Theaterkino

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Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Kino
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1921
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1965
Benannt nach
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  58236
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
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Letzte Änderung am 18.12.2023 durch WIEN1.lanm08pil
  • 17., Hernalser Gürtel 33

Frühere Adressierung
  • Titania-Lichtspiele (24 Oktober 1952, bis: 30 November 1965)

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48° 12' 56.00" N, 16° 20' 25.28" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Das Theaterkino (17., Hernalser Gürtel 33) wurde 1919 beantragt und 1921 eröffnet. 1922 hatte das Kino einen länglichen Saal mit Galerie für 774 Personen. 1930 wurde der Tonfilm eingeführt, 1934 hatte es einen Fassungsraum für 900 Personen.

Geschichte

1920-1939: Gründung und erste Jahre des Theaterkinos

Das Theaterkino wurde am 14. September 1920 am Handelsgericht Wien in das Handelsregister mit den Geschäftsführern Geza Spitzer (gelöscht 5. September 1922) und Franz Willms (gelöscht 23. Juni 1925) eingetragen.[1] Am 24. März 1922 wurden Antonia Spitzer (gelöscht 22. Dezember 1925) und Emanuel Rosenstein (gelöscht 17. Jänner 1930) als (zusätzliche) Geschäftsführende ins Handelsregister eingetragen. Am 22. Dezember 1925 wurde Antonia Spitzer durch Wilhelm Waltuch (gelöscht 26. Oktober 1934) abgelöst. Am 14. September 1926 kam Richard Koppelmann (gelöscht 23. Oktober 1934) als Geschäftsführer dazu, statt ihm am 23. Oktober 1934 Franz Humhal. Mit 26. Oktober 1934 befand sich die eingetragene Firma "Theater-Kino Hernalsergürtel Gesellschaft m. b. H. in Liquidation". Als Liquidatoren scheinen Wilhelm Waltuch und Franz Humhal auf. Letzter Treuhänder vor Löschung der Firma am 19. März 1942 war der Nationalsozialist Gustav Hilbert.[2] Die O.H.G. Waltuch & Co mit den Gesellschaftern Wilhelm Waltuch (4., Favoritenstraße 12) und Kommerzialrat Franz Humhal (1., Operngasse bestand weiter. Stiller Gesellschafter war Ingenieur Otto Zeisel (7., Lindengasse 34).

Die Konzession ging am 1. Jänner 1937 auf den Konvent der Barmherzigen Brüder über, der die Kinokonzession Wilhelm Waltuch und Franz Humhal verpachtete.

1939-1945: Arisierung des Kinos

Nach dem "Anschluss" konnte Wilhelm (Wolf) Waltuch (* 26. Jänner 1889, Kaufmann in 4., Favoritenstraße 12, zuletzt wohnhaft 2., Novaragasse 40/3/26) "wegen seiner Zugehörigkeit zum Judentum" seine Gesellschaftsrechte nicht mehr ausüben und sein Kino wurde arisiert. Am 9. Oktober 1942 wurde er in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, am 23. Oktober 1944 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort - ebenso wie seine Frau Berta Waltuch, geborene Itzigsohn, ermordet. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden beide für Tod erklärt.[3] Waltuch war jedoch nicht nur zur Hälfte Besitzer des Kinos, sondern auch Miteigentümer (zu 50 Prozent) der Liegenschaft EZ 269 mit dem Haus Hernalser Hauptstraße 33. Auch diesen Hausanteil musste er abtreten, der am 15. September 1939 an Josef Kirchmayer (nach dem Zweiten Weltkrieg geflüchtet) und am 1. April 1942 an Leopold Sczerba († 11. September 1939, nach seinem Tod ging sein Anteil an seine Gattin Elfriede als Vertreterin für den gemeinsamen minderjährigen Sohn) überging. Franz Humhal behielt seinen Anteil. Der Anteil des stillen Gesellschafters Otto Zeisel wurde von Franz Kamba (9., Gussenbauergasse 4, * 23. August 1898, † 10. Jänner 1983) arisiert. Kamba war Kriminalbeamter und 1934 maßgeblich beim Juliputsch beteiligt.[4] Nach 1938 war er politischen Adlatus von Dr. Otto Steinhäusl und Gauhauptstellenleiter in der Gauleitung Wien und Referent für Polizeibeamte.[5] 1942 wurde er dem Vermögensamt beim Reichsprotektorat für Böhmen und Mähren zugeteilt und trat dort in die Abteilung Lichtspieltheaterverwaltung ein, wo er die Aufgabe hatte, "die Betreuung der beschlagnahmten Kinos durchzuführen bezw. zu kontrollieren".[6] Das Kino wurde ab diesem Zeitpunkt unter dem Firmennamen "Titania Lichtspiele Kamba, Kirchmayr & Co"[7] weitergeführt (Handelsregister HRA 10.978). Die Spielbewilligung lief auf Kamba, Humhal, Kirchmayr und Sczerba.

