, Burgtheater (Institution), Burgtheatergalerie, Volkstheater (Institution), Ronacher, Schauspieler, Schriftsteller, Autor, Wiener Festwochen, Ronacher, Film
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 18.10.2024 durch WIEN1.lanm08trj


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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Romy, Beste Regie (Verleihung: 1990)
  • Nestroy Publikumspreis (Verleihung: 2010)


Paulus Manker, * 25. Jänner 1958 Wien, Schauspieler, Regisseur, Autor.

Biographie

Paulus Manker wurde 1958 als Sohn der bekannten Schauspielerin Hilde Sochor und des ebenso bedeutenden Theaterdirektors, Regisseurs und Bühnenbildners Gustav Manker in Wien geboren. Er studierte am Max Reinhardt Seminar bei Susi Nicoletti Schauspiel und Regie. Noch während des Studiums erhielt er erste Rollen am Burgtheater.

Seine Karriere entwickelte sich von Beginn an parallel am Theater und im Film. 1979 wurde er von Horst Zankl für Arthur Schnitzlers "Komödie der Verführung" engagiert und im selben Jahr spielte er den Sigurd Leuwen in Michael Hanekes Film "Lemminge". Es folgten zahlreiche Engagements. Unter anderem spielte er im Rahmen der Wiener Festwochen 1980 in der szenischen Aufführung von Karl Kraus "Die letzten Tage der Menschheit", ging dann im selben Jahr an das Schauspielhaus Frankfurt, 1982 ans Thalia Theater in Hamburg und 1983 an das Münchner Residenztheater. Dort lernte er Peter Zadek kennen, der ihn für die kommenden Jahre in sein Stammensemble integrieren sollte. Parallel spielte er fast jedes Jahr in einem Film mit. 1980 war er Teil der Besetzung für Franz Novotnys Kultfilm "Exit – Nur keine Panik" über das Wien der ausgehenden 1970er Jahre. Es folgte 1982 die Jelinek-Verfilmung "Die Ausgesperrten", 1983 Alexander Kluges "Die Macht der Gefühle" und 1984 wieder unter Michael Haneke "Wer war Edgar Allan?". Rasch fand er sich auch an der Seite internationaler Größen wieder wie Michel Piccoli in Luc Bondys Schnitzler-Verfilmung "Das weite Land" von 1987.

1986 wurde er unter der Ägide Peter Zadeks im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg fixes Ensemble-Mitglied. Dort brillierte er sowohl in neuerem Theater, wie Joshua Sobols Stück "Weiningers Nacht" oder Wedekinds "Lulu", als auch in klassischen Shakespeare-Aufführungen.

Kurz zuvor begann Manker seine Regietätigkeit zu entwickeln, als Michael Haneke ihn 1985 als Regieassistent für den Film "Fraulein − Ein deutsches Melodram" engagierte. Seinen eigenen Film "Schmutz" präsentierte er noch im selben Jahr erfolgreich am Moscow Film Festival in der damaligen UdSSR und bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes. In diesem Film erzählt er die Geschichte eines ordnungsliebenden Wachmannes und zeigt, wie rasch Ordnung, die Gewalt benötigt, um sich zu realisieren, im Faschismus endet. Das mehrfach ausgezeichnete Werk war so erfolgreich, dass Thorsten Becker es in einen Roman umsetzte.

Seine Filmkarriere sollte sich konstant entwickeln. 1988 inszenierte er das von ihm zuvor in Hamburg unter Zadek gespielte Stück "Weiningers Nacht" am Volkstheater in Wien und setzte es im selben Jahr filmisch um. 1992 folgte "Das Auge des Taifun", eine Dokumentation über die deutschen Kult-Band "Die Einstürzenden Neubauten" und 1995 realisierte er mit "Der Kopf des Mohren" ein Drehbuch von Michael Haneke. Darin trat übrigens der bekannte Bühnenschauspieler Gert Voss in seiner ersten Filmrolle auf. Nach seinem großen Dokumentarfilm über den Architekten Hans Hollein im Jahr 1996 verlagerte er sich zunehmend auf das Genre des Kurzfilms, im Rahmen dessen er auch 2004 ein filmisches Porträt seiner Mutter Hilde Sochor zu deren achtzigsten Geburtstag produzierte.

Als Filmschauspieler ging Manker ähnliche Wege. Er spielte 1994 den Organisten in "Schlafes Bruder" unter der Regie von Joseph Vilsmaier, 1998 den Momus in Hanekes Kafka-Verfilmung "Das Schloss", 1999 neben Juliette Binoche den Perrin in "Code: unbekannt" oder 2006 die Figur des obdachlosen Trinkers Franz Kallmann in Michael Glawoggers "Slumming". Daneben war er auch in Fernsehproduktionen wie "Kommissar Rex" (2000) oder "Tatort" (2012) zu sehen. Zuletzt zeigte er sein schauspielerisches Vermögen sehr eindrucksvoll als Psychologe von Jack Unterweger in Elisabeth Scharangs "Jack" 2015.