Rückstellungsverfahren

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Kino unter öffentliche Verwaltung gestellt (Dr. Alfred Migsch) und die Kiba übernahm vom Konvent der Barmherzigen Brüder die Leitung des Kinobetriebs. Die beiden in England lebenden Töchter von Wilhelm Waltuch strengten ein Rückstellungsverfahren gegen die Witwe und den Sohn des Ariseurs Leopold Sczerba sowie gegen Josef Kirchmayr (nach dem Zweiten Weltkrieg wohnhaft in Oberösterreich) an, das 1949 zu Gunsten der Töchter von Wilhelm Waltuch ausging.[8] Das Kino wurde ab 24. Oktober 1952 unter dem Namen "Titania-Lichtspiele Pescud & Co" geführt und die beiden Töchter von Wilhelm Waltuch, Gertrude Pescud und Hedda Krakowski, geborene Waltuch, sowie der Neffe des ehemaligen stillen Teilhabers Otto Zeisel, Ernst Zeisel (der seit 1948 als eingesetzter öffentlicher Verwalter fungiert hatte) wurden als Firmeninhaberinnen und Firmenhaber angeführt.

Schließung des Kinos

Mit 21. Februar 1955 schieden die beiden Töchter von Wilhelm Waltuch aus der Firma aus, der Firmenname blieb bis zur Schließung der Firma am 2. Dezember 1966 erhalten. Der Kinobetrieb wurde mit 30. November 1965 eingestellt.[9] Das ehemalige Kino sollte einen Konsumladen umgewandelt werden.

Siehe auch: Kino

Quellen

Literatur

Weblinks

Referenzen

  1. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B78: Handelsregister C 44/226: Theater-Kino Hernalsergürtel Gesellschaft m. b. H.; Theater-Kino Hernalsergürtel Gesellschaft m. b. H. in Liquidation.
  2. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 202, A5 - Personalakten: Gustav Hilbert, * 2. Juni 1887. Hilbert war seit 1. August 1939 als Angestellter bei den Wiener Wasserwerken tätig. Er war in der NS-Zeit Geschäftsführer des Auhof-Kinos und kommissarischer Leiter des Kruger Kinos.
  3. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Landesgericht für Zivilrechtssachen, A26: 48 T 5831/1947.
  4. Hans Schafranek / Andrea Hurton: Wiener SS-Angehörige im „Arisierungs“-Rausch. NS-Seilschaften, Cliquen und Interessengruppen im Wettkampf um „jüdisches“ Vermögen. in: Forschungen zum Nationalsozialismus und dessen Nachwirkungen in Österreich. Festschrift für Brigitte Bailer. Hg. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Wien 2012, S. 43-66. 1934 wurde Franz Kamba gemeinsam mit anderen Putschisten ausgebürgert; vgl. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 116, A37 - Aus- und Rückbürgerungsakten: Kamba Franz geb. 23.08.1898. Auch bei seinem Tod hatte Kamba noch die deutsche Staatsbürgerschaft; vgl. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 212, A12: Franz Kamba, verstorben 10. Jänner 1983.
  5. Friedrich Wilhelm Schembor: Die Wiener Sicherheitswache im Jahr 1938. Ihre nationalsozialistische Gleichschaltung und die Verurteilung der Mitverantwortlichen. In: SIAK-Journal – Zeitschrift für Polizeiwissenschaft und polizeiliche Praxis 1 (2019). Siehe auch seinen sowie Lebenslauf in Wiener Stadt- und Landesarchiv, Reichsfilmkammer, Außenstelle Wien, A1: 125 - Titania. Im Akt liegen auch die Lebensläufe der anderen Ariseure ein.
  6. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Volksgericht, A1: Vr 1962/1945 Franz Kamba.
  7. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A47: HRA 10978 - Titania Lichtspiele.
  8. Siehe zum Rückstellungsvergleich im Akt Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A27: K94 - Titania-Lichtspiele 17., Hernalser Gürtel 33 sowie den Firmenakt Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A47: HRA 10978 - Titania Lichtspiele.
  9. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Fachverband der Lichtspieltheater, A1: 214 - Titania-Lichtspiele; darin auch der Zeitungsartikel "Titania" muß schließen. In: Neues Österreich, 03.11.1965.