1990 wurde Manker von Claus Peymann in das Ensemble des Burgtheaters aufgenommen. Er spielte dort unter Peymann und Zadek mit Größen wie Gert Voss, Eva Mattes oder Karlheinz Hackl und inszenierte auch selbst, unter anderem 1996 Brechts "Dreigroschenoper". Zur selben Zeit entstand in Zusammenarbeit mit dem israelischen Autor Joshua Sobol, dessen Stücke er zehn Jahre zuvor in Hamburg gespielt hatte, sein größtes Erfolgsprojekt. Zwischen theatraler Inszenierung und schonungsloser Performance unter Einbeziehung der Zuseherinnen und Zuseher angesiedelt, schufen beide mit "Alma − A Show Biz ans Ende" ein Kultstück über Alma Mahler-Werfel und deren Männerfreundschaften, das über 20 Jahre in mehr als 470 Aufführungen entlang Alma Mahlers Lebensweg auf über drei Kontinenten gespielt wurde. Manker übernahm selbst dabei die Rolle Oskar Kokoschkas.

Mankers Fokus auf die Integration des Publikums zeigte sich auch an seiner im Ronacher 2000 inszenierten Cyber-Show "F@lco" über den gleichnamigen Popstar, deren Bühne entlang der Form des At-Zeichens geschaltet wurde und so die Zuseherinnen und Zuseher wie in einem Rockkonzert in die Aufführung einzubinden vermochte. Mit Joshua Sobol arbeitete er dann 2003 in Israel an der Uraufführung von dessen Stück "iWitness" über den vom NS-Regime ermordeten Kriegsdienstverweigerer Franz Jägerstätter mit dem Aktualitätsbezug zu israelischen Soldaten, die den Dienst in den besetzten Gebieten verweigert hatten. Er kooperierte auch mit Christoph Schlingensief entlang dessen Projekt "Ausländer raus! Schlingensiefs Container" und inszenierte nebst seiner beständigen Arbeit an "Alma" erfolgreich auf verschiedenen Bühnen zwischen Wien und Hamburg.

Nach längerer Bühnenpause spielte er 2010 neben Sunnyi Melles den Theseus in der Salzburger Festspiel-Aufführung von Racines "Phädra". Daneben konzentrierte er sich auf das Schreiben und publizierte im selben Jahr eine Reminiszenz an das Leben und Arbeiten seines Vaters Gustav Manker sowie ein Jahr darauf eine Biographie von Walter Bruno Iltz, dessen Nachlass er gefunden hatte. Richard Wagners zweihundertsten Geburtstag nahm Manker 2013 zum Anlass, mit seinem Performance-Drama "Wagnerdämmerung" ein Gesamtkunstwerk zu schaffen, das von einer großen Ausstellung bekannter zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler begleitet wurde. Darunter befanden sich unter anderen Hans Hollein, Mara Mattuschka, Hermann Nitsch, Katharina Razumovsky etc. Zuletzt veröffentlichte er nach dem Ende der "Alma"-Aufführungen eine große Retrospektive auf seine Arbeit an diesem Stück mit dem 2016 erschienenen "Alma Mahler Album".

Generell gilt Paulus Manker als ein Künstler, der stets Grenzen gezielt und radikal für die Wirkung seiner Rollen, Stücke oder Filme zu überschreiten wusste und − mehrere Theaterskandale, politische Interventionsversuche und Gerichtsklagen zeugen davon − auch vor extremen Umsetzungen seiner künstlerischen Visionen nicht zurückscheute. Das Mittel seiner Wahl ist stets die Provokation gewesen.

Publikationen (Auswahl)

  • Paulus Manker: Das Alma Mahler Album. Wien: Brandstätter 2016
  • Paulus Manker: Enttarnung eines Helden. Das völlig unbekannte Leben des Walter Bruno Iltz. Berlin: Alexander 2014
  • Paulus Manker: Walter Bruno Iltz. Die Enttarnung eines Helden. Wien: Eigenverlag 2011
  • Paulus Manker: Spurensuche Vater. Bühnenbildner, Regisseur, Prinzipal. Wien: Brandstätter 2010
  • Paulus Manker gem. mit François Burkhardt [Hg.]: Hans Hollein. Schriften und Manifeste. Wien: Akademie der bildenden Künste 2002

Filme (Auswahl)

  • Das Leben brennt heut' wieder sehr. Österreich: ORF 2004
  • Alma − A Show biz ans Ende. TV-Miniserie. ORF: 1999
  • Der Kopf des Mohren. Österreich: Wega Film 1996
  • Das Auge des Taifun. Österreich: Wega Film 1993
  • Weiningers Nacht. Österreich: Camera Film/Wega Film/Volkstheater Wien 1990
  • Schmutz. Österreich: MR TV-Film 1987

Literatur